Neue Studie zu Strompreisen in Deutschland
Preisexplosion oder Putin-Wende? Mit drei Szenarien müssen Sie rechnen

Der Strompreis in Deutschland schießt in die Höhe. Bei Neuverträgen müssen manche Kunden fast doppelt so viel zahlen wie im letzten Jahr – und das Ende des Preisanstiegs ist vermutlich noch gar nicht erreicht! Eine neue Studie sagt, dass der Strom im kommenden Jahr noch teurer werden könnte. Doch auch ein Ende der Teuerungen wird nicht ausgeschlossen. Die entscheidende Unbekannte offenbar: Russland.
Strompreis in Deutschland: Verdoppeln sich die Preise 2023?
Der Strom in Deutschland könnte sich in den kommenden Monaten weiter stark verteuern. Das ergeben Berechnungen des Schweizer Beratungsinstituts Prognos. Demnach könnten die Großhandelspreise für Strom im kommenden Jahr dauerhaft bei mehr als 500 Euro pro Megawattstunde liegen.
Zum Vergleich: 2019 lag dieser Preis noch bei rund 38 Euro, in diesem Jahr immerhin noch bei unter 200 Euro. Gegenüber diesem Jahr könnten sich die Preise also nochmal mehr als verdoppeln!
Voraussetzung für dieses Worst-Case-Szenario: Ein dauerhafter Gaslieferstopp von Russland. Denn: Ist das Gas knapp, wirkt sich das in der Regel auch auf den Strompreis aus. In Deutschland wird nach wie vor auch in Gaskraftwerken Strom produziert.
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Studie: Strompreisprognose hängt von Gaslieferungen aus Russland ab

Allerdings: Laut den Autoren der Studie ist eine solche Preisexplosion nicht in Stein gemeißelt. Sollte Russland zumindest in reduziertem Umfang Gas an Deutschland liefern, dürfte der Strom-Großhandelspreis laut Studie bei etwa 189 Euro liegen – also in etwa genauso hoch wie noch vor einigen Monaten.
In ihrem Best-Case-Szenario rechnen die Autoren damit, dass Russland wieder so viel Gas nach Deutschland liefern wird, wie vor Beginn des Krieges in der Ukraine. In diesem Fall dürfte der Strompreis sogar auf etwa 100 Euro pro Megawattstunde sinken, so die Ergebnisse der Studie.
Das letzte Szenario scheint allerdings äußerst unwahrscheinlich. Aktuell deutet kaum etwas daraufhin, dass Russland in naher Zukunft wieder große Mengen Gas nach Deutschland exportieren wird.
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Kommt doch der Strompreis-Deckel?
Laut der Studie, die von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) in München in Auftrag gegeben worden war, wird der Strompreis in Europa langfristig wieder sinken. Dass der Strom wieder so günstig wird wie vor der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, scheint allerdings äußerst unwahrscheinlich.
Wie viel von den erhöhten Strompreisen am Ende tatsächlich bei den deutschen Haushalten ankommen wird, hängt letztlich auch von den Entscheidungen der Politik ab. Die Ampel-Koalition will in ihrem dritten Entlastungspaket dafür sorgen, dass für einen gewissen Basisbedarf an Strom ein günstigerer Preis gelten soll. Auf EU-Ebene wird aktuell sogar über einen allgemeinen Strompreis-Deckel diskutiert. Ob dieser tatsächlich in Kraft treten wird, dürfte sich in den kommenden Wochen entscheiden. (jda/dpa)