Vorläufige Chemie-Einigung bei den Tarifverhandlungen

Chemie-Beschäftigte erhalten 1.400 Euro-Einmalzahlung

ARCHIV - 24.02.2020, Baden-Württemberg, Tübingen: Ein Mann pipettiert in einem Labor eines biopharmazeutischen Unternehmens eine blaue Flüssigkeit. In den Tarifverhandlungen für rund 580 000 Beschäftigte in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie gibt es zunächst nur einen Teilabschluss. (zu dpa "«Brücken-Tarifvertrag» für Chemie: Einmalzahlung von 1400 Euro") Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Beschäftigte in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie erhalten eine Einmalzahlung von 1400 Euro.
scg bwe wst vco, dpa, Sebastian Gollnow

Vor dem Start der Tarifgespräche in der Chemiebranche lagen die Vorstellungen von Gewerkschaft und Arbeitgebern weit auseinander. Nun gelang schon beim zweiten Treffen auf Bundesebene eine Einigung. Einige Punkte bleiben aber ausgeklammert.
Lese-Tipp: Chemie-Tarifgespräche gehen weiter: Arbeitgeber warnen

Einigung ist eine "Brückenlösung" bis Herbst

In der ersten großen Flächentarifrunde dieses Jahres gibt es für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie nur einen vorläufigen Teilabschluss. Die Gewerkschaft IG BCE und der Arbeitgeberverband BAVC einigten sich auf eine Einmalzahlung von 1.400 Euro je Beschäftigten.

Wegen des Ukraine-Kriegs und der stark gestiegenen Energiepreise sehen beide Seiten darin eine „Brückenlösung“ bis Herbst. Die Gespräche wurden vorläufig ausgesetzt - im Oktober soll dann weiter verhandelt werden.

Einigungen bei Nachtschicht-Zuschlag erzielt

  • Die Einmalzahlung von 1.400 Euro wird demnach spätestens im Mai fällig und fließt nicht dauerhaft in die Tariftabellen ein. In Unternehmen mit wirtschaftlichen Nöten kann die Zahlung auf 1.000 Euro gekürzt werden.

  • Auszubildende sollen laut der Angaben 500 Euro erhalten.

  • Der Kompromiss gilt für 1.900 Betriebe mit 580.000 Beschäftigten. Bis Oktober sollen die Entgelttabellen unverändert weiter gelten.

  • Zudem einigten sich IG BCE und BAVC darauf, die Zuschläge für regelmäßige und unregelmäßige Nachtschichten auf einheitlich 20 Prozent festzulegen. Bislang lagen diese bei 15 bzw. 20 Prozent. Die IG BCE hatte hier 25 Prozent gefordert.

Darüber hinaus wollen Gewerkschaft und Arbeitgeber die Ausbildung in der Branche stärker fördern, mobile Arbeit tiefer untersuchen, Altersfreizeit flexibler gestalten und die betriebliche Altersvorsorge attraktiver machen.

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"Mit der Krisen-Brücke verschaffen wir eine dringend benötigte Atempause"

„Mit der Krisen-Brücke verschaffen wir Unternehmen und Beschäftigten eine dringend benötigte Atempause“, erklärte BAVC-Verhandlungsführer Hans Oberschulte. „Das ist die richtige Antwort auf die maximale Unsicherheit, die wir seit Putins Invasion erleben.“ Er sprach von einer Lösung, die die Interessen beider Seiten berücksichtige.

„In dieser Zeit großer Unsicherheit für Beschäftigte wie Unternehmen mussten wir eine Lösung finden, die Inflationslinderung mit Beschäftigungssicherung verbindet“, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis. Die Beschäftigten würden sofort entlastet. „Unser Ziel bleibt die dauerhafte Steigerung der Entgelte noch in diesem Jahr.“

Steigende Energiepreise treffen Chemie- und Pharmabranche besonders

Ursprünglich hatte die IG BCE einen Lohnzuwachs oberhalb der Inflation verlangt. Seither sind die Verbraucherpreise in Deutschland aber rasant geklettert, im März lag die Inflationsrate bei 7,3 Prozent. Der Krieg in der Ukraine sowie die stark gestiegenen Energiepreise treffen die Chemie- und Pharmabranche besonders. Zudem ist die Angst vor einem Stopp russischer Öl- und Gaslieferungen groß. (dpa)