Kapazitäten sind erschöpft
Gießener Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete ist am Limit
Angesichts der steigenden Zahlen von Geflüchteten kommen die hessischen Kommunen bei ihren Unterbringungskapazitäten an ihre Grenzen. Die Städte und Gemeinden beklagen die fehlende Unterstützung von Bund und Land und fordern sofortige Hilfe. So auch in der Erstaufnahmeeinrichtung in der hessischen Universitätsstadt Gießen. Unsere Reporterin Katrin Schmidt hat die Einrichtung besucht und mit dem Abteilungsleiter für Flüchtlingsangelegenheiten vom Regierungspräsidium Gießen, Manfred Becker gesprochen. Mehr dazu im Video.
"Wir haben Zugänge zwischen 150 und 200 Personen am Tag."
2615 – so viele Schutzsuchende sind aktuell in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen untergebracht. Seit November 2016 ist die Universitätsstadt hessenweit für die Organisation und Steuerung der Erstaufnahme von Flüchtlingen zuständig. Doch auch hier kommt die Einrichtung an ihre Grenzen, erklärt der Abteilungsleiter für Flüchtlingsangelegenheiten vom Regierungspräsidium Gießen, Manfred Becker: „Wir haben Zugänge zwischen 150 und 200 Personen am Tag, aber hatten auch schon bis zu 300 Personen."
Die massiven Zugänge an Geflüchteten würden zu einer starken Auslastung der Einrichtungen führen, sodass täglich nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten der Flüchtlinge geschaut werden müsste, betont Becker.

Forderung nach mehr Unterbringungskapazitäten
Auch die Sozialdezernentin von Bad Vilbel, Ricarda Müller-Grimm, sieht die Auslastung der hessischen Kommunen als gravierend. Darum hat sich der Wetteraukreis kürzlich in einem offenen Brief an die Landes- und Bundesregierung gewendet, erklärt die Sozialdezernentin. „Wir haben uns an Vertreter des europäischen Parlaments, aber auch an den Bundeskanzler, aber auch an den Landespräsidenten gewandt - als Hilferuf eigentlich. Wir fordern Unterstützung bei der Unterbringung von Geflüchteten, aber auch bei der finanziellen Entlastung."

Zusätzliche Herausforderung: Steigende Strom- und Gaspreise
Neben der Aufgabe, genügend Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete zu schaffen, sorgen die steigenden Strom- und Gaspreise in diesem Jahr für eine weitere Herausforderung, erklärt Manfred Becker: „Jetzt im Winter stehen die entsprechenden Zusatzmittel für höhere Heizkosten zur Verfügung und wir können das abdecken. Trotzdem versuchen wir natürlich auch unsere Bewohner dazu anzuhalten, mit Energie sparsamer umzugehen, die Zimmer nicht zu heizen, nur kurz zu lüften."
Trotz vieler Hürden steht für Becker jedoch fest: „Es darf nicht passieren , dass wir die Schranke runter machen müssen und Menschen abweisen müssen." (kas/aba)