Gefährliche Infektion für Babys und Kleinkinder - Was Eltern jetzt wissen müssen

"Früher oder später erwischt es alle": Kinderärztin räumt mit Mythen rund um das RS-Virus auf

Crying child with a runny nose at home
Eine Infektion mit dem RS-Virus ist besonders für Babys gefährlich.
Arkady Chubykin, Arkady Chubykin/arkadiic@mail.ru

Es kommt alle Jahre wieder, doch 2021 schlägt es mit voller Wucht zu: das Respiratorische-Syncytial-Virus, auch RS-Virus genannt. Es sorgt aktuell für volle Wartezimmer in Kinderarzt-Praxen und Krankenhäusern. Denn eine RSV-Infektion verursacht bei Babys und Kleinkindern schwere Atemwegsinfektionen, bei der vor allem sehr kleine Babys besonders gefährdet. Unter Eltern kursieren viele Mythen, wie man Kinder vor diesem hochansteckenden Virus schützen kann. Kinderärztin Barbara Mühlfeld räumt mit den gängigsten Fehlinformationen auf.

Was ist das RS-Virus?

Das RS-Virus ist ein Virus, das auf die Schleimhaut der Atemwege spezialisiert ist. Während es bei Erwachsenen häufig nur einen Schnupfen auslöst, kommt es bei Säuglingen und Kleinkindern, die noch keine ausreichende Immunität gegen diesen Virustyp ausgebildet haben, in manchen Fällen zu sehr schweren Erkrankungen.

Dabei gilt: Je jünger die Kinder bei ihrem ersten Kontakt mit dem RSV sind, desto schwerer ist meistens der Verlauf. Besonders bei kleinen Kindern zwischen vier und fünf Monaten besteht ein hohes Risiko für Komplikationen wie Lungenentzündung, Bronchitis und Bronchiolitis (Entzündung der kleinsten, knorpellosen Bronchien),

Symptome einer RSV-Infektion

  • Schnupfen

  • Trinkverweigerung

  • Zu schnelle, häufig rasselnde Atmung

  • Halsschmerzen

  • Fieber

  • Trockener Huste

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Infektionen aus zwei Jahren summieren sich

Close up of child with fever thermometer, wrapped in blanket
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„Das RS-Virus ist sehr weit verbreitet und hochansteckend. Es kommt jeden Winter mit der Erkältungswelle von November bis März“, erklärt Kinder- und Jugendärztin Barbara Mühlfeld. In diesem Jahr hätte es die ersten Fälle bereits Ende August gegeben. Viele Kinder würden laut Mühlfeld jetzt die Infektion aus dem Vorjahr nachholen. Das summiere sich mit den aktuellen Fällen.

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"Eltern können ihre Kinder nicht davor bewahren, sich zu infizieren"

Einen Schutz oder eine Impfung wie gegen gängige Kinderkrankheiten gibt es nicht. „Jeder muss da einmal durch. Je älter das Kind, desto leichter sind die Symptome.“ Bei einer Erkrankung sind vor allem die oberen Atemwege betroffen, jüngere Kinder würde laut Mühlfeld heftiger reagieren als ältere. „Eltern können ihre Kinder nicht davor bewahren, sich zu infizieren. Dafür ist das RS-Virus zu ansteckend“, stellt die Medizinerin klar. Jedoch lassen sich die Symptome lindern und der Heilungsprozess unterstützen:

  • Nase freihalten

  • Kochsalz-Inhalation, wenn es das Kind verträgt

  • kühle, feuchte Luft (an die frische Luft gehen, Fenster öffnen)

  • Tee trinken (bei Kindern über einem Jahr mit Honig)

  • generell auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten

Auf diese Alarmsignale sollten Eltern achten

Friso Gentsch
Je jünger das Kind, desto früher sollten Eltern einen Arzt aufsuchen
deutsche presse agentur

„Die Schleimhautschwellung ist das größte Problem und schwierig zu behandeln“, sagt Mühlfeld. Sie sei besonders schwer zu behandeln und kann sogar zu Atemnot führen. Eltern sollten ihr Kind aufmerksam beobachten und auf folgende Alarmsignale achten:

  • schnelles Atmen

  • Einziehungen im Bereich des Schlüsselbeins, des oberen Magens und der Rippen

  • Ausatmung länger als Einatmung

  • Nasenflügel bewegen sich heftig

  • Atemnot

Generell gilt: Je jünger das Kind, desto früher sollten Eltern einen Arzt aufsuchen. Dort könne dann auch die Sauerstoffsättigung gemessen und gegebenenfalls Sauerstoff zugeführt werden.

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Passive Immunisierung für Risiko-Babys

Für Babys mit Risikofaktoren, wie etwa bei Frühchen, Babys mit einem angeborenen Herzfehler oder Lungenfunktionsstörungen empfehlen Ärzte eine passive Immunisierung. Diese wird vor allem in den Herbst- und Wintermonaten empfohlen. Im Gegensatz zur aktiven Immunisierung (der klassischen Impfung) bekommen Babys bei der passiven Immunisierung ein Konzentrat von Antikörpern verabreicht. Diese schützen den Körper unmittelbar gegen bestimmte Krankheitserreger, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. (fge)