Nur einer von ihnen muss in Hausarrest

Seilbahn-Katastrophe von Italien: Richterin lässt Gondel-Chef und Mitarbeiter frei

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Seilbahn-Betreiber Luigi N. (48)
APTN

14 Menschen starben, als eine Seilbahn-Gondel westlich des Lago Maggiore in Norditalien abstürzte. Betreiber Luigi N. und zwei Mitarbeiter geben zu, die Notbremse manipuliert zu haben, sie werden festgenommen. Das Motiv: Offenbar Geldgier. Jetzt hat eine Richterin die drei wieder auf freien Fuß gesetzt – nur für einen von ihnen wird Hausarrest angeordnet.

Verdächtige beschuldigen sich gegenseitig

Die Entscheidung sei am späten Samstagabend gefallen, sagte die Oberstaatsanwältin der Stadt Verbania, Olimpia Bossi, dem Fernsehsender RAI. Wie die Nachrichtenagentur Ansa in der Nacht zu Sonntag berichtete, entließ die Untersuchungsrichterin Gondel-Chef Luigi N. und den Betriebsleiter aus der Haft. Die Beweise für eine Täterschaft der beiden seien nicht ausreichend gewesen, schrieb Ansa unter Berufung auf die Justiz. Weder bestehe Fluchtgefahr, noch sei zu befürchten, dass Beweise manipuliert werden.

Lediglich Dienstleiter Gabriele T. muss in häuslichem Arrest bleiben. Die Untersuchungsrichterin hielt seine Aussagen für nicht glaubwürdig genug, zitierte Ansa die ermittelnde Staatsanwältin. In den Vernehmungen sollen sich die Verdächtigen italienischem Medienberichten zufolge gegenseitig beschuldigt haben. Der Dienstleiter hatte eingeräumt, die Notbremse mit einer Metallklammer außer Kraft gesetzt zu haben.

Eitan (5) nach Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore noch immer auf Intensivstation

Die Polizei hat am Mittwoch den Chef der Betreiberfirma sowie zwei weitere Angestellte festgenommen.
Seilbahn-Chef Luigi N. bei seiner Festnahme.
ROPI

Die Seilbahn-Gondel, die die Stadt Stresa am Lago Maggiore mit dem nahe gelegenen Berg Mottarone verbindet, war am Pfingstsonntag abgestürzt. Nach bisherigem Ermittlungsstand riss kurz vor der Ankunft an der gut 1.300 Meter über dem Meer gelegenen Bergstation aus bisher unbekannter Ursache das Zugseil. In diesem Fall hätte eine Notbremse greifen müssen, was nicht geschah. Die Gondel raste mit hoher Geschwindigkeit an den Tragseilen zurück Richtung Tal, knallte an einen Seilbahn-Pfeiler und überschlug sich mehrfach. Bei dem Vorfall kamen 14 Menschen ums Leben, nur der kleine Eitan überlebte. Der fünfjährige Junge liegt noch immer auf der Intensivstation des Regina-Margherita-Krankenhauses in Turin. Er ist mittlerweile aus dem Koma erwacht und fragt nach seinen Eltern.

Die italienische Region Piemont hat unterdessen einen Trauertag für die Opfer der Katastrophe ausgerufen. Regionalpräsident Alberto Cirio rief die Bevölkerung in einem Erlass dazu auf, am Sonntag um 12 Uhr eine Schweigeminute einzulegen. „Eine Woche nach dem, was am Morgen des 23. Mai passiert ist, ist das Piemont einmal mehr ganz nahe bei den Familien der Opfer der Tragödie, die unser Gebiet erschüttert hat.“

(mst)