Abschied vom putzigen Nagetier droht

Vom Aussterben bedroht! Gibt es weltweit bald keine Feldhamster mehr?

99 Prozent der putzige Tiere sind schon weg – gerade einmal ein Prozent der Feldhamster hat seit den 1950ern überlebt, so meldet der Naturschutzbund (NABU) aktuell. Weltweit setzen der Feldhamster-Population fehlende Feldflächen, industrieller Landwirtschaft mit Monokulturen und akuter Nachwuchsmangel zu. Wie Tierschützer versuchen, vor allem letzteres Problem zu lösen, sehen Sie im Video.

Vom "Hassobjekt der Bauern" zum schützenswerten Liebling

Wie der Name schon sagt, verstecken sich Feldhamster am liebsten im Feld. Aufgrund der Trockenheit ernten Landwirte immer früher ihre Felder ab – dadurch finden Feldhamster weniger Nahrung und sind schutzlos ihren Fressfeinden wie beispielsweise Uhus, Füchse und auch Dachsen ausgeliefert. Deswegen ist der Nager vom Aussterben bedroht, obwohl er eigentlich wichtige Funktionen für das Ökosystem hat.

Das haben laut NABU inzwischen auch die Landwirte erkannt: Aufgrund des „Hamsterns“, also seines hohen Bedarfs an Getreide für den Winter, sei der Feldhamster lange Zeit das „Hassobjekt der Bauern“ gewesen. Doch das Durchgraben des Feldes und die Fäkalien, die als Dünger dienen, bereichert die Landwirtschaft eher als dass sie ihr schade.

Ist spätreifendes Getreide die Lösung?

In einem landwirtschaftlichen Projekt in Hessen wollen Experten aktuell herausfinden, ob spätreife Weizensorten zum Erhalt des selten gewordenen Feldhamsters beitragen können. Auf dem Feld eines Landwirts in Butzbach im Wetteraukreis wurden 13 Weizensorten in mehreren Streifen angebaut, die zwischen Ende Juli und Anfang Oktober zu drei verschiedenen Zeitpunkten geerntet werden. „Im Labor wird untersucht, wie sich eine spätere Ernte auf den Ertrag aber auch auf die Qualität auswirkt.“ Dies könne auch dazu beitragen, dass die Feldhamster genügend Nahrung für ihren Nachwuchs finden. Das in 2022 angelaufene Projekt ist auf insgesamt drei Jahre angelegt.

Karl-Josef Walmanns, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, im Interview.
Die diesjährige Sommertrockenheit hat katastrophale Auswirkungen für die Feldhamsterpopulation, das erklärt uns Karl-Josef Walmanns vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.
rtl.de
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Ebenfalls möglich: Getreide länger als üblich stehen lassen

Auch im hessischen Rosbach vor der Höhe will man den Artenerhalt des Feldhamsters fördern. Ein Landwirt hat hier sein Getreide freiwillig länger als üblich stehen lassen. Das Land Hessen will nun untersuchen, ob und in welcher Weise das eine mögliche Hilfe für den bedrohten Feldhamster sein könnte.

Der Erhalt des Feldhamsters ist deswegen so wichtig, weil er ähnlich wie Regenwürmer für die Bodenumwälzung zuständig ist. Somit tragen sie einen großen Teil dazu bei, Böden fruchtbarer zu machen. Laut NABU gibt es aber nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster in Deutschland – nicht zuletzt deswegen gelten sie als besonders schützenswert. (kmü/gmö/dpa)