Tragischer Unfall beim Spielen Er wollte ein Dino sein: Karlton (5) stirbt mit Heliumballon über dem Kopf

Es ist ein dramatischer Unfall, den der kleine Karlton Donaghey aus Gateshead bei Newcastle in England mit seinem Leben bezahlen musste. Der gerade einmal fünf Jahre alte Junge hatte einen Dinosaurier-Heliumballon von seinen Eltern bekommen. Und weil er als Dino offenbar seine Nichten erschrecken wollte, zog er sich den Heliumballon über seinen Kopf. Eine Tragödie, denn Karlton schaffte es nicht mehr, sich aus dem Ballon zu befreien. Er starb an einer Helium-Vergiftung. „Es ist ein Gift, das in Sekundenschnelle Leben kosten kann.“, so seine Mutter Lisa Donaghey, die jetzt andere Eltern warnen will.
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Karlton wollte nur Dinosauerier spielen - jetzt ist er tot
Die Familie saß draußen im Garten als sich im Haus der tragische Unfall ereignete. Karltons Mutter Lisa Donaghey wollte nach ihrem Sohn gucken, nachdem er auf der Toilette war und nicht wiederkam. Es muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein, als ihren kleinen Jungen mit dem Heliumballon über dem Kopf auf dem Boden ihres Hauses vorfand.
„Ich glaube, er wollte den Ballon auf den Kopf setzen, um ein Dinosaurier zu sein und draußen seine Nichten zu überraschen. Ich zog den Ballon von ihm und ich schrie. Ich habe ihn zur Terrassentür getragen. Als Mutter wusste ich, dass er bewusstlos war, er reagierte nicht. Er hatte seine Augen weit offen und er war blass“, berichtete Lisa Donaghey im Interview mit der britischen Tageszeitung „Daily Mail“.
Die Familie alarmierte den Notarzt und Nachbarin Amiee Morrison, die ebenfalls da war, begann sofort mit der Herzdruckmassage. „Ich bin draußen im Gras zusammengebrochen. Ich muss geschrien und geschrien und geschrien haben. Ich konnte es nicht ertragen, wieder hereinzukommen. An meinem kleinen Jungen wurde gearbeitet, ich war wie betäubt vor Angst und Schrecken“, berichtete die verzweifelte Mutter.
Vier Minuten nach dem Notruf sei der Krankenwagen eingetroffen, dann wurde Karlton mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Newcastle-upon-Tyne geflogen. Sechs Tage lang wurde er auf der Intensivstation des Royal Victoria Infirmary künstlich beatmet, bis die Geräte dann am 29. Juni abgeschaltet wurden.
Dr. Specht klärt über die Gefahren von Helium auf
Lisa Donaghey ist bewusst mit dieser tragischen Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen, denn sie will andere warnen. „Es ist ein Gift, das in Sekundenschnelle ein Leben kosten kann. Es ist sehr gefährlich. Mein Sohn ist daran gestorben, dabei wollte nur spielerisch ein Dinosaurier sein.“
Aber ist Helium wirklich so gefährlich oder war dieser Unfall nur eine Verkettung unglücklicher Umstände? Im RTL-Gespräch klärt Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht auf. Demnach sei Helium an sich nicht so gefährlich, da auch Erwachsene das Gas immer wieder mal zum Spaß einatmen. Das verstellt die Stimme und ist ein gängiger Party-Gag. Aber so Dr. Specht: „Das Problem ist Helium und Kinder. Nur ein kurzer Atemzug Helium und dann redet man normal weiter und atmet so auch wieder Sauerstoff ein, ist das kein Problem. Hier scheint es aber so zu sein, dass der Junge nur Helium geatmet hat.“
Helium verdränge den Sauerstoff in der Lunge und da kein frischer Sauerstoff mehr hinzugekommen ist, sei der Junge ohnmächtig geworden. „Hier muss es so gewesen sein, dass er bewusstlos geworden ist und weiterhin Helium eingeatmet hat“, so der Mediziner. Normalerweise nähmen die roten Blutkörperchen in der Lunge Sauerstoff auf und geben CO2, also Kohlenstoffdioxid ab. „Kohlendioxid wird mit der Atemluft ausgeatmet, während das sauerstoffreiche Blut über die Lungenvenen und den linken Herzvorhof in die linke Kammer fließt“, so Specht. Je nachdem wie lange der Junge schon bewusstlos dort gelegen habe, habe das Hirn laut Experte eventuell noch eine Restfunktion gehabt, aber dadurch seien die irreversiblen Schäden des Gehirns eingetreten. „Je länger der Sauerstoffmangel anhält, desto größer die Schäden.“ Wenn Blut nicht mehr ins Gehirn fließe, werde man ohnmächtig, so Specht. Dieser Zustand normalisiere sich aber schnell wieder, sobald der Mensch Sauerstoff einatme.
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Wie verhalte ich mich richtig?
Dr. Specht vergleicht den tragischen Unfall von Karlton mit Gruben-Unfällen. „Fällt man zum Beispiel zehn Meter in eine Grube in einen Schacht – selbst wenn ich alles habe, werde ich sterben, weil ich immer mehr CO2 einatme. Ich produziere immer weniger Sauerstoff, außerdem ist der leichter und geht nach oben, CO2 dagegen nach unten. Ich narkotisiere mich quasi selbst“, so Specht. Demnach könne das jedem von uns in einer solchen Situation passieren, denn „wenn die Zirkulation fehlt, geht nix mehr“.
Außerdem könne Helium Embolien auslösen, da sich Gasblasen im Blut bilden. Die von den betroffenen Blutgefäßen versorgte Gehirnregion werde so von der Nährstoffzufuhr abgeschlossen und sterbe ab.
In Karltons Fall habe die Nachbarin laut Specht alles richtig gemacht. Denn sie hat gleich mit der Herzdruckmassage begonnen, als sie den bewusstlosen Jungen gesehen hatte. Dazu rät auch Dr. Specht: „Wichtig ist die klassische Erste Hilfe. Erstmal gucken, ob der Kreislauf noch funktioniert. Wenn kein Kreislauf mehr da ist, dann sollte man eine Herzdruckmassage durchführen. Auch bei Kindern muss man heftig zudrücken – mindestens vier Zentimeter.“ In Karltons Fall sei auch eine Mund-zu-Mund Beatmung wichtig gewesen.
Das Tückische an Helium ist also, dass ohne Vorwarnung die Bewusstlosigkeit eintreten kann, da das Gas für Betroffene unbemerkt Sauerstoff aus den Lungen verdrängt. Deswegen so raten Experten, sollten Kinder nie alleine mit Heliumballons spielen, aber auch Erwachsene vorsichtig in dem Umgang mit dem Gas sein.
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