US-Bundesstaat South Carolina

Todeskandidaten können zwischen elektrischem Stuhl und Erschießung wählen

South Carolina Gov. Henry McMaster signs a bill requiring schools to provide in-person classes five days a week starting April 26 and for next school year on Thursday, April 22, 2021, in Columbia, S.C. The bill also requires school districts to pay teachers extra if they have to teach both in person and online. (AP Photo/Jeffrey Collins)
South Carolinas Gouverneur Henry McMaster unterzeichnet die Gesetzesänderung.
JC, AP, Jeffrey Collins

Zur Vollstreckung der Todesstrafe will der US-Bundesstaat South Carolina künftig auch Erschießungen erlauben. Der Gouverneur des Staates, Henry McMaster, schrieb am Montag auf Twitter, er habe eine entsprechende Gesetzesänderung unterzeichnet. Der ursprüngliche Entwurf hatte vorgesehen, Exekutionen live im Internet zu streamen. Diese Maßnahme zur Abschreckung findet sich jedoch nicht in der finalen Version.

Präparate für Giftspritze sind Mangelware

Bislang war eine Vollstreckung der Todesstrafe in dem Staat durch eine Giftspritze vorgesehen. Aus Mangel an den dafür nötigen tödlichen Präparaten gab es in South Carolina jedoch in den vergangenen Jahren keine Hinrichtungen.

Durch die Gesetzesänderung sollen zum Tode Verurteilte nun wählen können, ob sie auf dem elektrischen Stuhl oder durch Erschießung sterben wollen, wenn eine Giftspritze nicht verfügbar ist. Derzeit warten dem britischen „Guardian“ zufolge 37 Häftlinge in South Carolinas Death Rows auf ihre Hinrichtung.

23 US-Bundesstaaten haben Todesstrafe abgeschafft

In den USA ist die Todesstrafe insgesamt auf dem Rückzug. Nach Angaben des Informationszentrums für Todesstrafe haben bislang 23 der 50 Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft, zuletzt Virginia. Drei weitere Staaten haben die Vollstreckung der Todesstrafe demnach ausgesetzt.

In Staaten, in denen es noch Hinrichtungen gibt, ist die Verabreichung einer Giftspritze die gängige Methode. Es gibt auf dem Papier jedoch Alternativen, wozu prinzipiell auch Erschießungen gehören, zu denen es in der jüngeren US-Geschichte nach Angaben des Informationszentrums jedoch nur in einzelnen Fällen kam, zuletzt am 18. Juni 2010 im Bundesstaat Utah.

ARCHIV - Ronnie Lee Gardner auf einem Foto des Utah Department of Corrections das am 15.01.2010 herausgegeben wurde. Die Entscheidung eines Ausschusses am Montag fiel einstimmig. Es gibt keine Gnade für Ronnie Lee Gardner. Und das heißt: Schreiten nicht noch Gerichte ein, wird er wahrscheinlich um kurz nach acht Uhr MESZ am Freitagmorgen im Staatsgefängnis von Utah durch Gewehrkugeln sterben. Schüsse statt Giftspritze - so hatte es sich der 49-Jährige im April selbst ausgesucht, als 25 Jahre nach dem Todesurteil schließlich der Hinrichtungstermin festgesetzt wurde: 18. Juni, gleich nach Mitternacht Ortszeit. EPA/UTAH DEPARTMENT OF CORRECTIONS - HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Ronnie Lee Gardner auf einem Foto des Utah Department of Corrections, das am 15. Januar 2010 herausgegeben wurde.
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Ronnie Lee Gardner lebte nach seiner Erschießung noch

The execution chamber at the Utah State Prison after Ronnie Lee Gardner was executed by firing squad in Drape, Utah, USA, on 18 June 2010. Four bullet holes are visible in the wood panel behind the chair. Gardner, convicted of aggravated murder, a capital felony, in 1985, was executed by firing squad on 18 June, becoming just the third person to be put to death this way in more than three decades. EPA/TRENT NELSON / POOL
Auf diesem Stuhl wurde 2010 im US-Bundesstaat Utah das letzte Mal ein Mensch von einem Erschießungskommando hingerichtet. Ronnie Lee Gardner starb in der "Execution Chamber" des Staatsgefängnisses von Draper.

Damals starb der 49-jährige Ronnie Lee Gardner kurz nach Mitternacht (8:00 Uhr unserer Zeit) im Staatsgefängnis von Draper, nachdem ihn vier Kugeln in die Brust getroffen hatten. Augenzeugen der Hinrichtung sagten später aus, Gardner habe nach den Schüssen noch einige Zeit gelebt und sich bewegt.

Wenige Stunden vor der Exekution hatte Utahs Gouverneur ein letztes Gnadengesuch des Todeskandidaten abgelehnt. Gardner hatte 25 Jahre zuvor bei einem Fluchtversuch in einem Gerichtsgebäude einen Anwalt getötet.

"Panischer Todeskampf"

McGuire
Dennis McGuire wurde 2014 wegen Mordes hingerichtet.

Doch auch die Giftspritze gewährt den Häftlingen keinen schmerzfreien und vor allem schnellen Tod. Im US-Bundesstaat Ohio war 2014 der verurteilte Mörder Dennis McGuire mit einer neuen Giftkombination hingerichtet worden. Anwesende Journalisten berichten von einem 24 Minuten dauernden Todeskampf. Der 53-Jährige soll im Beisein seiner Kinder qualvoll erstickt sein.

Tod durch Erschießen: Schnelle und humane Hinrichtungsmethode?

Der Tod durch ein Erschießungskommando ist eine Hinrichtungsmethode, die vor allem in Kriegszeiten angewandt wurde. Dabei werden mehrere Personen in einer Reihe aufgestellt und aufgefordert, möglichst aufs Herz zu zielen und gleichzeitig zu schießen, damit das Opfer einen schnellen und schmerzarmen Tod stirbt. Oft wird den Gefangenen eine Kapuze über den Kopf gezogen oder eine Augenbinde umgelegt, damit sie die auf sich gerichteten Waffen nicht sehen.

Die Methode ist allerdings umstritten, da wie im Fall Gardner ein schneller Tod nicht garantiert werden kann und dem Gefangenen möglicherweise große Schmerzen drohen. Außerdem müssen gleich mehrere Menschen den Tötungsbefehl ausführen.

Senator: Vollstreckung der Todesstrafe nach langer Wartezeit ist "Erlösung"

Die Befürworter des neuen Gesetzes argumentierten mit einer „Erlösung“ für Gefangene und Angehörige der Opfer, berichtet die „Washington Post“. „Mehrere Jahre lang war South Carolina nicht in der Lage, Hinrichtungen durchzuführen“, so der republikanische Senator Greg Hembree, „Familien warten, Opfer warten und der Staat wartet auch.“

Hembree sagte außerdem, dass der Tod durch ein Erschießungskommando humaner sei als der Tod auf dem elektrischen Stuhl. „Gerechtigkeit durchzusetzen ist wichtig. Aber man will niemanden grundlos foltern. Das steht dem Staat nicht zu.“

LESE-TIPP: 130 Jahre elektrischer Stuhl – schauriges Symbol der Todesstrafe

Trump war pro Todesstrafe - Biden ist dagegen

2020 waren in den USA nach Angaben des Zentrums von fünf Staaten und der Bundesregierung insgesamt 17 Menschen hingerichtet worden. Der Bund hatte fast zwei Jahrzehnte lang keine Todesstrafen mehr vollstrecken lassen - die Regierung von Ex-Präsident Donald Trump setzte jedoch deren Wiedereinführung durch. Der neue Präsident Joe Biden lehnt die Todesstrafe dagegen ab. (cwa/dpa)