Lucas Krzikalla hofft auf weitere Nachahmer
Schwuler Handballer will Vorbild sein: „Wird von Jahr zu Jahr besser“
Er hatte genug vom ewigen Versteckspiel. Vor acht Monaten hat Lucas Krzikalla den Mut gefunden und sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Seine Entscheidung sieht er noch immer positiv. Sein Ziel: Der Handball-Profi will Vorbild sein.
„Mir haben damals immer die Vorbilder gefehlt“
Es war ein mutiger Entschluss, den Handballer Lucas Krzikalla fasste. Die Sorgen waren jedoch unbegründet. Nach seinem Coming-Out habe er viel Zuspruch erhalten – doch nicht nur. Es gab auch vereinzelt Beleidigungen. Dabei erinnert er sich vor allem an einen geschmacklosen Hass-Brief. Das sei schon „krass“ gewesen und habe ihn „kurz beschäftigt“, erzählt Krzikalla im Interview mit der „Bild am Sonntag“.
Ansonsten sei sein Coming-Out ganz normal aufgenommen worden, nichts habe sich verändert, sagt der 29-Jährige. Auch im Umgang mit seinen Mannschaftskameraden sei alles gleich geblieben. „Alles beim Alten, auch beim Duschen. Ganz normale Gespräche. Wir gehen ganz normal miteinander um.“
Neu sei, dass er nun öfter um Rat gefragt werde, wie er beim Coming-out vorgegangen sei. „Das hat meinen Weg dann noch mal bestätigt. Mir haben damals immer die Vorbilder gefehlt. Da wollte ich selbst gern ein Vorbild sein“, sagt Krzikalla.
Krzikalla hat nach seinem Coming-out mehr Nachahmer erwartet
Der Handball-Profi hatte gehofft, dass noch mehr Sportler seinen Weg gehen und sich outen. „Ich dachte mir, vielleicht nimmt es noch bisschen mehr Fahrt auf. Aber ich denke auch, dass ich damals auch meine Zeit gebraucht habe. Dass es jetzt nicht von Null auf Hundert geht, ist auch klar. Aber es wird von Jahr zu Jahr besser.“
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Immerhin: Anfang Februar machte der tschechische Fußballnationalspieler Jakub Jankto seine Homosexualität öffentlich. Für Krzikalla nochmal „ein Meilenstein, weil es im Fußball passiert ist“.
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Frauen den Männern ein paar Jahre voraus
Warum sich gerade die Fußballer so schwer tun, darüber kann auch der Handballer nur mutmaßen. Die Fankultur sei einfach eine andere. „Die Zuschauerzahlen sind größer und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch welche darunter sind, die damit nicht einverstanden sind und da dumme Kommentare kommen.“
Dabei würde es nicht auf die Fans ankommen, sondern auf einen „sicheren Background“ aus Freunden und Familie. Er habe daher eingesehen, „dass ein Versteckspiel keinen Sinn macht.“
Frauen seien in dieser Frage den Männern im Sport ein paar Jahre voraus. „Es ist jetzt völlig normal. Daran kann man sich orientieren. Schritt für Schritt geht es in die richtige Richtung“, sagt Krzikalla. (pol)