"Wählen ist ein Privileg"Stimmzettel-Knigge zur Landtagswahl: Das sollten Sie beim Kreuzchen setzen beachten

Am 8. Mai wählen die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein einen neuen Landtag. Doch wie läuft die Wahl genau ab? Die Wähler dürfen insgesamt zwei Kreuze machen, die Erst- und Zweitstimme. Doch was bedeuten die, worauf müssen Wähler bei der Stimmabgabe achten, wer wählt den Ministerpräsidenten und warum ist es überhaupt wichtig, Wählen zu gehen?
Das bedeuten die Kreuzchen

Wie wählt man was? Mit dem ersten Kreuz, links auf dem Wahlzettel, entscheidet man sich für eine Person – und bestimmt, welcher Kandidat aus dem eigenen Wahlkreis direkt in den Landtag einzieht. Mit der Zweitstimme wird die Landesliste einer Partei gewählt – mit ihr wird festgelegt, wie stark die politischen Gruppierungen im Landtag vertreten sind. Tilo von Riegen, Landeswahlleiter von Schleswig-Holstein, weiß, wie Erst- und Zweitstimme die Sitzverteilung im Landtag beeinflusst: „Wir haben 69 Sitze im Landtag, aus jedem Wahlkreis zieht der Kandidat ein, der gewonnen hat. Von 69 Sitzen sind also 35 schon mal Wahlkreissieger. Mit der Zweitstimme wählen Sie eine Partei. Da entscheiden Sie mit wie viele Prozentpunkten, das heißt mit wie vielen Sitzen im Landtag vertreten sein wird“, sagt er im RTL Nord-Interview.
Mit dem Kreuz auf Nummer sicher

Damit eine Stimme nicht ungültig wird, müssen beim Ankreuzen jedoch bestimmte Regeln eingehalten werden: Was hält der Landeswahlleiter zum Beispiel von einer grinsenden Sonne anstatt eines Kreuzes? „Was hätten wir getan, wenn die Sonne nicht lachen würde, wäre das Smiley ein trauriges Smiley? Dann wüsste man nicht: Ist es jetzt ein Für oder ein Gegen, also schwer zu beurteilen“, so seine Einschätzung. Und was ist mit dem Wunsch nach Frieden? „Zusätze, die man auf dem Wahlzettel anbringt, jeglicher Art, sind unzulässig“, sagt Tilo von Riegen. Der Wählerwille muss eindeutig erkennbar sein, zwei einfache Kreuze sind da die sicherste Variante.
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Nachdem die Bürgerinnen und Bürger von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben, muss schließlich noch eine Regierung gebildet und ein Ministerpräsident gewählt werden. Die Ministerpräsidentin oder der Ministerpräsident wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern von den Abgeordneten des Landesparlaments. Die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnt den Posten des Regierungschefs.
Jede Stimme zählt

Aber warum sollte man überhaupt Wählen gehen? „Wählen ist ein Privileg, ein hohes Gut, demokratische Teilhabe, das erleben wir ja sehr intensiv, das ist nicht selbstverständlich. Wenn ich mich dagegen entscheide, dann wird im Zweifelsfall meine politische Überzeugung im Landtag nicht wieder gespiegelt, das sollte jeder genau abwägen“, erklärt Politikwissenschaftler Bendix Hügelmann im RTL Nord-Interview. Die Abgeordneten repräsentieren schlussendlich das Wahlergebnis. Doch es wird schwieriger von einer Repräsentation des Volkes zu reden, wenn dieses nicht wählt. Je mehr Menschen das aber tun, desto ausgewogener ist am Ende auch das Wahlergebnis.