Russland bleibt ausgeschlossenHochsprung-Star ist froh über WM ohne "Mörder"

Russland ist von der Leichtathletik-WM in Eugene, USA, ausgeschlossen. Das findet Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich richtig. Die Ukrainerin sagt, viele russische Athleten würden Wladimir Putin "unterstützen. Ich möchte keine Mörder auf der Bahn sehen". Mahutschich führt mit ihren 2,03 Meter die Weltjahresbestenliste an und gilt als Topfavoritin auf WM-Gold. Dieser Krieg habe schon "wirklich viele Sportler getötet", so die ukrainische Hochspringerin. "Unsere Leute sterben, weil sie Ukrainer sind."
Mahutschich floh mit dem Auto
Mit ihren Gedanken ist Mahutschich, die nach der russischen Invasion aus Dnipropetrowsk mit dem Auto ins Ausland geflüchtet ist, stets in der Ukraine. Mit einem Triumph im Finale in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (2.40 Uhr MESZ) will sie ihren Landsleuten eine Freude machen. "Ich hoffe, dass es eine gute Nachricht für das ukrainische Volk sein wird", sagte die Hallen-Europameisterin, die glaubt, dass die Ukraine den Krieg gewinnen wird.
Ihr zuvor gutes Verhältnis zur russischen Olympiasiegerin Marija Lasizkene habe durch den Krieg stark gelitten. "Vor dem 24. Februar hatten wir eine gute Beziehung, wir haben miteinander gesprochen", sagte Mahutschich in Bezug auf den Tag, an dem Russland in die Ukraine einmarschierte: "Aber dieser Tag hat alles verändert." Von Lasizkene sei kein Wort der Anteilnahme oder der Unterstützung bei ihr angekommen, sagte Mahutschich.
Russin schreibt bösen Brief an IOC-Präsidenten
Allerdings äußerte die Russin in einem Brief an IOC-Präsident Thomas Bach ihr Mitgefühl mit den Ukrainerinnen und Ukrainern: "Meine wichtigsten Kolleginnen im Hochsprung sind die ukrainischen Mädchen. Ich weiß nicht, was ich meinen Kolleginnen sagen oder wie ich ihnen in die Augen schauen soll. Sie und ihre Freunde und Verwandten erleben, was kein Mensch je fühlen sollte." Diesen Brief schrieb Lasizkene Anfang Juni, um doch noch an der WM teilnehmen zu dürfen. Sie hält das pauschale Startverbot für alle Russen ungerecht.
Fans feiern Leistung, nicht Herkunft
Sie warf Bach in dem Brief auch mehrere seiner Zitate an den Kopf: "Die Rechte aller, die den Krieg nicht unterstützen, müssen respektiert werden, unter unseren Regeln und den Regeln des internationalen Rechts", hatte er gesagt. Das gelte offenbar nicht für sie. "Sie sagen, dass sie russische Athleten aus Angst um ihre Sicherheit ausgeschlossen haben", schreibt die 29-Jährige an Bach gerichtet, "aber das stimmt nicht. Russische Tennisprofis spielen überall auf der Welt" und bewiesen das Gegenteil. Ihrer Meinung sei es höchste Zeit, "Nationalflaggen und Nationalhymnen bei Olympischen Spielen und im Sport insgesamt nicht mehr zu benutzen". Denn Fans würden wegen der Leistung zu Fans, nicht aufgrund der Herkunft.
Der Weltverband World Athletics hat sämtliche Athleten, Betreuer und Offizielle aus Russland und Belarus wegen des Angriffs auf die Ukraine "für die absehbare Zukunft" von allen Veranstaltungen unter seiner Federführung ausgeschlossen. Der russische Verband ist wegen des Dopingskandals ohnehin seit 2015 suspendiert. Auch "neutrale Athleten" dürfen bei der WM nicht starten. (ntv.de/sid/lgr)


