Putins Verbrecher-Armee soll nach Fronteinsatz Heimat terrorisieren
Wagner-Söldner: Erst Kriegsverbrecher, dann zuhause kriminell?

Werden Putins kriminelle Wagner-Söldner jetzt zu einem hausgemachten Problem? Berichten zufolge sollen sie nach der Front-Rückkehr aus der Ukraine jetzt ihre Heimatstädte terrorisieren. Und dabei auch vor Morden nicht zurückschrecken, wie mehrere Fälle zeigen sollen.
Wird Straffreiheit nach Kriegsdienst zum Putin-Problem?

Die berüchtigten Söldner der Wagner-Gruppe sorgen bereits seit Beginn der russischen Großoffensive im Februar 2022 für Aufsehen. Immer wieder wird die private Armee des Kreml-Vertrauten Jewgeni Prigoschin mit besonders brutalen Methoden bis zu Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht. Erst kürzlich schockierte ein Video, auf dem Wagner-Männer einen ukrainischen Kriegsgefangenen mit einem Messer enthaupten sollen.
Zufall ist die Grausamkeit der Söldner nicht: Viele von ihnen wurden direkt aus Russlands Gefängnissen für den Krieg in der Ukraine rekrutiert – im Gegenzug für Straffreiheit nach ihrem Kriegsdienst. Kriegsherr Wladimir Putin wollte die Brutalität der Verbrecher-Kämpfer eigentlich gewinnbringend für seine Interessen nutzen. Nun könnte ihm diese Entscheidung zum Verhängnis werden.
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Mehrere Morde schockieren Russland
Denn nun, da Wagner-Männer nach dem Kriegseinsatz allmählich zurück in ihre jeweilige Heimat zurückkehren, stellen sie ihren Hang zur Gewalt keineswegs ab. Mehrere Mordfälle beschäftigen derzeit verschiedene Orte in Russland oder russisch kontrolliertem Gebiet, berichtet die englische Tageszeitung Guardian.
So auch in Zchinwali in der von Russland kontrollierten georgischen Region Südossetien. Am vergangenen Montag starb hier Soslan V. (38), ein in der Stadt bekannter Mann mit geistiger Behinderung. Auf Telegram kursierte kurz danach ein Video, das zeigen soll, wie ein Mann Soslan V. verfolgt und tritt. Bis er stirbt.
Der Vorfall schockierte Zchinwali. „Er wurde von allen in unserer engen Gemeinschaft geliebt. Er war ein gern gesehener Gast bei Hochzeiten und Abendessen, die Leute kümmerten sich wirklich um ihn und beschützten ihn“, sagte der südossetische Journalist Alik Puhati dem Guardian.
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"Putin und Prigoschin sind für Tod verantwortlich"
Am Dienstagmorgen nahmen die Behörden den Mann aus dem Video fest, es ist Georgiy S. Er ist seitdem Mordverdächtiger. Und er kämpfte für die Wagner-Truppe in der Ukraine, wurde im vergangenen Herbst aus dem Gefängnis rekrutiert. Weshalb er dort einsaß? Wegen Mordes.
Offenbar nicht der einzige kriminelle Rückfall eines Ex-Wagner-Söldners. Schon Ende März starb die 85-jährige Rentnerin Yulia B. aus Novyi Burets in der Oblast Kirow. Mordverdächtiger ist auch hier ein ehemaliger Wagner-Kämpfer: Ivan R. (28). 2020 zu zehn Jahren Haft wegen Mordes verurteilt, rekrutierte Wagner-Chef Prigoschin auch Ivan R. für den Krieg in der Ukraine. Und entließ ihn anschließend in seine Heimatstadt. „Der Staat und persönlich Putin und Prigoschin sind für Yulias Tod verantwortlich und sollten dafür einstehen“, zitiert der Guardian einen anonymen Verwandten von Yulia B. Seit Anfang des Jahres ist es verboten, Kritik an Wagner-Söldnern zu äußern oder zu veröffentlichen.
Nicht auszuschließen, dass die beiden bekannten Fälle nur der Anfang weiterer Gewaltexzesse ehemaliger Männer der Gruppe Wagner in der Heimat sind. Wie skrupellos die Wagner-Truppen agieren, zeigt auch diese Meldung vom Montagmorgen: Ein Streit zwischen regulären russischen Truppen und Wagner-Söldnern soll zu einer Schießerei mit Toten auf beiden Seiten eskaliert sein.
Unabhängig überprüfen lassen sich diese Berichte zwar nicht, doch klar ist: Prigoschins Männer sind unberechenbar. Sowohl an der Front als auch nach ihrer Rückkehr daheim. (jak)
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