Ehefrau des Opfers sagt als Zeugin aus

Mit Stahlkette und Messer: Töteten diese Männer ihren Verwandten?

Vier Männer stehen vor dem Landgericht Braunschweig
Vier Männer müssen sich vor dem Landgericht Braunschweig verantworten. Sie sollen ein Familienmitglied getötet haben.
RTL Nord

Dienstag 9 Uhr, Prozessauftakt am Landgericht Braunschweig: Das Polizeiaufgebot ist groß. Jeder, der den Verhandlungssaal betreten will, wird zuerst kontrolliert. Auf der Anklagebank sitzen vier Männer. Sie sollen ihren Verwandten brutal getötet haben. Auch dessen Frau ist heute als Zeugin geladen. Denn sie war bei der schrecklichen Tat dabei.

„Sie schlugen auf ihn ein, mit voller Wucht, um ihn zu töten“

Es ist der 24. September 2020, 19:40 Uhr: Das spätere Opfer und seine Frau sind auf dem Weg zu ihrem Haus in Wolfsburg. Zwei der Angeklagten, es sind Zwillingsbrüder, erwarten sie wohl bereits. „Es dauerte nicht lang, bis das Auto einbog und an uns vorbeifuhr. Ich meine, wir hatten die Fäuste erhoben und zeigten ihnen, dass wir keine Angst haben. Wir liefen hinterher, wir waren erregt. Ich war bereit für eine Auseinandersetzung“, lässt einer der beiden Angeklagten über seinen Anwalt erklären.

Auch der 46-jährige Vater der beiden Männer und dessen Schwiegersohn sind vor Ort. Laut Staatsanwaltschaft verprügeln die vier Männer ihren Verwandten anschließend mit einer massiven Stahlkette, treffen mehrfach seinen Kopf. „Sie schlugen auf ihn ein, mit voller Wucht, um ihn zu töten“, sagt der Staatsanwalt. Das Opfer wehrt sich mit einem Messer und verletzt einen der Angeklagten. Der erklärt vor Gericht über seinen Anwalt: „Ich hatte Todesangst. Ich wollte ihn nicht töten, ich wollte nur meinem Vater zuliebe handeln. Ich bin glücklich, dass ich noch lebe, mehr will ich zu diesem schrecklichen Tag nicht sagen.“

Das Opfer stirbt am Tatort

Der Mann erleidet schwere Kopfverletzungen und Stiche ins Herz. Er wird noch vor Ort auf der Straße notoperiert. Aber jede Hilfe kommt zu spät. Der 26-Jährige stirbt vor seinem Haus an Herz-Kreislauf-Versagen und an dem massiven Blutverlust.

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"Tötet ihn!"

Die Frau des Opfers ist auch im Gerichtssaal. Die zweifache Mutter erzählt dem Richter, dass sich ihr Mann schon Tage vor der Tat nicht mehr frei bewegen konnte: „Er wurde sehr viel verfolgt, er konnte nicht mehr raus. Er hat schon geahnt, dass er getötet wird.“

Am 24. September wird auch sie nach eigener Aussage verletzt. Ein Angeklagter sprüht ihr vor der Attacke auf ihren Mann Pfefferspray in die Augen, erzählt sie: „Die sind ja auf meinen Mann los, ich hab nur nach Hilfe geschrien. Ich konnte nichts sehen wegen des Pfeffersprays.“ Auch sei sie geschlagen worden. Zwar sieht sie wohl nicht, was ihrem Mann angetan wird, aber sie hört etwas: „Ich habe genau verstanden, dass auf Kurdisch gesagt wurde: ‘Tötet ihn!’“

Das mögliche Motiv

Die Frau erzählt auch während der Verhandlung, dass es Streit innerhalb der Familie gab. Die Zwillingsbrüder seien beide von ihren Frauen verlassen worden. Und man habe sie und ihren Mann dafür verantwortlich gemacht: „Sie geben uns die Schuld, dass wir die Frauen weggeschickt haben. Die Männer dachten, weil ich den Frauen was übersetzt habe, dass ich ihnen geholfen habe wegzugehen.“

Ein Urteil wird Anfang Juni erwartet.