Providence, USA: Richter Frank Caprio rettet die Welt – zumindest ein bisschen

Eigentlich ist Frank Caprio Vorsitzender Richter am Amtsgericht Providence. Doch seit einigen Jahren ist er eigentlich mehr ein TV-Star, so etwas wie einst Strafrichter Ulrich Wetzel, der in der RTL-Gerichtsshow 'Das Strafgericht' Urteile fällte. Doch es gibt gravierende Unterschiede. Während Wetzel bei über 1.000 gescripteten Fällen zwischen 2002 und 2008 den Vorsitz hatte, spricht Caprio seit 1985 am Amtsgericht Providence echte Urteile über echte Menschen. Lange vor dem Boom der Gerichtshows in Deutschland begann Joseph Caprio damit, die Arbeit seines Bruders Frank zu dokumentieren
Der Weg zum 'Star'
Die Sendung nennt sich 'Caught in Providence' und lief zunächst in einem kleinen lokalen Sender. Mittlerweile läuft die Show auf dem Kanal ABC6-WLNE. 'Caught in Providence' hat eine eigene Website und ist in vielen sozialen Medien präsent. Caprio selbst hat mittlerweile sogar eine Fanseite auf Facebook.
Man muss sich nicht viele von Caprios Fällen auf Youtube oder Facebook ansehen, um zu verstehen, warum dieser Richter weltweilt bekannt ist. Seit über dreißig Jahren zeichnen er und seine Urteile sich durch Menschlichkeit aus. Die Art und Weise, wie er mit den Angeklagte und deren Angehörigen umgeht sind geprägt von Empathie und dem Glauben, dass jeder eine zweite Chance verdient hat.
In einfachen Verhältnissen aufgewachsen
Das liegt möglicherweise daran, dass er nicht in den privilegierten Kreisen, denen viele Richter angehören, aufgewachsen ist. Caprio ist der Enkel italienischer Einwanderer, sein Vater arbeitete als Milchmann. Er besuchte eine öffentliche Schule, machte einen Abschluss in Politikwissenschaften. Er arbeite zunächst als Lehrer und studierte gleichzeitig in einem Abendkurs Jura. Dieser Werdegang scheint ihn geerdet zu haben.
Im Dialog mit den Kindern
Ein ganz entscheidendes 'Stilmittel', das Caprio auszeichnet und ihm zu seinem Kultstatus verholfen hat, ist, dass er immer wieder die Kinder der Angeklagten zu sich auf die Richterbank holt, und von ihnen hören will, was sie über die Sache denken. Oftmals sind gerade sie ungeheuer ehrlich.
Ich werde ihn nicht ins Gefängnis, sondern nach Hause schicken
Warum er so urteilt, wie er urteilt, erklärt er in einem Interview, das den Machern von 'Caught in Providence' gab. Eines Abends war sein Großvater beim Kartenspielen, das Spiel artete aus, es gab eine Schlägerei, die Polizei kam, Caprios Großvater wurde festgenommen. Die Großmutter, die kaum Englisch konnte, war verzweifelt und brach vor Gericht in Tränen aus. Der Richter wandte sich an Caprios Vater: "Sagen Sie Ihrer Mutter sie möge sich beruhigen, und sagen Sie Ihr, sie hat einen guten Mann, der einen schlechten Abend hatte. Ich werde ihn nicht ins Gefängnis, sondern nach Hause schicken. Sie soll bitte nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen."
Entscheidender Einschnitt
Caprio berichtet, wie seinen Vater diese Entscheidung beeindruckt hat. Bis zu seinem Tod hat er diese Geschichte immer wieder erzählt. Und so hinterließ sie auch ihren Eindruck bei Frank. Damit liefert sie den eindeutigen Beweis dafür, wie viel Anteilnahme, Mitgefühl und der Blick auf das echte Leben bewirken können. Sie machen den Gerichtssaal in Providence zu einem besseren Ort, und damit im Grunde auch die Welt.
Das sehen Menschen aus aller Welt so und hinterlassen entsprechende Botschaften auf der Facebook-Seite von 'Caught in Providence'. So schreibt eine Userin: "Die Welt braucht mehr Menschen wie Sie." Der 80-Jährige Richter macht aber klar, dass er kein Entertainer ist. Seine Hauptaufgabe ist Gerechtigkeit. Die ist umso wichtiger, wenn sie mit Herz, mit Wärme und Augenmaß ausgeübt wird, denn dann kann sie Zeichen setzen.