Es ist der 7. Fall innerhalb weniger Monate
Erschütternde Bilder decken mutmaßliche Tierquälerei in niedersächsischem Schweinestall auf

Es sind katastrophale Aufnahmen, die dem Deutschen Tierschutzbüro zugespielt wurden. Wieder einmal haben die Tierschützer in Niedersachsen offenbar Missstände in einem Schweinestall aufgedeckt. Diesmal soll es um einen Familienbetrieb mit etwa 1.000 Mastschweinen in Wietmarschen im Landkreis Grafschaft Bentheim gehen.
Tierschützer sprechen von "Höllenqualen"
Stallungen seien an einigen Stellen stark mit Urin und Kot verschmutzt, die Tiere müssten in ihren eigenen Ausscheidungen leben, heißt es in einer Mitteilung des Deutschen Tierschutzbüros e.V. Viele der Tiere hätten Abszesse, teilweise so groß wie ein Handball. Andere Schweine hätten blutig gebissene Ohren, würden humpeln oder hätten andere schwere Verletzungen. Bei der Sichtung des Bildmaterials sei den den Tierrechtlern vor allem ein Tier mit starken Kratzern aufgefallen, das offenbar im Sterben lag. „Eine tierärztliche Behandlung oder Separierung erfolgte offensichtlich nicht. Für dieses Schwein müssen das Höllenqualen gewesen sein", kritisiert Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros e.V.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Laut Deutschem Tierschutzbüro sind die Aufnahmen im Oktober 2020 entstanden. Allerdings haben die Tierschützer sich dazu entschieden, die Aufnahmen erst jetzt zu veröffentlichen. „Wir informieren erst jetzt die Öffentlichkeit über den Fall, da uns in der Vergangenheit oft der Vorwurf gemacht worden ist, dass wir zu schnell die Medien kontaktiert haben und es dadurch zu Ermittlungsbehinderungen gekommen sei", so der Vorstandsvorsitzende Peifer. Das zuständige Veterinäramt in Nordhorn wurde dagegen sofort informiert und eine Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft in Oldenburg ermittelt nun gegen den Betreiber. Der Verdacht: Tierquälerei.
Flächendeckende Kontrollen gefordert
Laut Tierschutzbüro ist es bereits der siebte Fall von Tierquälerei in Schweinehaltungsbetrieben in Niedersachsen, den die Tierschützer damit aufgedeckt haben. In allen Fällen ermittele nun die Staatsanwaltschaft wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Noch immer spreche das niedersächsische Landwirtschaftsministerium aber von Einzelfällen. „Doch bei sieben Fällen von Tierquälerei muss selbst die Ministerin anerkennen, dass dies ein systemimmanentes Problem ist und endlich handeln“, kritisiert Jan Peifer und verweist auf eine Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen. Dabei wurden Ende 2019 knapp 400 Schweinemastbetriebe unangemeldet kontrolliert – mit einem verheerenden Ergebnis. So wurden in über 60% der Betriebe einer oder mehrere Missstände vorgefunden. „Sicherlich sollte auch das Land Niedersachsen flächendeckend unangemeldete Kontrollen durchführen“, fordert der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Tierschutzbüros. (lzi)