Erschütternder Hilferuf aus „Alloheim“-Pflegeeinrichtung"Können Sie sich denn keine Mühe geben, dass wir nicht alle kaputtgehen?“ Heim-Bewohnerin bricht in Tränen aus
Aus der Seniorenresidenz „Ederbergland“ in Frankenberg ereilte das „Team Wallraff“ ein Hilferuf eines Pflegers: Er berichtet von einem teils aggressiven Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie von groben Pflegefehlern. Um diesen Vorwürfen nachzugehen, schleust sich RTL-Reporter Maxi undercover als Praktikant in der vom privaten Anbieter „Alloheim“ betriebenen Einrichtung ein – und was er dort erlebt, trifft nicht nur ihn mitten ins Herz. Wie ergreifend eine Bewohnerin offenbar um ein kleines bisschen Rücksicht und Zuwendung bittet, sehen Sie oben im Video.
Angst davor, um Hilfe zu bitten
Insgesamt sechs Tage arbeitet Maxi im „Ederbergland“ mit. Was er dort erlebt, erweckt bei ihm den Eindruck: Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen sehr viel ertragen. „Ganz schlimm“ findet es eine leicht demente Bewohnerin dort, wie sie ihm anvertraut, bevor sie in Tränen ausbricht.
Auch eine andere Bewohnerin beklagt dem Reporter gegenüber den rauen Umgangston im Heim. Sie traute sich kaum mehr, sich bei den Pflegekräften zu melden, wenn sie Hilfe benötigte: „Es war mir unangenehm, dass ich in die Hose gemacht habe und sie hat auch gemeckert, warum ich nicht aufs Klo gehen würde“, berichtet die Bewohnerin im Gespräch. „Ich sagte: ‚Wenn ich es könnte, würde ich es machen.‘ Ich sagte: ‚Meinst du, ich mache das aus Spaß, um euch zu ärgern? Mir ist das auch unangenehm. Wisst ihr, wie lange ich schon da drin bin, aus Angst zu schellen?‘ Was hatte ich immer einen wunden Hintern. Der war rot, weil ich so lange gewartet habe. Die hat abgeputzt, da hätte ich schreien können.“
Keine Konsequenzen bei Fehlverhalten?
Frust und Aggression erlebt Maxi in seinem Praktikum vor Ort fast jeden Tag. Doch selbst, wenn eine der Pflegekräfte sich falsch verhält, habe das keine Konsequenzen, erzählt ihm eine Kollegin: „Nichts, hier passiert gar nichts. Weil die haben keine Leute. Egal was du machst, du bleibst.“
Vom „Team Wallraff“ mit diesen Beobachtungen konfrontiert, erklärt das Unternehmen „Alloheim“ in einer Stellungnahme: „Grundsätzlich gilt: Wir legen sehr großen Wert auf einen respekt- und würdevollen Umgang mit den uns anvertrauten Bewohnern. Ein anderweitiges Verhalten von den Mitarbeitern gegenüber unseren Bewohnern wird nicht akzeptiert. (…) Wir weisen die in Ihren Fragen enthaltene pauschale Unterstellung, Frust und Aggressionen gegenüber Bewohnern seien in unserer Einrichtung in Frankenberg ‚an der Tagesordnung‘, zurück.“
Bewohner mit Blasenschwäche gedemütigt
Auch das Schicksal von Josef* geht Maxi sehr nahe: Der ältere Herr hat eine Blasenschwäche und sitzt auf seinem Bett, das bis zum Kopfkissen hin mit Urin getränkt ist - nach Maxis Eindruck bereits seit längerer Zeit. Und als wäre das nicht schlimm genug, wird er von einem Pfleger für seine körperliche Beeinträchtigung noch zusätzlich beschimpft und gedemütigt.
Das Unternehmen „Alloheim“ schreibt hierzu: „Für den Umgang mit inkontinenten Bewohnern gibt es bei Alloheim klare Vorgaben: Menschen, bei denen sich (…) ein unwillkürlicher Harnverlust zeigt, erhalten entsprechende Hilfsmittel, um einem unkontrollierten Urinieren im Bett entgegenzuwirken. Die Hilfsmittel wie z. B. eine Inkontinenzvorlage, werden mindestens ein Mal pro Schicht und zusätzlich nach den individuellen Bedürfnissen eines jeden von uns zu betreuenden Bewohners gewechselt.“ (rka)
*Name von der Redaktion geändert
Video-Playlist zu "Team Wallraff"
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„Das ist keine Pflege – es geht ums Herz und die Seele!“