Körperliche Aktivität in den letzten Jahren um 37 Prozent gesunkenStudie zeigt: Kinder bewegen sich immer weniger

ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Jugendlicher schaut am 09.12.2014 in München (Bayern) auf sein Smartphone. Das Smartphone brauchen Schüler oftmals auch für ihre Hausaufgaben. Bei der Jahrestagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen am 06.12.2016 in Hannover geht es um die Gefahren für Kinder und Jugendliche beim Surfen im Internet. (zu dpa ««Spion in uns» - Tagung über Schutz der Privatsphäre im Internet» vom 05.12.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Lieber ab auf die Couch statt in den Wald zum Spielen? Viele Kinder bekommen im Alltag zu wenig Bewegung.
tha;cse fgj phb soc uk wok, dpa, Tobias Hase

Im Alltag bewegen sich Kinder und Jugendliche immer weniger - so das neueste Ergebnis der Langzeitstudie "Motorik-Modul" (MoMo). Zwar sind so viele Kinder wie nie in Sportvereinen engagiert, den Bewegungsmangel im Alltag könne das aber nicht ausgleichen, sagte der Karlsruher Sportwissenschaftler Alexander Woll, der die Studie betreut.
Laut der Studie sank die körperliche Alltagsaktivität in der Altersgruppe der 4- bis 17-Jährigen in den vergangenen zwölf Jahren um 37 Prozent und damit um 31 Minuten pro Woche.

Hängen körperliche Aktivität und Mediennutzung zusammen?

Das Minus an Bewegung sei aber nicht unbedingt dem drastisch steigenden Medienkonsum geschuldet - körperliche Aktivität und Mediennutzung hängen nicht direkt miteinander zusammen. Das heißt: Kinder, die weniger daddeln, surfen oder auf sozialen Medien unterwegs sind, bewegten sich nicht zwangsläufig mehr, so der Sportwissenschaftler.

Medienkonsum sei deswegen aber noch lange nicht harmlos, betonte Woll. "Spannend wäre zum Beispiel zu sehen, wie hoch die Sitzzeit ist bei den Kindern mit hohen Bildschirmzeiten. Da könnte ich mir dann sehr wohl vorstellen, dass Medienkonsum ein unabhängiger Risikofaktor ist für viele Zivilisationskrankheiten." Bereits mehr als 70 Prozent der Grundschüler sitzen täglich mehr als eine Stunde vor dem Bildschirm, während sich die Zeit, in der sie sich bewegen, deutlich verkürzt hat. Bei Mädchen ist sie um 21 Minuten pro Woche gesunken, bei Jungen sogar um 43 Minuten.

Die langfristigen Folgen von zu wenig Bewegung können Krankheiten wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Gelenkbeschwerden sein.

Kinder spielen kaum noch im Freien

Ein Grund für die mangelnde Bewegung im Alltag: Kinder spielen heute sehr viel weniger im Freien als früher, erklärt Woll. Sie träfen sich kaum noch auf dem Sportplatz zum Toben oder Ballspielen, werden stattdessen aber häufig mit dem Auto zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten gefahren.

Auffällig sei, dass der Unterschied bei der Bewegung zwischen Mädchen und Jungen in den letzten sechs Jahren größer geworden sei. Mädchen bewegen sich durchschnittlich zehn Minuten weniger als Jungen. Zudem spielt bei Mädchen der soziale Status für die Bewegung eine Rolle: Mädchen aus einem niedrigen sozialen Status bewegen sich knapp zehn Minuten weniger als Mädchen, die aus einem besseren Umfeld kommen.

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So bewegen Kinder sich automatisch mehr

Aber was können Eltern tun, um ihre Kinder zu mehr Bewegung zu animieren? Seien Sie Ihrem Kind hier ein Vorbild: Wenn Eltern Spaß an Aktivitäten im Freien haben und sich gerne bewegen, schauen die Kinder sich das ab.

  • Gehen Sie regelmäßig als Familie zusammen an die frische Luft, machen Sie Ausflüge oder gehen Sie zumindest eine Runde zusammen spazieren.

  • Die Zeit vor Smartphone, Laptop und Spielekonsole sollte begrenzt werden.

  • Neue Sportarten ausprobieren: Entdecken Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, welche Sportarten ihm am meisten Spaß machen. Lassen Sie es dabei ruhig viel austesten. So kann es herausfinden, womit es seine Zeit wirklich gerne verbringt.

  • Freunde einladen: Für Eltern ist das zwar anstrengender, noch ein Kind mehr zu betreuen - am kreativsten spielen Kinder aber mit anderen Kindern.

  • Wenn die Schule in der Nähe Ihres Zuhauses ist: Lassen Sie Ihr Kind den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen, statt es mit dem Auto zu bringen.

  • Wenn sonst gar nichts hilft, können Sie Ihr Kind auch für Bewegung mit einer Kleinigkeit belohnen. Versprechen Sie Ihm beispielsweise, dass es am Ziel ein Eis bekommt, wenn es Sie auf der Radtour begleitet.

Welche Tipps es noch gibt, um Bewegungsmuffel an die frische Luft zu bekommen und wie Eltern ihrer Vorbildfunktion hier gerecht werden können, zeigen wir im Video.

MoMo-Studie wertet alle drei Jahre Daten aus

Die repräsentative MoMo-Studie wertet alle drei Jahre Motorikdaten von zwischen 4.500 und 6.200 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus. Dabei werden die Daten im Längsschnitt verglichen - also dieselben Personen über einen langen Zeitraum hinweg beobachtet. Zudem werden die Daten im Querschnitt betrachtet, indem Personengruppen immer desselben Alters verglichen werden.

Quelle: DPA/ RTL.de