Gefallener Star-Trainer ist ein Kämpfer

So will Christoph Daum den Krebs besiegen

Christoph Daum Datum: 09.09.2014 Christoph Daum Ereignis: -

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Christoph Daum hat eine schwere Zeit vor sich.
imago sportfotodienst, imago/Eduard Bopp, imago sportfotodienst

Der frühere Meistertrainer Christoph Daum hat Lungenkrebs. Eine begonnene Therapie schlägt bei dem charismatischen 68-Jährigen gut an, deshalb bleibt er optimistisch. Das beweist: Der vor vielen Jahren mit Ambitionen auf den Job als Bundestrainer gefallene Star-Trainer ist immer schon ein echter Kämpfer gewesen.

Chemotherapie schlägt bei Daum gut an

Christoph Daum braucht für den schwersten Kampf seines Lebens alle seine Kräfte. „Ich bekomme seit einigen Wochen unter anderem eine Chemotherapie, die Gott sei Dank anschlägt“, sagte der langjährige Bundesliga-Trainer, nachdem er am Freitag seine Krebs-Erkrankung öffentlich gemacht hatte: „Natürlich zehrt das an meinen Kräften, aber es geht mir gut. Und ich bin und bleibe optimistisch, dass es mir bald noch besser gehen wird.“

Bei Instagram schrieb der frühere Meistertrainer des VfB Stuttgart zuvor an seine Fans, dass er sich leider „aus der Öffentlichkeit zurückziehen“ musste, „da ich im Rahmen einer routinemäßigen Untersuchung eine Krebsdiagnose erhalten habe.“ Der 68-Jährige befinde sich in Köln in Behandlung und „in den besten Händen“, die begonnene Therapie schlage „sehr gut“ an. Welche Art von Krebs genau festgestellt wurde, behielt Daum für sich. „Ihr kennt mich: Ich bin ein Kämpfer und werde auch diese Herausforderung optimistisch und mit all meiner Kraft angehen.“

Daum an Krebs erkrankt: Die Anteilnahme ist groß

Daum hatte in der Bundesliga unter anderem Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und den 1. FC Köln betreut. Die Genesungswünsche aus dieser Richtung ließen nicht lange auf sich warten. „Gute Besserung Coach! Du schaffst es“, schrieb Ex-Weltmeister Thomas Häßler, der unter Daum in Köln spielte. „Viel Kraft!“, wünschte Bayer Leverkusen, „Gute Besserung“ der VfB Stuttgart, mit dem Daum 1992 die Meisterschaft gewonnen hatte. „Wir kennen dich als Optimist, der jede noch so schwere Aufgabe positiv und mutig angegangen ist. Werde schnell wieder fit, Trainer“, kommentierte der 1. FC Köln.

Viele Fans aus der Türkei schickten Daum zudem in den sozialen Netzwerken emotionale Genesungswünsche. In dem Land hatte er die Top-Clubs Besiktas und Fenerbahce Istanbul betreut und jeweils zur Meisterschaft geführt. Der charismatische Fußball-Lehrer wünschte sich selbst zunächst „vor allem eines: Ruhe.“

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Koks-Vorfall kostet den Bundestrainer-Job

In Deutschland genoss Daum höchstes Ansehen als Trainer, bis ein im Jahr 2000 nachgewiesener Kokain-Konsum dazu geführt hatte, dass der damalige Chefcoach von Bayer Leverkusen seine bereits mit dem DFB vereinbarte Arbeit als Bundestrainer 2001 nicht antreten konnte. Den bekanntesten Satz seiner Laufbahn wurde Daum im Zuge dieser Affäre nie wieder los.

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Auch zwei Jahrzehnte nach dem Koks-Vorfall, der ihn damals seinen Lebenstraum Bundestrainer gekostet hatte, wurde Daum regelmäßig gefragt, ob er „ein absolut reines Gewissen habe“. Mit genau diesen Worten hatte er in den aufgeheizten Tagen im Oktober 2000 erklärt, warum er auf die Gerüchte um seinen Kokain-Konsum einen Haartest folgen ließ. Wenige Tage später war Daum als Heilsbringer des deutschen Fußballs Geschichte, es folgte eine Hauruck-Flucht nach Florida und ein beispielloser Fall eines Erfolgstrainers.

Video: Vor mehr als 20 Jahren: Christoph Daums Kokain-Test ist positiv

Fußball-Branche verneigt sich vor Daum

Danach kamen sportlich erfolgreiche Abenteuer in der Türkei und in Österreich, dubiose Verhandlungen in der Ukraine, eine Rückkehr in die Bundesliga und später Offerten von Mini-Staaten wie den Malediven. Von Branchenkollegen wurde er als „wahrer Anführer“ (Matthias Sammer), „extremer Menschenfänger“ (Julian Nagelsmann) oder „der wichtigste Trainer für mich“ (Michael Ballack) bezeichnet.

Noch vor zwei Jahren sagte der Coach, dass er auch im Rentenalter gern als Coach zu einer EM oder WM fahren würde, denn das war ihm nie gelungen. In seiner jetzigen Situation spielt das kaum eine Rolle, Daum will nun vor allem wieder richtig gesund werden. (jlu/dpa)