Kritik an „Wahre-Kosten-Aktion“ des Discounters

"Nur PR": Will Penny sich auf Kosten der Bauern ein grünes Image verpassen?

PRODUKTION - 26.07.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Zwei Preisschilder hängen im Kühlregal vor einer Packung mit Wiener Würstchen. Penny sorgt ab Montag (31.0.07.2023) für einen Preisschock der eigenen Art. Für neun Produkte kassiert das Unternehmen die «wahren Preise». Dabei werden auch verdeckte Kosten etwa für Umweltverschmutzung bei der Produktion berücksichtigt. (Zu dpa: "Discounter-Experiment: Wie teuer Lebensmittel eigentlich sei müssten") Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Würstchen sind in dieser Woche doppelt so teuer, wie noch einige Tage zuvor. Der "wahre Preis" soll den Menschen zeigen, welche Umweltschäden bei der Produktion angerichtet werden.
obe vco, dpa, Oliver Berg

Umweltorganisationen werfen Discounter Penny billige PR vor!
Wiener, Mozzarella, Hackfleisch – in dieser Woche sind neun Produkte beim Discounter Penny teilweise doppelt so teuer, wie üblich. Damit solle den Kunden gezeigt werden, was die „wahren Preise“ sind. Doch für die Aktion hagelt es nun Kritik – auch wollen die meisten Menschen nicht mitmachen.

Wiener für 6,01 Euro statt 3,19 Euro

Klima 94 Cent, Wasser 9 Cent, Boden 1,17 Euro, Gesundheit 62 Cent plus den normalen Verkaufspreis, ergibt für Wiener Würstchen einen Preis von 6,01 Euro.

Bisher gab’s die Packung für 3,19 Euro. Mit dem saftigen Aufschlag will uns der Discounter zeigen, welche wahren Kosten die Produktion so verursacht, die wir über den Preis in der Regel gar nicht mitbezahlen.

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Bernhard Krüsken: „Greenwashing-Projekt eines Discounters“

Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands
Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands wirft Penny vor, dies sei ein "Greenwashing-Projekt".

Für die erst einmal gut gedachte Maßnahme, hagelt es nun auch Kritik: „Die Penny-Aktion zu ‘wahren Kosten’ ist vor allem ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken der dpa.

Der Begriff Greenwashing bedeutet, dass sich ein Unternehmen nur ein grünes Image verpasst, in Wahrheit sich aber gar nicht so sehr für Umweltschutz einsetzt.

Auch die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch spricht von einem reinen PR-Gag. Während Penny für gerade einmal neun seiner Produkte die „wahren Preise“ verlange, drücke der Discounter gleichzeitig die Preise für etliche andere klima- und umweltschädliche Lebensmittel wie Fleisch aufs Minimum.

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Übrigens, laut BUND gibt’s jedes Jahr 22 Milliarden Euro an externen Kosten. Die Umweltschutzorganisation spricht von der Umweltbelastung, die durch konventionelle Tierhaltung für Fleisch- und Milchprodukte entsteht.

Nur 16 Prozent der Menschen wollen sich an der Aktion beteiligen

Die Aktion selbst kommt bei den meisten Menschen nicht so gut an. Gerade einmal 16 Prozent wollen Produkte zu „wahren Preisen“ bei diesem Discounter kaufen, das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Die teils doppelt so hohen Preise gelten übrigens nur eine Woche. (dbl)

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