Regionale Unterschiede

Streit in den sozialen Medien: Was ist eigentlich eine Molle - wissen Sie's?

Molle als Scrabble-Wort
War oder was ist eigentlich eine Molle - kennen Sie das Wort?
Diverse/RTL, iStockphoto, Montage: RTL

Was ist eigentlich eine Molle? Auf Twitter ist dazu eine Riesen-Diskussion entbrannt. Gefragt hatte Twitter-Nutzerin Isa: „Wer von euch weiß, was eine ‘Molle’ ist? Ohne zu googeln natürlich!“ Seitdem purzeln viele Antwortvorschläge in den Thread. Und, wissen Sie, was eine Molle sein könnte?

Je nach Region eine andere Bedeutung

Es wurden bestimmte Laute bestimmten Dingen zugeordnet. Unsere Sprachen sind im Laufe der Jahrtausende entstanden. Lautmalerische Wörter zeugen davon. Doch was ein Wort manchmal bedeutet, hängt oft ganz klar vom Kontext ab. Sprache ist ein lebendiges Gewebe - sie verändert sich ständig. Kein Wunder also auch, dass manche Wörter in einer bestimmten Region das eine, in einer anderen Region etwas anderes. Und in einer dritten noch etwas ganz Anderes. Aktuelles Beispiel: Was zum Teufel bedeutet Molle? Für die einen ist’s glasklar, andere verstehen nur Bahnhof.

Und: Was denken Sie?

Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.

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„Ne Molle gezischt … sagt man das nicht in Berlin“

Auf Twitter ist dazu eine Riesendiskussion entbrannt. Für eine Fraktion ist ganz klar: Eine Molle ist Berlinerisch für „Glas Bier“. „Ne Molle gezischt … sagt man das nicht in Berlin und meint ein Bier?“, sagt Nutzerin ‘Nellie’. ‘Herr We’ ist sich indessen ganz sicher: „Das ist so ein Gummibecher, in dem man Gips anrührt.“ Dann hätten wir ja schon einmal zwei mögliche Bedeutungen!

Aber es werden noch mehr: „Ist das nicht so ne Art Wellenbrecher-Steg-Dingens bei Häfen?“, fragt Xhaos. Ganz klar: Da verwechselt einer das mit einer Mole. Dann wenigstens „ein kleines Segelboot“, eventuell, fragt ‘Kleingero’? Wir werden sehen!

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Trog und Bauch in einem?

Es geht munter weiter mit Vorschlägen: „’n großer Trog für Brotteig“, schlägt ein anderer Nutzer vor. Und er ist sich sicher: „Da es ein altes Wort ist, gibt’s sicher noch mehr Bedeutungen.“ Nutzer Friedrich Pagel ist ganz bei ihm und hat Details: „Also früher, Hausschlachten. Die Schinken mussten, bevor sie luftgetrocknet wurden, erst eine Zeit lang in Salzwasser. Dafür hatten wir eine große Ton- o. Keramikwanne, ca. 1 m lang, 40 cm breit, 30cm hoch, unten rund.“

Twitter-Nutzerin Jenny kennt Molle aber als Wort für einen dicken Bauch: „Ich hab so viel gegessen, ich hab ne richtige Speckmolle!“ Basti kann dem nur zustimmen: In Sachsen ist es ein dicker Bauch, abgeleitet von dem Aussehen eines großen Trogs. Aha, Trog und Bauch in einem!

Leichentrage - oder: "Ab in die Molle jetzt!"?

Aber dabei bleibt es noch immer nicht: „So hießen die Dinger, auf die wir im Krankenhaus die Leichen gelegt haben, um die dann ins Kühlfach zu schieben. Also eine Trage aus Metall“, sagt eine andere Nutzerin vor dem Hintergrund ihrer Berufserfahrungen.

In eine ganz andere und viel modernere Richtung geht diese Bedeutung: „Seit dem Krieg in Europa, der uns zwingt, auch für Freunde und Verwandte militärische Ausrüstung zu organisieren, weiß ich, dass es auch für ein individuell anpassbares Tragesystem steht“, sagt ‘Trocken Fisch’. Gemeint ist ein sogenanntes Modular Lightweight Load-carrying Equipment, kurz MOLLE.

Eher in der Minderheit ist Nutzer ‘inSOmNIA’ mit seiner Bedeutung: „Kenn ich nur in Zusammenhang mit BETT. Ab in die MOLLE jetzt.“

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Molle ist eine Nebenform von Mulde

Okay, wir pfuschen jetzt und fragen doch mal Google. Was sagen die Wörterbücher? Der Duden kennt drei Bedeutungen: Berlinerisch für ein Glas Bier. Aber auch: „mit Mollen gießen“, berlinisch veraltet für „stark regnen“ – sonst auch bekannt als „aus Kübeln gießen“. In Sachsen wird mit einer Molle tatsächlich das Bett bezeichnet! Und in Norddeutschland wird dieses Wort laut Duden für Mulde oder Backtrog benutzt.

Das Wort stammt demnach aus dem Mittelniederdeutschen, als Nebenform von Mulde. Das bestätigt auch das Etymologische Wörterbuch des Deutschen der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Bett, Trog, Gefäß, Trage, Bauch – im weitesten Sinne alles, was irgendwie eine Vertiefung zur Aufbewahrung hat, also eine Mulde hat, kann dem Wortstamm nach daher wohl als Molle bezeichnet werden. Einigen wir uns doch darauf!