Kinder und Ältere sind besonders gefährdet!Risiko Vibrionen-Infektion: Darf ich mit Schnittwunden noch im Meer baden?

Gesundheitsgefährdende Bakterien in der Ostsee haben diesen Sommer ein erstes Todesopfer in Mecklenburg-Vorpommern gefordert. Eine ältere Frau infizierte sich beim Schwimmen mit sogenannten Vibrionen - und starb kurze Zeit darauf.
Aber wie gefährlich ist das Baden in der Ost- und Nordsee denn tatsächlich? Und darf ich jetzt mit kleineren Schnittwundden oder Kratzern nicht mehr ins Wasser? Wir haben einen Experten gefragt.
Was sind Vibrionen?
Vibrionen sind Bakterien, die in Meer- und Brackwasser vorkommen. Wenn das Wasser von der Sonne so richtig aufgeheizt wird, dann werden die Bakterien aktiviert und vermehren sich extrem. Diese Bedingungen sind in warmen Sommern wie dieses Jahr auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste gegeben.
Eine Mini-Verletzung genügt
Vibrionen können beim Aufenthalt im Meerwasser durch kleine Hautverletzungen, wie zum Beispiel Schürf- oder Schnittwunden, in den Körper gelangen und sich dort vermehren. Bereits winzige Hautabschürfungen können ausreichen, damit das Bakterium in den Körper gelangen kann.
Die Infektionsgefahr gilt aber nicht nur für Vibrionen, sondern generell für alle Keime und Bakterien. "Vibrionen an sich sind nicht gefährlicher als andere Bakterien auch", erklärt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht. "Eine schwere Wundinfektion kann generell durch alle Bakterien entstehen".
Grundsätzlich gilt: Alle offenen Hautverletzungen sind optimale Eintrittspforten für Bakterien, die Wundinfektionen verursachen können. Erlangen Bakterien durch eine Wunde Zugang zu einem Blutgefäß, treten sie damit in die Blutbahn ein - die Folge ist eine Wundinfektion, die nicht selten zu einer Amputation der betroffenen Gliedmaßen führen. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Sepsis kommen, die zu über 50 Prozent tödlich endet.
Pflaster drauf? Bloß nicht!
Wer jetzt denkt: Pflaster drauf und ab ins Wasser, für den hat der Gesundheitsexperte eine Warung: "Ein Pflaster nützt eher nichts. Im Gegenteil: unter dem Pflaster springen die Bakterien Trampolin." Denn Bakterien mögen es feucht und warm. Und gerade unter Pflastern, die in vielen Fällen nicht hunderprozentig wasserdicht abschließen, herrschen die perfekten Bedingungen für die Vermehrung von Bakterien, erklärt Dr. Specht.
Keine Panik - aber Vorsicht
Also darf ich jetzt nicht mehr ins Meer, wenn ich eine kleine Schnittwunde habe? Der Gesundheits-Experte beruhigt - denn wie so häufig gilt: Besonders gefährdet sind ältere und abwehrgeschwächte Menschen mit chronischen Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Tumor- und Bluterkrankungen oder auch angeborener Immunschwäche. Diesen rät Dr.Specht dazu, den Kontakt mit Meerwasser und Badeseen zu vermeiden, wenn sie offene Wunden haben.
Aber auch Menschen mit kleinen Kindern sollten besonders aufmerksam sein. Denn sie ziehen sich beim Spielen schnell kleine Schnittwunden oder Hautabschürfungen zu und haben häufig noch kein so gut ausgesprägtes Immunsystem.
Schwellung, Rötung, starke Schmerzen? Ab zum Arzt!
Die ersten Anzeichen dafür dass sich eine Wunde entzündet hat, sind eine Rötung und Schwellung der betroffenen Stelle und Schmerzen. "Eine Wunde kann zwar zu Beginn schmerzen, das sollte aber schnell weniger werden", erklärt Dr. Specht. Ist das nicht der Fall und kommen im weiteren Verlauf Schüttelfrost und Fieber hinzu, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Denn eine rasch eingeleitete Antibiotika-Theapie ist unter Umständen lebensrettend.
Was bei einer Sepsis im Körper ganz genau passiert, das sehen Sie im Video.