Vorsicht vor fleischfressenden Bakterien
Vibrionen-Gefahr an Nord- und Ostsee! Wer jetzt besonders wachsam sein sollte

Mit einer kleinen Schürfwunde in Ost- und Nordsee baden – wird wohl nicht so schlimm sein... Falsch!
Bei dauerhaft hohen Temperaturen vermehren sich die fleischfressenden Bakterien namens Vibrionen in Gewässern rasant. Wir erklären, wo die Erreger vermehrt vorkommen und für wen eine Infektion richtig gefährlich werden kann.
Ohne Behandlung können Vibrionen sogar zum Tod führen
Wer an der Nord- oder Ostsee aus dem Wasser steigt, sollte nach dem Baden unbedingt seine Haut beobachten. Wer nämlich kleine Verletzungen entdeckt, die plötzlich stark schmerzen oder sich entzünden, sollte schnellst möglich zum Arzt. Denn unter Umständen habt ihr es mit einer Vibrionen-Infektion zu tun - das heißt einen Befall mit fleischfressenden Bakterien, die sich zur Zeit in Ost- und Nordsee besonders gut vermehren, wie die Landesregierung von Schleswig-Holstein auf ihrer Internetseite erklärt. „Steigen im Sommer die Wassertemperaturen über ca. 20° C an, wird Vibrio vulnificus aktiviert”, heißt es da. Dann ließe sich das Bakterium im Wasser nachweisen und die Konzentration im Wasser erhöhe sich deutlich.
2019 haben die gesundheitsgefährdenden Bakterien in Mecklenburg-Vorpommern sogar ein Todesopfer gefordert. Eine ältere Frau infizierte sich beim Schwimmen mit den sogenannten Vibrionen - und starb kurze Zeit darauf.
Interaktive Karte zeigt: Vermehrtes Vorkommen an Nord- und Ostsee
Auch aktuell sollten Urlauber an Nord- und Ostsee besonders aufmerksam sein. Denn wie die interaktive Karte des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigt, sind die Vibrionen-Bakterien zur Zeit aktiv.

Die gelben beziehungsweise orangen Einfärbungen stehen zwar für ein niedriges bis mittleres Vorkommen, dennoch solltet ihr Vorsicht walten lassen, wenn ihr derzeit an den Küsten baden geht.
Vorsicht bei Tätowierungen und Verschlucken von Meerwasser
Die Bakterien gelangen beim Baden oder Wasserwaten über nicht verheilte oder im Wasser zugefügte Wunden in den Körper. Bei Kindern wurden vereinzelt auch Ohrinfektionen als Ursache festgestellt. Übrigens: Auch mit frischen Tätowierungen sollten Sie vorsichtig sein! Frische oder noch nicht vollständig verheilte Tätowierungen gelten als offene Wunden und sind ein möglicher Eintrittsweg für Bakterien.
Vibrionen können allerdings nicht nur über offene Wunden in den Körper gelangen, sondern auch durch das Verschlucken von Meerwasser. Dann lösen sie Erbrechen und Durchfallerkrankungen aus. 2018 starb eine Amerikanerin, nachdem sie in Louisiana Austern mit den Bakterien auf einem Markt aß.
Im Video: Ein Paradies für Vibrionen - Nordsee so warm wie nie
An diesen Symptomen erkennt ihr eine Vibrionen-Infektion
Vibrionen können schwere Wundinfektionen auslösen. Bekannte Symptome sind:
starker lokaler Schmerz
Fieber
Schüttelfrost
Chirurgische Behandlungen bis hin zur Amputation von Gliedmaßen können die Folge sein. Schwere Erkrankungen können tödlich verlaufen. Vibrionen können ebenfalls Magen-Darm-Erkrankungen auslösen.
Achtet auf diese Symptome:
krampfartige Magenschmerzen
Erbrechen
Übelkeit
wässriger Durchfall
Behandelt werden die Infektionen in der Regel mit Antibiotika.
Für wen sind die Bakterien besonders gefährlich?
Ein geschwächtes Immunsystem und offene Wunden sind laut Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) Risikofaktoren für „schwere Verläufe von Vibrionen-Infektionen“. Als besonders anfällig gelten laut Gesundheitsamt Menschen mit chronischen Grundleiden wie Lebererkrankungen oder Diabetes sowie Menschen mit einer bestehenden Immunschwäche. Aber auch ältere Menschen sollten vorsichtig sein.
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Darf man nun also mit geschwächtem Immunsystem nicht mehr ins Meer? Zumindest ist ein wenig Vorsicht geboten. „Personen aus den Risikogruppen mit offenen oder schlecht heilenden Wunden sollten gut überlegen, ob sie sich dem Kontakt mit vibrionenhaltigem Salzwasser aussetzen“, rät die Expertin vom LAGuS. Bei geringsten Anzeichen einer Wundinfektion sollte sofort ein Arzt konsultiert werden und dieser auf Kontakt mit Meerwasser hingewiesen werden. (lra/vho)