Prozessbeginn in Verden
Onkel soll Neffen entführt und als Geisel genommen haben

Es war eine Geiselnahme wie aus einem Film. Vor dem Landgericht in Verden muss sich Udo M. mit einem mutmaßlichen Komplizen unter anderem wegen Geiselnahme verantworten. Im Dezember 2018 soll er zusammen mit insgesamt drei Mithelfern seinen eigenen Neffen entführt und ihn in einem angemieteten Keller gefesselt, misshandelt und bedroht haben.
Prozess: Es ging um eine Menge Gold und Geld
Das damals 32-jährige Opfer soll laut Aussagen des angeklagten Onkels 280.000 Euro an Bargeld und mehrere Kilo Goldbarren aus dem Safe seiner Mutter – also der Großmutter des Opfers - entnommen haben. Davon scheinen die Tatverdächtigen Udo M. und Mike P. wohl so überzeugt gewesen zu sein, dass sie auf höchst kriminelle Art und Weise versuchten an das Vermögen heranzukommen: Laut Anklage lauerte der 66-Jährige mit seinen Komplizen seinem Neffen in den Morgenstunden vor seinem Wohnhaus im Oyten auf. Dort soll er das Opfer mit dem mitangeklagten Komplizen Mike P. verprügelt und in ein Auto gezerrt worden sein. Mit einem Stoffbeutel über dem Kopf haben sie den heute 36-jährigen dann laut Anklage in einen Keller eines extra angemieteten Ferienhauses gebracht. „Während der Fahrt wurde des öfteren gesagt, dass ich ruhig sein soll“, sagte der Geschädigte beim Prozessauftakt vor dem Gericht in Verden aus. Sein Onkel sprühte ihm laut Anklage Feuerzeugbenzin in die Nase und sorgte mit einem Gasbrenner für Verletzungen am Oberschenkel. Weil das Opfer ihnen nicht sagen kann, wo Geld und Gold geblieben sind, haben sie den heute 36-Jährigen wieder freigelassen.
Angeklagter Udo M. gesteht die Tat
Zumindest in großen Teilen gesteht der 66-jährige die Tat: „Also ich möchte mich erstmal für den ganzen Blödsinn, den ich da verzapft hab, bei allen betroffenen Personen entschuldigen“, so der Angeklagte. An einen Bunsenbrenner könne er sich nicht erinnern und auch verletzen wollte er das Opfer wohl nicht, erzählt er.
Entführung aus reiner Geldgier?

Der Bruder des Entführungsopfers ist auch vor Ort in Verden und kann es nach fast fünf Jahren immer noch nicht fassen: „Unglaublich eigentlich, dass das innerhalb der Familie passiert sowas. Eigentlich sagt man sich ja, Familie das ist ‘ne Bande, die hält zusammen und es gibt kein Misstrauen oder so“, bekräftigt Eike Schött im RTL-Interview. Das erste Mal seit der Tat hat er seinen Onkel wiedergesehen. Das Geständnis seines Onkels kann Eike Schött nicht ganz ernst nehmen und hat sich schon gedacht, „dass er versucht was Anderes darstellen zu wollen“. Den Angeklagten droht eine mehrjährige Haftstrafe. Das Urteil soll Anfang Mai fallen.