„Das ist unsere Flüchtlingsunterkunft“

13 geflüchtete Männer überrumpeln junge Mutter (32) und wollen in ihr Haus

Toppenstedt
Die Geflüchtete harrten im Dunkeln und im Regen aus.
Privat
von Christo Tatje

Ein kleiner Fehler führt bei ihr zu großer Angst!
Plötzlich steht mitten am Nachmittag bei einer Toppenstedterin im Landkreis Harburg eine große Gruppe von Männern vor der Tür. Sie haben ihre Koffer in der Hand und sind fest davon überzeugt, ihr neues Zuhause gefunden zu haben. Auf einem Zettel steht die Adresse der Immobilienkauffrau.

Toppenstedterin reagiert überfordert

Sie sitzt gerade im Home-Office und betreut parallel ihren Sohn, da hört die junge Mutter die vielen Stimmen vor dem Haus. „Ich bin dann rausgegangen und die haben auf mein Haus gezeigt und dann habe ich auf Englisch gefragt, was los sei“, erinnert sich die 32-Jährige im Gespräch mit RTL. Es sind Geflüchtete mit einem Bescheid vom Landkreis in der Hand und einer Wegbeschreibung – mit ihrer Adresse!

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Falsche Flüchtlingsunterkunft

„Die Wegbeschreibung war richtig und es war auch mein Haus“, stellt sie fest und erkennt den Fehler sofort. Es ist ein Zahlendreher in der Postleitzahl, denn ein paar Orte weiter gibt es eine gleichnamige Straße mit einer richtigen Flüchtlingsunterkunft. Als sie versucht, den jungen Männern den Weg zu erklären und sie den Hof verlassen, hofft sie, endlich Ruhe zu haben und sich von dem Schock zu erholen.

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Gedankenkarussell bei der jungen Mutter

„Alleine als Frau mit Kind zu Hause, da hatte ich einfach Angst, aber die Männer haben ja nichts gemacht“, sagt sie und hat eher Mitleid. „Die Leute bekommen eine Wegbeschreibung mit und sind dann auf sich allein gestellt, man kann sich vorstellen, wie schlimm das für die Menschen ist“, sagt sie. Sie bedauert, dass die jungen Männer die sechs Kilometer lange Strecke von Toppenstedt nach Garstedt zu Fuß weiterlaufen müssen. „Hätte ich meinen kleinen Sohn nicht, dann hätte ich geholfen“, versichert sie und fügt hinzu, „ohne Ortskenntnisse und zu Fuß bekommt man die Strecke nicht hin.“

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Die Geflüchteten aus Syrien kommen wieder

Viel Zeit zum Grübeln bleibt der jungen Mutter sowieso nicht. Als sie am Abend im Bett liegt, klingelt es plötzlich an der Tür. Durch das Fenster erkennt sie die Gruppe wieder, nur ein paar Gesichter sind sogar noch dazugekommen. Ihr Sohn bekommt einen Schreck und fängt an zu weinen. Sie entscheidet sich dazu, die Tür nicht zu öffnen und auf ihren Mann zu warten.

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Die Polizei wird eingeschaltet

Während sie versucht, das kleine Kind zu beruhigen, harren draußen dreizehn syrische Geflüchtete im Dunkeln und im Regen auf ihren Koffern aus. Sie wirken orientierungslos. Als ihr Mann von der Arbeit kommt, rufen sie gemeinsam die Polizei und bekommen endlich Hilfe. „Die Polizei hat sie dann zu einer Bushaltestelle gelotst, bei der sie gewartet haben, bis sie abgeholt wurden“, erzählt sie und setzte sich anschließend an den Schreibtisch.

Der Landkreis Harburg entschuldigt sich

Sie schreibt dem Landkreis noch am Abend eine E-Mail. „Ich habe gefragt, wie das sein kann, dass die meine Adresse angeben? Am Morgen kam dann eine zaghafte Entschuldigung.“ Der Landkreis bestätigt den Fehler im Gespräch mit RTL. Ein Kollege habe die Adresse leider vertauscht. „Wenn man nicht aufpasst, dann landet man auf dem falschen Treffer, das ist dem Kollegen passiert“, erklärt Katja Bendig vom Landkreis Harburg.

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Syrer müssen alleine klarkommen

„Die Geflüchteten wurden früher immer zu den Unterkünften gefahren. Jetzt, wo das so viele sind, können wir das nicht mehr leisten“, schildert die Pressesprecherin des Landkreises und bedauert die Verwechslung. Die jungen Männer seinen jetzt zum Glück in der richtigen Unterkunft angekommen. Die junge Mutter ist froh, dass es den Männern nun gut geht, hofft, dass der Fehler aber nicht nochmal passiert.