Landet der wertvolle Impfstoff bald auf dem Müll?

Tausende Dosen AstraZeneca laufen in Schleswig-Holstein bald ab!

ARCHIV - 20.03.2021, Sachsen, Dresden: Ein Mitarbeiter im Impfzentrum in der Messe Dresden hält ein Fläschchen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff gegen Corona in seiner Hand. Forscher der Universitätsmedizin Ulm haben in dem Impfstoff des Herstellers Astrazeneca Verunreinigungen durch Proteine entdeckt. Gefunden wurden der Studie zufolge menschliche und virale Proteine, vor allem sogenannte Hitzeschock-Proteine. Negative Auswirkungen auf Geimpfte dürften die meisten davon nicht haben, sagte der Leiter der Studie. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Impfstoff AstraZeneca
ert kde axs htf fdt, dpa, Robert Michael

Es war eigentlich eine gute Nachricht, die Schleswig-Holstein vor wenigen Wochen erhalten hat: Dänemark leiht dem nördlichsten Bundesland 55.000 Dosen des Corona-Schutzimpfstoffes AstraZeneca. Doch der schützende Stoff scheint eher verpönt als begehrt zu sein – so sehr, dass nun Tausende Dosen drohen abzulaufen. Zuvor haben die Kieler Nachrichten darüber berichtet. Ende des Monats erreichen sie ihr Verfallsdatum und müssen dann weggeschmissen werden.

"Impfen ist kein Wunschkonzert"

Am 30. Juni ist es so weit. Was von den dann abgelaufenen Dosen nicht verimpft wurde, soll auf den Müll. „Das Image von AstraZeneca hat durch Berichte über mögliche Nebenwirkungen erheblichen Schaden genommen. Auch wenn diese Nebenwirkungen sehr selten sind und in keinem Verhältnis zum Impfnutzen stehen, kommt es wegen der Vorbehalte immer wieder vor, dass MFA und Ärzte mit Impfwilligen längere Diskussionen führen müssen. Impfen ist allerdings kein Wunschkonzert, der Impfstoff kann nicht frei gewählt werden“, so Marco Dethlefsen von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein gegenüber RTL Nord.

Biontech beliebter

„Auch die meisten Menschen, die AstraZeneca bekommen haben, wollen lieber einen mRNA-Impfstoff, wie Biontech Pfizer, als Zweitimpfung haben [...] Es liegt defintiv nicht an den Haus- und Fachärzten sondern tatsächlich an der Akzeptanz des Impfstoffes“, erklärt Prof. Stephan Ott, Leiter des Fachbereichs Gesundheit des Kreises Rendsburg-Eckernförde, gegenüber RTL Nord. Mehrere Ärzte sollen sich beim Kreis gemeldet haben, die ihre Vorräte an AstraZeneca nicht loswerden und zurückgeben wollen. Doch wohin, wenn sich doch nur wenige Menschen damit impfen lassen wollen?

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Retten Aktionstage vor dem Wegwurf?

Da der Impfstoff nicht so beliebt ist, wie zum Beispiel Biontech oder Moderna und seit Anfang Mai auch für alle Menschen ab 18 Jahren freigegeben ist, bieten Gemeinden offene Impftermine mit AstraZeneca an. In Schacht-Audorf standen so am 19. Mai Menschen stundenlang in einer Schlange vor der Praxis von Dr. Andreas Füger, um eine der 1900 Dosen geimpft zu bekommen. Thomas Maurer vom Hausärzteverband sieht solche Aktionstage als Chance, den Impfstoff noch vor Ablauf verbrauchen zu können. Dennoch: Die Ablehnung von AstraZeneca könnte zum Problem werden, wenn diejenigen, für die die Ständige Impfkommision (STIKO) AstraZeneca empfiehlt, den Impfstoff ablehnen. „Diese empfiehlt, den Impfstoff von AstraZeneca vorwiegend für Personen im Alter über 60 Jahren zu verwenden und sie empfiehlt auch den langen Impfabstand“, so Marco Dethlefsen. Auch wenn das nicht in die eigene Planung oder das Wohlbefinden passt, hilft die Akzeptanz der Empfehlung die Pandemie zu bekämpfen. (cto)