Hatte das Schwein ein gutes Leben?
Tierwohl-Label soll beim Fleischkauf helfen

Ein Tierwohl-Label soll dem Verbraucher künftig zeigen, ob das Tier artgerecht gehalten wurde. Das Bundeskabinett hat jetzt ein solches Kennzeichen beschlossen, das ab Ende 2020 auf abgepacktem Fleisch kleben soll. Doch die Kennzeichnung ist freiwillig - und das ist für viele Kritiker das Problem.
Ganz neu ist die Idee nicht: Bereits im April 2019 haben große Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka mit dem „Haltungskompass“ eine Haltungskennzeichnung für unverarbeitetes Fleisch der Eigenmarken eingeführt. Bei den Logos gibt es vier Stufen, die vom gesetzlichen Mindeststandard bis hin zur Bioqualität reichen.
Was sagt das staatliche "Tierwohl"-Kennzeichen?

Tierwohl-Siegel gilt zunächst für Schweinefleisch
Zu dem Agrar-Paket, das das Bundeskabinett für den Schutz von Nutztieren und Insekten auf den Weg gebracht hat, gehört auch das Tierwohl-Kennzeichen. Fleisch, welches das Label trägt, muss nach Kriterien erzeugt worden sein, die über den „gesetzlichen Mindesttierschutzstandard hinausgehen“, heißt es. Das Siegel gilt zunächst für Schweinefleisch. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es auch für Rind und Geflügel eingeführt werden.
Das Label vergibt drei Stufen:
1. Stufe: Die Kriterien der ersten Stufe sollen über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen. Zum Beispiel haben Mastschweine 20 Prozent mehr Platz im Stall – unabhängig von der Gewichtsklasse. Zudem sollten die Buchten so strukturiert sein, dass die Tiere unterschiedliche Bereiche zum Ausruhen, Fressen und Sich-Bewegen haben.
2. Stufe: In der zweiten Stufe ist das Platzangebot größer: mindestens 47 Prozent im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard. Außerdem werden Ferkel mindestens 28 Tage lang gesäugt, die Schwänze dürfen nicht gekürzt werden.
3. Stufe: In Stufe 3 ist für die Schweine durchschnittlich 91 Prozent mehr Platz vorgesehen als es beim gesetzlichen Mindeststandard der Fall ist. Darüber hinaus haben Tiere ab 30 Kilogramm auch Auslauf. Ferkel müssen mindestens 35 Tage lang gesäugt werden.
Weitere Kriterien regeln darüber hinaus zum Beispiel, wie lange Tiere transportiert werden dürfen oder dass sich Tierhalter jährlich zu Tierschutzthemen fortbilden müssen.
Hofreiter spricht von Alibi-Label
Wer das Label missbräuchlich benutzt, muss dem Gesetzentwurf zufolge mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit einer Geldbuße von bis zu 30.000 Euro rechnen. Der Bundestag muss dem Gesetz noch zustimmen.
Das größte Problem des staatlichen Tierwohl-Labels: Landwirte sollen das Logo freiwillig nutzen können. Damit handelte sich die Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) heftige Kritik ein. „Es braucht eine verpflichtende, staatliche Tierhaltungskennzeichnung statt eines freiwilligen Alibi-Labels, durch das es den meisten Tieren nicht besser geht“, so Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Außerdem brauche es bessere gesetzliche Standards für die Tiere. Von einer ökologischen Agrarwende sei die Bundesregierung „weiterhin meilenweit entfernt“.
Quelle: DPA/ RTL.de