Gewalt gegen Frauen in RusslandRussischer YouTuber lässt Freundin während Livestream sterben

Screenshot Livestream
Ein YouTuber soll seine Freundin während eines Livestreams sterben lassen haben.
.

In Deutschland stirbt jeden dritten Tag eine Frau durch die Hände ihres Partners. Oft geht dieser letzten Eskalationsstufe eine monate- oder sogar jahrelange Spirale an Gewalt voraus – knapp ein Drittel der Frauen in Deutschland hat schon einmal häusliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Doch das Problem existiert nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Ein aktueller Fall aus Russland schockiert besonders: Dort soll ein Youtuber seine Freundin über Monate vor laufender Kamera immer wieder gequält und zum Schluss sogar ihren Tod gezeigt haben.

Youtuber soll Freundin bei Minusgraden aus der Wohnung geworfen haben

Eigentlich geht es in den Videos und Streams des russischen Youtubers Stas Reschetnikow, eher bekannt als Reeflay, um das Zocken in Online-Casinos. Doch es ist laut russischer Medienberichte immer wieder auch zu sehen, wie er seine Freundin verbal erniedrigt und sogar schlägt. Jetzt ist die Frau tot. Der Youtuber soll sie nackt in die eisige Kälte geschickt haben – für mehrere Stunden. Vor laufender Kamera habe er die Leiche seiner Freundin schließlich wieder in die Wohnung geholt und bis zum Eintreffen der Rettungskräfte weitergefilmt. Das berichtet das russische Magazin „Meduza“.

Er soll die Rettungskräfte gerufen haben - aber viel zu spät

Laut „Meduza“ ereignete sich der Vorfall im Dorf Ivanovka, einem Vorort von Moskau. Der Youtuber soll seine Freundin dem Bericht zufolge nach einem Streit in Unterwäsche auf die Straße hinausgeworfen haben – bei Minusgraden. Nachbarn sollen nach einigen Stunden schließlich einen Rettungswagen gerufen haben. Kurz zuvor habe sich der Youtuber aber entschieden, seine Freundin wieder in Wohnung zu lassen – offenbar ging er davon aus, dass die Frau nur bewusstlos sei und noch nicht erfroren. Schließlich soll auch er selbst die Rettungskräfte verständigt haben.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Ermittlungen gegen Youtuber eingeleitet

All das soll auf Video festgehalten und live ins Internet gestreamt worden sein – Zuschauer sollen sogar Fragen gestellt und Kommentare abgegeben haben. Es sei auch zu sehen gewesen, wie Stas Reschetnikow seine tote Freundin ins Wohnzimmer getragen und versucht habe, sie wiederzubeleben. Erst nachdem die eintreffenden Rettungskräfte ihn aufforderten, die Live-Übertragung zu beenden, soll er den Stream abgebrochen haben.

Laut der russischen Nachrichtenagentur „TASS“ wurden Ermittlungen gegen den Youtuber eingeleitet. Es solle überprüft werden, wie und warum die junge Frau starb und inwiefern der Streamer Schuld daran hat. Warum nicht bereits vor Monaten jemand von den Zuschauern die Behörden alarmierte, während der Youtuber seine Freundin schlug, ist unklar. Sollten Sie Zeuge von häuslicher Gewalt werden, greifen Sie ein: Hilfestellen finden Sie am Ende des Artikels.

Häusliche Gewalt ist in Russland nach wie vor ein Tabuthema

Offizielle Zahlen zu Gewalt an Frauen aus Russland gibt es kaum – verlässliche Statistiken erst recht nicht. Doch Berichte von Menschenrechtsaktivisten zeigen immer wieder, dass Gewalt an Frauen ein großes Problem im Land ist. Erst 2017 wurde ein Gesetz verabschiedet, das häusliche Gewalt nicht mehr als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit mit vergleichsweise niedrigen Geldstrafen einordnet.

Für Schlagzeilen sorgt in Russland seit Jahren auch der Fall um drei Schwestern. Nach jahrelangem Missbrauch sollen die Moskauerinnen ihren Vater getötet haben. Den älteren Schwestern drohen wegen mutmaßlichen Mordes bis zu 20 Jahre Haft. Die Verteidigung geht von Notwehr aus. Menschenrechtler und russische TV-Stars hatten die Frauen offen unterstützt.

Im Video: Expertin erklärt, warum es betroffene Frauen oft nicht schaffen, sich Hilfe zu holen

Hier bekommen Opfer schnelle Hilfe

Aus Trauer und Scham versuchen viele Frauen, das traumatische Erlebnis geheimzuhalten. Sie sind Opfer von Gewalt - egal, ob Sie geschlagen, gestalkt oder missbraucht wurden? Sie sind nicht allein, denn es gibt Hilfe. Wir haben für Sie die wichtigsten Anlaufstellen aufgelistet, an die Sie sich wenden können – auch anonym.

"Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben:

"Weißer Ring" – Opferschutzorganisation für Opfer von Kriminalität

  • Opfer-Telefon 116 000

  • https://weisser-ring.de/

Opfer-Telefon 116 000

https://weisser-ring.de/