„Sonst laufen Sie davon!“

Kann man eine toxische Beziehung retten? Therapeutin erklärt, wie das möglich ist

Bearded man shouting at his girlfriend
Kann man eine toxische Beziehung überhaupt retten? Eine Expertin erklärt, in welchem Fall das möglich ist.
PetkoDanov MIXMIKE, iStockphoto

Oft bleibt eine toxische Beziehung gerade in der Anfangszeit unbemerkt. Dass der Höhenflug der Liebe nach den ersten Monaten zur Landung ansetzt und die wilde Verliebtheit etwas mehr Bodenhaftung weicht, ist natürlich ganz normal. Doch im Falle von toxischen Beziehungen kommt es zum Total-Crash: Die traute Zweisamkeit, die wie in einem Liebesroman begonnen hat, wird plötzlich zum Psycho-Drama. Kann man eine toxische Beziehung noch retten? Die psychologische Beraterin und Therapeutin Ruth Marquardt schildert im Interview, unter welchen Voraussetzungen das möglich ist.
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Toxische Beziehung: Können wir eine solche Partnerschaft noch kitten?

Die Psychologie-Expertin Ruth Marquardt setzt sich aktuell für ein Buch mit toxischen Beziehungen auseinander. Laut der Therapeutin sind etwa zu 80 Prozent Männer der toxische Part in einer solchen Partnerschaft. Das Thema toxische Beziehungen sei daher insbesondere für Frauen von trauriger Relevanz, da sie in diesem Zusammenhang häufig bedroht, verfolgt und im Extremfall sogar getötet werden. Dann ist die Rede von einem Femizid. Natürlich gibt es aber bei toxischen Beziehungen diverse Abstufungen, und die Beziehung endet nicht immer tödlich. Klar ist: Eine toxische Beziehung, in der Gewalt eine Rolle spielt, die ist laut der Expertin nicht zu retten.

Doch kann man eine Beziehung noch kitten, wenn der eine für den anderen zumindest zeitweise einfach nur Gift ist? „Wenn wir wirklich davon sprechen, dass ein Partner toxisch für den anderen ist und nicht in der Lage oder willens sich selbst zu reflektieren, wird es schwierig. Der toxische Part in einer Partnerschaft muss anerkennen, dass er etwas getan hat, was die Frau verletzt hat, oder was über das normale Streit-Verhalten weit hinausgeht“, beschreibt Ruth Marquardt.

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Ihre Meinung ist gefragt: Glauben Sie, dass man eine toxische Beziehung noch retten kann?

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Therapeutin mit klarer Ansage: „Wer Fehlverhalten nicht reflektiert, für den sieht es schlecht aus“

Problematisch sei insbesondere extremes Kontrollverhalten und, wenn der Partner einem nachstellt. „Wer dieses Fehlverhalten nicht reflektiert und den Grund dafür auf den Partner schiebt, für den sieht es schlecht aus. Der toxische Part einer Beziehung darf nicht die Verantwortung von sich wegschieben. Wenn das passiert: Nehmen Sie die Beine in die Hand und laufen davon!“, so Marquardts Appell. Diese Beziehung sei nicht zu retten.

Kurzum: Wenn ein Partner toxische Verhaltensweisen an den Tag legt und keine Veränderungsbereitschaft zeigt, sei die Beziehung ein hoffnungsloser Fall, erklärt die Expertin. Anders sähe es aus, wenn ein Partner sich über sein Fehlverhalten durchaus bewusst sei und aktiv etwas verändern möchte.

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Rettung von toxischen Beziehungen: „Nur darüber sprechen, dass man etwas verändern will, reicht nicht“

„Wenn jemand genau weiß, dass er zum Beispiel aufbrausend ist, weil der Vater schon Choleriker war und sich deswegen vielleicht sogar in einer Therapie befindet und an sich arbeitet – dann kann die Beziehung noch eine Chance haben. Doch wer nur darüber spricht etwas zu verändern und dem Gespräch keine Taten folgen lässt, den sollte man ziehen lassen.“

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Wenn keine konkreten Schritte gegen die toxischen Verhaltensweisen unternommen werden, rät die Therapeutin dazu, sich möglichst schnell aus der Beziehung zu lösen. „Verabschieden Sie sich so früh wie möglich, weil sonst die Suchtfessel, die sich in diesen Partnerschaften oft entwickelt, so hoch wird, dass die betroffene Person nur sehr schwer aus der toxischen Beziehung wieder herausfindet“, rät Marquardt abschließend.