Stadt in Angst
Teenie-Bande terrorisiert Mönchengladbach

Diebstahl, Raub, räuberische Erpressung – immer wieder treibt eine rund 30-köpfige Teeniebande in Mönchengladbach ihr Unwesen. Das Ziel ihrer Attacken: vor allem Gleichaltrige. Für die Polizei sind die Jugendlichen keine Unbekannten. Die Beamten haben sie schon länger im Visier. Warum sie sich in Banden zusammenrotten und Straftaten begehen, erklärt ein Experte im RTL-Interview.
Jugendbande terrorisiert Gleichaltrige in Mönchengladbach

Erst kürzlich sollen sie zwei 15-Jährige und einen 17-Jährigen bestohlen haben. Ein paar Jugendliche fragten die drei wohl nach 50 Cent, die sie bekommen haben sollen. Doch wenig später die gleiche Frage, dieses Mal von mindestens sieben Jugendlichen. Einer von ihnen soll einem der Opfer daraufhin sein Portemonnaie entrissen haben. Auch aus den Bauchtaschen der Freunde des Opfers nahmen die jugendlichen Täter Geld und persönliche Gegenstände.
Leider kein Einzelfall. Nach Recherchen der „Rheinischen Post“ musste die Polizei in Mönchengladbach allein im April 2022 (Stand 21.04.2022) wegen vier Fällen von räuberischer Diebstähle und Erpressungen von den mutmaßlich minderjährigen Tätern ausrücken. Dabei soll es auch immer wieder zu heftiger Gewalt gekommen sein, auch Schlagringe und Messer sollen eingesetzt worden sein.
Mönchengladbach: Jugendbande schon länger polizeibekannt

Gegenüber RTL erklärt Polizeisprecher Julian Leonhardt, dass die Verdächtigen keine Unbekannten sind. Denn die rund 30-köpfige Jugendbande treibe demnach schon länger ihr Unwesen in Mönchengladbach. Früher kam es allerdings nicht in der Innenstadt, sondern im Stadtteil Rheydt zu Diebstahl, Raub und räuberischer Erpressung. Das Alter der mutmaßlichen Täter liegt zwischen 14 und 17 Jahren.
Weil die Polizei auf die Bande aufmerksam wurde, erhöhte sie die Kontrollen in Mönchengladbach Rheydt. Das Ergebnis: Die Bande verlagerte ihre Machenschaften daraufhin in die Innenstadt.
Welche Strafe den minderjährigen Tätern jetzt droht

Laut „Rheinischer Post“ gelang es in einem Fall, drei Tatverdächtige zu schnappen. Strafanzeigen wurden gestellt. Dann wurden die Beschuldigten wieder in die „Obhut“ ihrer Erziehungsberechtigten entlassen. Denn weil die Jugendlichen oft noch nicht strafmündig sind, greifen hier oft andere Mechanismen als beispielsweise eine Gefängnisstrafe, erklärt Professor Thomas Bliesener, Präsident des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, gegenüber RTL.
„Jugendämter und Sozialarbeiter gehen auf die Familien zu und versuchen die Ursachen der Probleme zu ergründen.“ Gibt es Probleme in der Schule? Was macht der Jugendliche in seiner Freizeit? Eine Maßnahme kann dann beispielsweise ein Hobby für den mutmaßlichen Täter sein, aber auch Erziehungstraining für die Eltern. Das bestätigt auch Polizeisprecher Julian Leonhardt – „Hilfe vor Strafe“, nennt er diese Strategie.
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Straftaten oft Hilferuf der Jugendlichen
Dass sich Jugendliche in Gruppen zusammenrotten und Gleichaltrige „abziehen“, ist für Professor Thomas Bliesener kein neues Phänomen. „Das gibt es immer wieder“, erklärt er im RTL-Interview. Dabei würde es sich beispielsweise um Kinder handeln, die zu Hause verwahrlosen. Aber auch Krisen in der Familie, beispielsweise Trennungen, können ein Grund für so ein Verhalten sein. Die mutmaßlichen Täter seien laut Professor Bliesener überwiegend sich selbst überlassen.
Sie haben oft mehrere Probleme: keinen Rückhalt, Probleme in der Schule. In Banden mit Gleichaltrigen suchen sie nach Anerkennung. Das Verhalten kann als Hilferuf gewertet werden. Doch eine gute Nachricht gibt es: Bundesweit hat sich die Jugendkriminalität beruhigt, nimmt laut Professor Thomas Bliesener sogar eher ab. Der Experte sieht hier „keinen Grund zur Beunruhigung“. (jmu)