Absturz von mutmaßlichem Prigoschin-JetRussische Augenzeugen beobachten Flugzeugabsturz: "Metallischer Knall"

24.08.2023, Russland, Kushenkino: Menschen tragen einen Leichensack aus dem Wrack eines abgestürzten Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer. Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin ist nach Angaben seines Telegram-Kanals Grey Zone vom Mittwoch tot. Von offizieller Seite steht eine Bestätigung aus. Nach russischen Behördenangaben stand er aber auf der Passagierliste eines abgestürzten Flugzeugs. Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Menschen tragen einen Leichensack aus dem Wrack eines abgestürzten Privatjets in der Nähe des Dorfes Kuschenkino in der Region Twer. Der berüchtigte Wagnerführer Prigoschin soll unter den Toten sein.
nwi, dpa, Uncredited

„Ich hatte Angst, dass es auf das Dorf fallen würde!“
Ein Flugzeug, in dem vermutlich der berüchtigte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sitzt, stürzt ab. Augenzeugen berichten laut Nachrichtenagentur Reuters von einer Explosion, von einem metallischem Knall.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Krieg in der Ukraine und auch zum Absturz können Sie im Liveticker nachlesen.

"Es machte keinen Sturzflug, es gleitete"

Der 72-jährige Vitaly Stepenok beobachte den Absturz: „Ich schaute nach oben und sah weißen Rauch."
Der 72-jährige Vitaly Stepenok beobachte den Absturz: „Ich schaute nach oben und sah weißen Rauch."
Reuters, Reuters, Reuters

Die Maschine war von Moskau auf dem Weg nach St. Petersburg. Der Absturzort Kuschenkino liegt im nordrussischen Gebiet Twer nahe dem Waldai-See.

"Ich höre eine Explosion oder einen Knall. Normalerweise bekommt man ein Echo, wenn eine Explosion am Boden stattfindet, aber es war nur ein Knall“, erzählt der 72-jährige Vitaly Stepenok im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

„Ich schaute nach oben und sah weißen Rauch. Ein Flügel flog in eine Richtung und der Rumpf ging so,“ gestikuliert er. „Und dann glitt es auf einer Tragfläche nach unten. Es machte keinen Sturzflug, es gleitete. Ich hatte Angst, dass es auf das Dorf fallen würde.“ Der Mann habe sich auf sein Rad geschwungen und sei nach etwa 20 Minuten an der Unfallstelle angekommen. „Die Leute liefen herum. Sie schleppten jemanden heraus, seine Überreste... Ich konnte es nicht erkennen. Ich sah nur die Nummer des Flugzeugs, die ich ihnen sagte, und das war's."

Lese-Tipp: Roderich Kiesewetter (CDU) über Flugzeugabsturz: Ermordung des Söldner-Chefs „war Frage der Zeit“

Anatoly: "Es war kein Donner, es war ein metallischer Knall"

Der Augenzeuge Anatoly berichtet von einem "metallischem Knall"
Der Augenzeuge Anatoly berichtet von einem "metallischem Knall"
Reuters, Reuters, REuters

Augenzeugen sprechen laut dpa von zwei lauten Explosionen vor dem Absturz. Die Trümmer des Flugzeugs liegen weit verteilt, was für ein Auseinanderbrechen des Flugzeugs vor dem Aufprall spricht. Bis jetzt ist bekannt, dass das Flugzeig um 18.19 Uhr Ortszeit (17.19 Uhr MESZ), eine halbe Stunde nach dem Start,zunächst massiv an Höhe verliert. Innerhalb einer halben Minute sinkt das Flugzeug nach Angaben von Flightradar24 gut zwei Kilometer. Dann hält es sich einige Sekunden auf der Höhe von rund sechs Kilometern, ehe es abstürzte. Vorher gab es keine Auffälligkeiten beim Flug.

Lesen Sie auch: Flugzeugabsturz in Russland: Wurde Prigoschin Opfer eines Komplotts?

Ein anderer Augenzeuge aus dem Dorf, Anatoly, berichtet dem Reuters-Reporter: "Zu dem, was passiert sein könnte, sage ich nur so viel: Es war kein Donner, es war ein metallischer Knall - sagen wir es mal so. Ich habe so etwas schon einmal gehört."

Warum stürzte das Flugzeug ab? Bisher nur Spekulationen möglich

Über die Ursache des Absturzes gibt es bislang nur Spekulationen. Der Prigoschin nahe stehende Telegram-Kanal Grey Zone schrieb von einem Abschuss des Flugzeugs durch die Flugabwehr. Auch von einer Bombe an Bord und technischen Problemen ist die Rede. Welche Theorien es gibt, erklärt RTL-Reporter Peter Leontjew im Video.

Auch ob Prigoschin wirklich an Bord war, ist nicht geklärt. Denn auch wenn er auf der Passagierliste stand, ist damit nicht bewiesen, dass der Oligarch auch wirklich an Bord war. Eine offizielle Bestätigung für seinen Tod seitens der Behörden gibt es nicht, auch wenn der Wagner nahestehende Telegram-Account Grey Zone seinen Tod meldete. Eine Obduktion der Leichen steht noch aus.

Eine Verschleierungsaktion, um von der Bildfläche zu verschwinden, kann nicht ausgeschlossen werden. Zumal schon zweimal voreilig über den Tod Prigoschins berichtet wurde. 2019 sollte er beim Absturz eines Frachtflugzeugs in Afrika, wo seine Wagner-Truppe aktiv ist, umgekommen sein. Im vergangenen Jahr wurde sein Tod im Osten der Ukraine vermeldet. Beide Male tauchte Prigoschin später lebend wieder auf. (eku/reuter/dpa)

Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews finden Sie hier in der Videoplaylist

Playlist 50 Videos

Spannende Dokus und mehr

Sie lieben spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann sind Sie auf RTL+ genau richtig: Sehen Sie die Geschichte von Alexej Nawalny vom Giftanschlag bis zur Verhaftung in „Nawalny“.

Oder: Die Umstände des mysteriösen Tods von Politiker Uwe Barschel werfen auch heute noch Fragen auf. Sehen Sie auf RTL+ die vierteilige Doku-Serie „Barschel – Der rätselhafte Tod eines Spitzenpolitikers“.

Wie läuft es hinter den Kulissen von BILD? Antworten dazu gibt es in der spannenden Doku „Die Bild-Geschichte: Die geheimen Archive von Ex-Chef Kai Diekmann.“ Er hat Politiker kennengelernt, Skandale veröffentlicht und Kampagnen organisiert. Die Doku wirft einen kritischen Blick auf seine BILD-Vergangenheit.