Besitzerin Annemarie Hendricks ist verzweifelt
Steigende Futterpreise, zu viele vernachlässigte Tiere - steht dieser Gnadenhof vor dem Aus?
von Vera Dünnwald
Vernachlässigt, abgemagert und verwahrlost: Auf dem Oppumer Gnadenhof in der Nähe von Krefeld finden all jene Ponys und Pferde ein neues Zuhause, die von ihren vorherigen Besitzern im Stich gelassen wurden. Liebevoll und aufopferungsvoll kümmert sich Annemarie Hendricks (66) um die Tiere und rettet so ganz nebenbei regelmäßig Leben. Eine Herzensangelegenheit, die an die Substanz geht.
„Oppumer Verein für notleidende Pferde und Ponys e.V.“ in Not
Über die RTL-Zuschauerpost meldet sich der 35-jährige Patrick Hocks. Seit fünf Jahren arbeitet er beim gemeinnützigen „Oppumer Verein für notleidende Pferde und Ponys e.V.“. Dort, so schildert er, sei er für Reparaturarbeiten und das Ausmisten der Ställe zuständig. Tatkräftig stehe er seiner Chefin Annemarie Hendricks zur Seite und helfe wo er nur kann. Doch es gebe ein Problem: Der Verein ist in Not. Denn: Sowohl Hendricks als auch die Mitarbeiter bekommen die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. Das Futter für die Tiere ist teuer geworden, Tendenz steigend.
Wir sprechen mit Annemarie Hendricks. Im RTL-Interview erklärt uns die Chefin, mit welchen Problemen sie aktuell zu kämpfen hat: „ Wir haben Angst, dass es nicht mehr besser wird. Auch wenn Ernte eingefahren wird, ist es fast unmöglich, den Ertrag zu bezahlen. Und wegen der hohen Temperaturen im Sommer ist kaum noch Gras auf der Wiese, doch wir brauchen ja das Futter für die Tiere!“ Vor allem die Tatsache, dass sie vorausschauend planen und arbeiten muss, macht der 66-Jährigen Angst: „Das ist sehr schwierig. Am meisten fürchte ich mich davor, dass es irgendwann heißt: ‘So, du hast nur noch für acht Tage Futter – dann musst du gucken, dass du die Tiere los wirst.“
Lese-Tipp: Hier bekommen Handicap-Hunde ihre zweite Chance
Für Hendricks keine Option, mittlerweile leben 65 Pferde und Ponys auf dem Oppumer Gnadenhof. „Außerdem haben wir noch eine Zwergziegen-Herde aufgenommen, die wir vor dem Schlachter bewahrt haben, Hühner, drei Gänse, einen Esel, eine Pute, vier Katzen und einen Hund. Bei uns ist immer etwas los“, erzählt sie. Erst vor kurzem habe Esel-Dame Aida unerwarteterweise Nachwuchs bekommen, Mutter und Kind seien wohlauf.
Hof-Besitzerin Annemarie Hendricks: Jedes Tier hat das Recht auf ein gutes Leben!
Die tierische Herzensangelegenheit begann im Jahr 2000. Annemarie Hendricks erbte den 300 Jahre alten „Wilden Hof“. Die Pferdenärrin, wie sie sich selbst beschreibt, erzählt: „Früher war das ein landwirtschaftlicher Betrieb. Aber mein Vater, der leider viel zu früh verstorben ist, hat das alles irgendwann so aufgebaut, dass ich hier so viele Tiere wie möglich versorgen konnte, so wie es schon immer mein Wunsch war. Er hat die Wiesen eingezäunt, dass die Tiere genug Platz haben und immer fleißig mitgeholfen.“
Seitdem sie selbstständig arbeiten kann, war für die heute 66-Jährige klar: Ich will Tieren helfen. Denn Hendricks ist der Meinung, dass alle Tiere das Recht auf ein gutes Leben haben: „Wir haben Tiere, die misshandelt oder geschlagen wurden. Manchmal kommen die Tiere aber auch zu uns, weil sie vom Veterinäramt sichergestellt wurden oder weil die Vorbesitzer in Not waren und die Tiere nicht mehr füttern konnten. Von drei Wochen alten Pferden bis hin zu 30-Jährigen haben wir alles im Stall stehen. Hilfe können wir immer gebrauchen.“
Gestartet hat sie den gemeinnützigen Verein mit 26 vernachlässigten ehemaligen Reitpferden und Ponys. „Viele Tiere wurden verwahrlost und geschunden vorgefunden und regelrecht bei uns abgeladen. Unser Verein setzt sich dafür ein, dass die Tiere so weit wie möglich gesund gepflegt werden, damit wir ihnen ein besseres Leben ermöglichen können.“ Die Tiere dürfen bei Annemarie Hendricks auf dem Hof ihren Lebensabend verbringen.
Lese-Tipp: Hier werden Schlangen, Tauben und Schweine endlich wieder glücklich
Empfehlungen unserer Partner
Jedes Pferd hat seine eigene, meist traurige Geschichte
Dabei hat jedes Tier, das seinen Weg zum Oppumer Gnadenhof findet, ein anderes Schicksal. „Ein Pony hatte man einfach bei uns am Tor angebunden – und keiner war mehr da. Das dünne Tier stand einfach vor der Tür. Wir kamen gerade vom Einkaufen zurück und haben es natürlich reingeholt“, erzählt Hendricks. Von einem älteren Ehepaar haben sie eine fast 30 Jahre alte Haflinger-Stute bekommen, das Problem: „Das Eheepar kam ins Altersheim und das Pferd sollte zum Schlachter gebracht werden. Doch das konnten wir zum Glück verhindern. Das Paar darf ab und zu gemeinsam mit den Pflegern raus, sodass sie ihr Pferd sogar bei uns besuchen kommen dürfen. Genau dafür mache ich das alles.“
Und ihre Arbeit und Mühe lohnt sich: Unzählige Tiere konnten bislang von Hendricks und ihrem Team aufgepäppelt werden, einige seien jetzt seit fast 30 Jahren bei ihnen. Die 66-jährige Hof-Besitzerin erzählt: „Die Tiere werden alt, weil wir uns gut um sie kümmern.“
Der gemeinnützige Verein wird gebraucht - und braucht selbst Hilfe
Doch die monatlichen Kosten sind hoch – und werden aufgrund der anhaltenden Krise weiter steigen. Und: Täglich, so erzählt Hendricks, rufen Leute an und wollen weitere Tiere abgeben. „Ich muss das momentan ablehnen, auch wenn es mir schwerfällt. Wir geraten so schon an unsere Grenzen“, erklärt sie. Acht Pferde brauchen aktuell ein neues Zuhause und sollen zum Gnadenhof gebracht werden, „aber ich habe eigentlich gar keinen Platz mehr“, klagt die Besitzerin. Gleichzeitig wolle sie nicht, dass alte Pferde einfach eingeschläfert werden. Ein Dilemma. Dennoch zeige genau das: Der gemeinnützige Verein aus Oppum wird gebraucht.
Annemarie Hendricks, ihr Team und die tierischen Hof-Bewohner freuen sich daher stets über Spenden und Unterstützung.
Sie brauchen Hilfe? Dann schreiben Sie uns!
Wenn auch Sie einen Fall für uns haben oder Hilfe brauchen, dann schreiben Sie uns ihr Anliegen per Mail an: post@rtl.de.