Studie zeigt auf - Reform bietet zu wenig Anreiz zur Jobsuche
Arbeitsmarktforscher erklärt, was er beim Bürgergeld ÄNDERN würde!
Das dürfte die Bürgergeld-Debatte wieder entfachen!
Das Thema Bürgergeld polarisiert seit der Einführung: Bietet es womöglich zu wenig Anreize, wieder einen Job anzunehmen? Eine neue Studie liefert nun Belege für diese Annahme!
Bis zu 30.000 Jobs weniger angenommen
Seit Einführung des Bürgergelds haben 5,7 Prozent weniger Menschen in der Grundsicherung einen Job aufgenommen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. „Wenn man das auf ein Jahr hochrechnet, dann ergibt das so rund 30.000 Arbeitsaufnahmen weniger“, erklärt Enzo Weber, einer der Studienmacher, im RTL-Interview.
Konkret untersucht wurden die im Vergleich zu Hartz-IV abgeschwächten Sanktionen, die Erhöhung der Regelsätze und die höheren Grenzen für Vermögen und Wohnungskosten im ersten Jahr des Bürgergeld-Bezugs. Bereits das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Sanktionen bei der damaligen Hartz-IV-Regelung sowie das vorübergehende Aussetzen der Sanktionen im Zuge der Bürgergeld-Reform hätten spürbare Auswirkungen gehabt.
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„Um die Bürgergeld-Reform wirklich umfassend bewerten zu können, bräuchte es aber weitere Studien, die auch die einzelnen Reformteile im Detail analysieren“, so Weber. Aber man könne bereits erste Schritte gehen, dass mehr Menschen einen Job annehmen: „Zum Beispiel kann man zwar nicht unbedingt gleich auf die 100 Prozent Sanktion springen, aber vielleicht etwas länger sanktionieren, um da die Verbindlichkeit zu erhöhen oder auch die Arbeitsanreize erhöhen, indem man nämlich einen besseren Zuverdienst in Bürgergeld und Wohngeld schafft von circa 30 Prozent Selbstbehalt, und zwar durchgängig“, führt der Arbeitsmarktforscher aus. „Gleichzeitig müssen wir investieren in die individuelle Betreuung, in die individuelle Qualifizierung, denn es geht am Ende nur Schritt für Schritt. Beim Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit wird es den großen Wurf nicht geben.“
Grundsätzlich hält er das Bürgergeld aber für richtig: „Man sollte sich jetzt nicht vollständig vom Bürgergeld abkehren, denn die Reform verfolgt ja wirklich richtige Ziele, also auf Qualifizierung und eine nachhaltige berufliche Entwicklung zu setzen. Aber wir sehen, die Arbeitsaufnahmen sind zu niedrig.“
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Langzeitarbeitslosigkeit ist das größte Problem am Arbeitsmarkt
Die Langzeitarbeitslosigkeit ist derzeit eines der großen Probleme des deutschen Arbeitsmarktes. Obwohl eine große Zahl von offenen Stellen zur Verfügung steht und viele Unternehmen über einen Mangel an Arbeitskräften klagen, sind auf der anderen Seite fast eine Million Menschen länger als ein Jahr ohne Job - und gelten damit als langzeitarbeitslos.
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Viele von ihnen sind bereits älter, häufig ist auch die schlechte oder nicht mehr zeitgemäße Qualifikation ein Hindernis für die Aufnahme einer Arbeit. Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, hatte zuletzt von Verfestigungstendenzen in diesem Bereich der Arbeitslosigkeit gesprochen. (eku/ mit dpa)
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