Plötzlich zeigten Gäste VergiftungserscheinungenEin Toter und mehrere Verletzte in Lokal in Weiden: War Liquid Ecstasy im Champagner?
Sie teilten sich eine Doppelmagnum-Flasche "Moët & Chandon" – Minuten später zeigten die ersten Gäste des „La Vita“ in Weiden (Oberpfalz) Vergiftungserscheinungen. Krampfanfälle, Schaum vorm Mund, Harald Z. (52) starb, sieben Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Angeblich soll der Schampus, der originalverpackt am Tisch geöffnet worden sei, mit einer hohen Dosis MDMA kontaminiert gewesen sein. Polizeisprecher Klaus Feldmeier dementiert oder bestätigt diesen Fakt im RTL-Interview nicht. Doch Indizien sprechen dafür.
War die 1.000-fache Dosis Ecstasy in der Champagner-Flasche?

Wie „Bild“ aus Polizeikreisen erfahren haben will, sei in der Flasche etwa die „1.000-fache Dosis einer ‘normalen’ Konsumeinheit“ des kristallinen Amphetamins Ecstasy gewesen. Ein Sprecher wollte dies weder bestätigen noch dementieren. Die Flasche sei am Tisch geöffnet worden, heißt es in einem Statement des Schwesterlokals „Il Barretto“. „Dies wurde auch gefilmt. (...) Nach einem ersten Probeschluck wurde der Geschmack des Champagners sofort beanstandet. Innerhalb von wenigen Minuten brachen alle, die den Champagner gekostet haben zusammen.“ MDMA (3,4-Methylendioxy–N–methylamphetamin) ist geschmacksneutral, Zeugen sagten „Oberpfalz-Medien“ zufolge jedoch aus, der Schaumwein sei blässlich lila gewesen. „Es wird ja hier von sogenannten pink Kristallen gesprochen“, sagte der Internist Dr. med. Suso Lederle im RTL-Interview. „Diese pinke Farbe könnte auch in dem Getränk auftauchen.“ Aufgrund der charakteristischen Farbe liege der Verdacht sehr nahe, dass der Champagner tatsächlich mit MDMA kontaminiert gewesen sei.
Sollten die Gerüchte stimmen, könnte der Alkohol die Wirkung des Rauschgifts noch verstärkt haben. „Dann führt das zu Krampfanfällen im Hirn, zu Atemaussetzern und damit auch zum Tod“, so Dr. Lederle. Symptome, die sich mit den Beobachtungen von Zeugen im vorliegenden Fall decken. Eine Obduktion des Toten könnte noch am Montag angeordnet werden, sagte ein Sprecher der Polizei.
„Es hatte eine toxische, eine Giftwirkung"
Inzwischen hat sich auch der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer geäußert. „Es waren Dinge drin, die in einem Champagner eigentlich nicht vorkommen“, sagte er. „Es hatte eine toxische, eine Giftwirkung.“ Die toxikologischen Untersuchungen seien abgeschlossen, wann die Ergebnisse veröffentlicht werden, sei noch unklar. Ihm zufolge besteht der Verdacht der fahrlässigen Tötung. Ermittelt werde in alle Richtungen. „Es gibt Verdachtsmomente.“ Details wollte Schäfer zunächst nicht nennen – auch nicht dazu, ob schon jemand als Beschuldigter geführt wird.
Zu der Frage, ob es auch sein kann, dass das Ecstasy in die Flasche gelangt ist, nachdem die Flasche geöffnet war, sagt Polizeisprecher Klaus Feldmeier im RTL-Interview: „Wir können es nicht definitiv ausschließen, aber es deutet daraufhin, dass es vorher in der Flasche war.“
Jetzt werde man sich auf die Untersuchung der Flasche und die Obduktion, die durchgeführt wird, konzentrieren. Durchsuchungen und Vernehmungen habe es in der Sache, laut dem Polizeisprecher, auch schon gegeben.
Mann starb in der Nacht auf Sonntag
Der 52 Jahre alte Harald Z. aus Pfreimd (Landkreis Schwandorf) starb noch in der Nacht auf Sonntag, sieben weitere Personen seien verletzt worden, einige sogar schwer, teilte die Polizei mit. Lebensgefahr bestehe aktuell jedoch nicht, eine Person konnte das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen.
Offenbar wollten die Freunde in dem Restaurant in der Weidener Innenstadt gemeinsam die RTL-Datingshow "Take me out" um 23.45 Uhr anschauen. „Mein Bruder robbte nach dem Trinken noch auf Toilette und scheint vor Ort gestorben zu sein“, sagte der Bruder des Verstorbenen der Zeitung.
Polizei ermittelt, wie Champagner in das Restaurant kommen konnte

Die Polizei ermittelt und hat die Sonderkommission "Markt" gegründet. Die angebliche Vermutung der Ermittler: Drogenschmuggler könnten das MDMA in der Flasche aufgelöst haben, um es später wieder herauszufiltern. Wie die Flasche, die „Bild“ zufolge, am Tag zuvor gekauft worden sein soll, in das Restaurant gelangen konnte, sei Gegenstand der Ermittlungen.
Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 09 61 / 401 22 22 zu melden. (cwa)
































