Sara (16) seit einem Jahr spurlos verschwunden

Mutter: Meine Tochter wird in München zur Prostitution gezwungen

Die 16-jährige Sara verschwindet vor einem Jahr aus einer Jungendeinrichtung in Innsbruck. Sie Vermutung ihr Mutter, sie sei Opfer von Zwangsprostitution geworden.
Die 16-jährige Sara verschwand vor einem Jahr aus einer Jungendeinrichtung in Innsbruck
RTL
von Jessica Sander und Romy Schiemann

Seit einem Jahr herrscht Angst und Ungewissheit - wo ist Tochter Sara (16)?
Im August 2022 verschwindet das Mädchen aus Innsbruck. Mehrere Spuren sollen nach München führen, wo sie als Zwangsprostituierte arbeiten soll. Saras Mutter ist überzeugt, dass ihre Tochter Opfer von Menschenhandel geworden ist. Wir haben mit ihr gesprochen.

Mutter von vermisster Sara aus Innsbruck vermutet Menschenhandel

Mutter Yasmin R. mit dem jüngsten ihrer zehn Kinder. Tochter Sara ist jetzt 16-Jahre alt.
Mutter Yasmin R. mit dem jüngsten ihrer zehn Kinder. Tochter Sara ist jetzt 16 Jahre alt.
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Als sie vor einem Jahr spurlos verschwindet, ist Sara gerade mal 15 Jahre alt. Ihr Wohnort: eine Wohngruppe für Jugendliche ins Innsbruck. Dort lebt Sara, weil sie sich immer mehr verändert haben soll. Am Nachmittag des 16. Augusts erzählt sie ihren Betreuern, sie wolle ein Picknick machen. Doch die 15-Jährige kehrt nie zurück.

Seit diesem Tag hat sich für die Familie alles verändert.

Wir treffen ihre Mutter. Sie trägt eine Perücke, will so ihre anderen neun Kinder vor Anfeindungen im Netz schützen – aber trotz dieser Sorge spricht sie mit uns. Und was Yasmin R. vermutet, gehört zu den schlimmsten Dingen, die eine Mutter befürchten kann. „Ich bin felsenfest überzeugt, dass mein Kind Opfer von Menschenhandel geworden ist.“

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Sara verändert sich immer mehr

„Wir hatten eine wunderbare Beziehung“, erinnert sich Yasmin R. Sara sei ein lebensfrohes Mädchen gewesen, war sogar Cheerleaderin, habe viel Sport gemacht und viele Freundinnen gehabt, so Yasmin. Doch als Sara 13 ist, verändert sich durch einen Schicksalsschlag alles. „Sara wurde von einem irakischen Flüchtlingsjungen vergewaltigt. Der war auf dem Papier erst 16 und deshalb wurde er freigesprochen. Aber im wahren Leben war er schon über 20“, erzählt Saras Mutter zum ersten Mal öffentlich.

Nach dieser schrecklichen Tat, so Yasmin R., habe Sara angefangen, ein Kopftuch zu tragen, aber zunächst noch sehr locker. Einen Grund zur Sorge gibt es für ihre Mutter zu dem Zeitpunkt noch nicht. Erst als die Kleidung immer dunkler wird und Sara irgendwann sogar eine Vollverschleierung trägt, ändert sich das. In Österreich sei das nämlich verboten, stehe sogar unter Strafe. „Ich habe immer wieder versucht, mit Sara zu reden und ihr zu erklären, dass man das hier nicht darf“, erinnert sie sich.

Aber anstatt zu verstehen, verschließt und verändert sich das Mädchen immer mehr, will nicht mehr zur Schule und mit 14 Jahren plötzlich islamisch heiraten: „Natürlich hab ich das als Mama abgelehnt, denn welche Mama erlaubt das?“ Sara habe deine eine extreme Abneigung gegen sie entwickelt, so Yasmin. Eine Situation, die über Wochen anhält. „Aber ich denke, dass diese Leute, die Sara manipuliert haben, dahinterstecken“, so Yasmin. Zusammen mit einem Kriseninterventionsteam wird entscheiden, dass Sara in die Einrichtung kommt. Nur zehn Tage später ist sie verschwunden.

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Wird die vermisste Sara in einem Keller festgehalten?

Wer dahintersteckt, ist völlig unklar. „Sie hat immer verschiedene Geschichten erzählt. Einmal hat Sara gesagt, es sei ein Albaner. Dann wiederum hat sie erzählt, es sei ein konvertierter Deutscher. Immer wieder etwas anderes und sie hat immer wieder andere Namen genannt“, so Yasmin. Am Tag vor ihrem Verschwinden sei Sara noch einmal zu Hause gewesen, ohne Kopftuch, dafür geschminkt. Sie habe ihren Bruder gesucht, erinnert sich Yasmin. „Die zwei sind immer wie Zwillinge und beste Freunde gewesen.“ Er habe Sara einen Umschlag mit 500 Euro gegeben, gibt der Junge später zu. „Da hat mir schon mein Mamaherz gesagt, das Kind plant was“, so Yasmin. Einen Tag später verschwindet Sara. Und Yasmin weiß: Es muss etwas Schlimmes passiert sein.

Tage später wird sie von einem Fremden Mann angesprochen, der dieses Gefühl bestärkt. „Er konnte nicht so gut Deutsch und er hat angedeutet, dass Sarah in einem Hotel in München im Keller festgehalten wird, gemeinsam mit anderen Mädels.“ Dort soll sie unter Drogen gesetzt und gefügig gemacht worden sein, um sie dann zu verkaufen“, so Yasmin weiter.

Spekulationen um vermisste Sara aus Innsbruck

Da die Polizei ihr ohne konkrete Angaben und Adresse nicht helfen kann, hofft sie, dass das jetzt die Öffentlichkeit übernimmt, denn Gerüchte und Spekulationen gibt es viele. So schreiben österreichische Medien, Sara sei gar als IS-Braut nach Syrien gegangen, erzählt Yasmin. Ein Mann schrieb ihr, Sara solle sich in Wien aufhalten. Aber nur die Theorie zur Zwangsprostitution ergebe Sinn, denn egal was in der Vergangenheit war, Sara habe sich immer irgendwann gemeldet.

Jetzt unterstützen auch Detektive Yasmin: die Trovatos, bekannt aus dem Fernsehen. Seitdem, sagt sie, seien viele Hinweise eingetroffen. Jetzt hofft Yasmin, dass Sara schnell gefunden wird. Und dass sich ihre Angst, ihrer Tochter könnte etwas Schlimmes angetan werden, nicht bestätigt.

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