Gier-Vorwürfe aus Fan-Kreisen

F1-Boss wehrt sich : „Verkaufe nicht die Seele der Formel 1"

Stefano Domenicali chairman Formula 1 Group, during the Hungarian GP, 28-31 July 2022 at Hugaroring, Formula 1 World championship 2022. / action press
Stefano Domenicali beim Ungarn-GP.
sz, action press, ActionPress

Geht es der Formel 1 etwa nur ums Geld? F1-Boss Stefano Domenico hat auf Gier-Vorwürfe aus Fan-Kreisen reagiert. Gegen die Veranstalter von Rennen in Deutschland setzt er zudem einen massiven Seitenhieb.

Formel 1: Domenicali wehrt sich gegen Kritik

Rennen in Ländern, die es mit Menschenrechten nicht wirklich ernst meinen, dafür ein mögliches Aus für Traditionsstrecken wie Spa in Belgien. Die Formel 1 zieht zunehmend Kritik an der Gestaltung ihres Rennkalenders auf sich. Von Fans und Medien. Dagegen wehrt sich nur Formel-1-Chef Stefano Domenico, auch wenn er zugibt, dass Geld durchaus eine Rolle spiele.

„Geld ist überall wichtig. Auch für uns. Aber wir schauen nicht nur darauf, das Gesamtpaket muss stimmen. Würden wir nur auf das Konto schauen, würde der Rennkalender definitiv anders ausschauen“, sagte er der „Sport Bild“.

Lese-Tipp: Fährt hier ein Formel-1-Wagen auf der Autobahn?

Dass er einen Ausverkauf der Formel 1 betreibe, weist er knallhart von sich. „Ich verkaufe nicht die Seele der Formel 1“, sagte der Italiener weiter. „Das ist der normale Wandel. Wir öffnen uns der gesamten Welt.“

Situation vor Ort verbessert - wirklich?

Damit meint er eben auch Rennen in Saudi-Arabien, Katar, Abu Dhabi, Bahrain und Aserbaidschan. Die Argumentation: "Wir sorgen für das Scheinwerferlicht, in dem sich die Gastgeber gut präsentieren wollen. Erste Erfolge gibt es bereits. In Saudi-Arabien dürfen Frauen seit vier Jahren Auto fahren", so Domenicali.

Lese-Tipp: Droht das Aus? Traditionsstrecke in Spa muss zittern

Diese Argumentation läuft allerdings oft ins Leere. Das erläuterte Sport-Philosoph Tobias Arenz im RTL/ntv-Interview. Denn so gut wie nie haben Sportevents die Situation in einem Unrechtsstaat verbessert. „Vielleicht ist diese Hoffnung auch ernst gemeint, geht aber hart an den Realitäten vorbei. Das beste Beispiel ist Peking 2008. Die Spiele haben gerade nicht dazu geführt, dass es weniger Repressionen gab. Sondern mehr Inhaftierungen oder Zwangsumsiedlungen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem durch ein Sport-Event mittel- oder langfristig Dinge verändert wurden.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Breitseite gegen deutsche Veranstalter

Klar ist: 2023 fährt die Königsklasse erneut nicht in Deutschland. Domenicali setzt eine krachende Breitseite gegen die Macher.

"Wenn ich selbst keinen Anruf mache, sehe und höre ich wenig aus Deutschland. Sie sprechen, sprechen, sprechen, aber am Ende braucht man Fakten. Es ist mir ein Rätsel, wie man heutzutage kein Business rund um einen Grand Prix aufbauen kann", urteilte Domenicali.

Ein Streitpunkt sind die hohen Kosten. Die Formel 1 könne nicht alle Kosten übernehmen, nur damit die F1 in Deutschland Halt macht. Wenn man eine Lösung finde, dann sei ein Rennen hierzulande aber wieder ein Thema. (msc)