RTL-Interview zum Umgang mit Depressionen und mentalen Problemen
Teresa Enke: Das muss sich im Fußball noch ändern!
von Thomas Lipke
Endlich! Mentale Probleme scheinen im deutschen Profi-Fußball kein Tabu-Thema mehr zu sein. In den letzten drei Monaten erklärten mit Bayerns Abwehrspieler Benjamin Pavard, Sport-Boss Oliver Kahn und als jüngstem Vorbild Werder-Profi Niklas Schmidt drei (Ex-)Profis, dass sie mit Depressionen oder mentalen Problemen zu kämpfen hatten. Diese Offenheit freut Teresa Enke, die Witwe von Torwart Robert Enke, der sich 2009 das Leben nahm. Mit RTL spricht die Gründerin der Robert-Enke-Stiftung exklusiv über die Entwicklung und sagt, was noch getan werden muss.
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Teresa Enke: "Ich finde es gut, dass sich die jungen Spieler dazu äußern und dazu stehen"
Enke zu RTL: „Ich freue mich ungemein über die Entwicklung, die seit Sebastian Deissler entstanden ist. Wir alle kennen die Erklärungen von Sportlern aus dem Ausland, das das nun auch in der Bundesliga immer normaler wird, ist sehr gut. Ich finde es gut, dass sich die jungen Spieler dazu äußern und dazu stehen, das ist für mich sehr befriedigend und ich hoffe, dass wir da einen großen Beitrag geleistet haben.“ 2009 nahm sich ihr Mann Robert Enke das Leben, verlor den Kampf gegen die Krankheit – der deutsche Fußball stand unter Schock. Seine Witwe Teresa gründete die Robert-Enke-Stiftung. Es sollte sich etwas ändern.
Mit ihrer Stiftung schuf Enke ein Netzwerk aus Psychologen. „Der Umgang ist offener geworden. Die Mentaltrainer in den Klubs sind normal. Es wird viel mehr auf die Spieler eingegangen – ganz anders als in Roberts Zeit. Die Spieler haben nicht mehr den Druck, irgendetwas vorspielen zu müssen. Wenn ein Spieler erkrankt ist, dann wendet sich der Verein an uns.“
Niklas Schmidt: „Ich wollte meine Lebensfreude wieder zurück“
Etwas vorspielen wollte auch Werders Niklas Schmidt (24) nicht. Der Profi sprach am Donnerstag offen über seine Probleme, erklärte nach einem Testspiel, das er in Behandlung ist: „Ich wollte meine Lebensfreude wieder zurück.“
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Teresa Enke sieht Nachholbedarf in unteren Ligen
Im Profibereich ist das Thema angekommen – problematisch sieht es allerdings in den unteren Ligen aus. „Mein Wunsch ist es, dass das Thema auch da angenommen wird.“ Enke betont, wie wichtig es sei, bereits Jugendfußballer zu schulen: „Die Spieler kommen aus den Nachwuchsleistungszentren, darum ist es wichtig, dort die Voraussetzungen zu schaffen.“
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Dabei denkt sie auch an einen finanziellen Hintergrund-Aspekt, denn wenn Klubs und Spieler die Krankheit früh angehen, verringert sich somit auch die Ausfallzeit.
Enke: „Wenn früher offen über die Erkrankung gesprochen wird, kann man sie auch schon im Keim ersticken. Etwas, was mein Mann damals nicht gemacht hat. Er hat sich nur einmal in Behandlung begeben und aus Angst vor den möglichen Folgen auch nicht darüber gesprochen.“ Seitdem kämpft Teresa Enke mit der Robert-Enke-Stiftung für Aufklärung rund um Depressionskrankheiten.
Hilfe bei suizidalen Gedanken
Wenn Sie Selbstmordgedanken haben, wenden Sie sich bitte sofort an die Telefonseelsorge (www.frnd.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erreichen Sie Menschen, die Ihnen die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.