Polizei-Schande in Berlin
Alarmhundertschaft macht Liegestütze an Holocaust-Denkmal
Die Alarmhundertschaft soll an Pfingsten in Berlin im Einsatz gewesen sein
Was auf diesen Aufnahmen zu sehen ist, lässt sich so leicht nicht schönreden. Uniformierte Polizisten machen Liegestütze an dem Berliner Holocaust-Denkmal. Bei den Beamten soll es sich um Einsatzkräfte der Alarmhundertschaft handeln, die am Pfingstwochenende 2021 eingesetzt wurde. Jetzt sind offenbar Video-Aufnahmen des Einsatzes aufgetaucht.
Polizisten sollen sich beim Sport am Holocaust-Mahnmal gefilmt haben
Das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ besteht aus 2.711 quaderförmigen Beton-Stelen – es soll an die sechs Millionen Menschen erinnern, die im Dritten Reich von den Nationalsozialisten getötet wurden. Einige Polizisten in der Hauptstadt scheinen davor keinen Respekt zu haben. Wie „Bild“ zuerst berichtete, sollen Einsatzkräfte einer Alarmhundertschaft am Pfingstwochenende Sportübungen auf dem Gelände gemacht haben. Aufnahmen zeigen, Polizisten im Liegestütz an den Betonplatten. Die Beamten selbst sollen das Video mit einem Handy aufgenommen haben.
Eigentlich ist es verboten, auf den Stelen herumzuspringen oder darauf zu stehen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen relevanten Inhalt der externen Plattformtwitter, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt einfach mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder ausblenden. Weitere Einstellungenkönnen Sie imPrivacy Centervornehmen.
Polizeipräsidentin entschuldigt sich für Mahnmal-Schande
Bei den Polizisten soll es sich um Beamte des Abschnitts 26 handeln, diese seien für den südlichen Teil von Charlottenburg-Wilmersdorf zuständig, heißt es. Laut des Berichts sollen die Vorgesetzten zwar von dem Vorfall gehört, ihn aber nicht gemeldet haben.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik (55) sagte RTL: „Wir sprechen über einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens an die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust und auch über einen Ort der Mahnung für die Gegenwart, für die Zukunft.“ Und weiter: „Das Verhalten der Kollegen ist eine Missachtung dessen wofür gerade dieses Mahnmal steht und entspricht nicht der Achtung, die ihm entgegengebracht werden muss und die ihm von der Polizei Berlin auch entgegengebracht wird. Es verletzt für mich zudem das Andenken an die Ermordeten.“
Man wolle den betroffenen Kollegen unmissverständlich verdeutlichen, dass dieses Verhalten nicht geduldet werde. Außerdem werde man den Sachverhalt „dienstrechtlich aufarbeiten“. Der Dienstvorgesetzte sei bereits in Kenntnis gesetzt worden und werde sich der Sache annehmen.
Empfehlungen unserer Partner
Vorstand der Denkmal-Stiftung: "Umso fassungsloser bin ich"
Der Vorstand der Denkmal-Stiftung zeigte sich empört: „Unsere Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei verläuft reibungslos und vertrauensvoll. Umso fassungsloser bin ich. Der Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus sollten ein Schwerpunkt der Ausbildung angehender Staatsdiener werden“, sagte Uwe Neumärker (50), Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Deutschlands, der „Bild“-Zeitung.
Extremismus-Experte Hajo Funke verurteilt die Tat
Im Interview mit RTL sagt Extremismus-Experte Hajo Funke zu dem Liegestützen-Vorfall: „Das ist schon ein Ausdruck von Unachtsamkeit, ja auch von Gleichgültigkeit.“ Seiner Ansicht nach müsste sich nicht nur die Polizeipräsidentin im Namen der Polizisten entschuldigen, sondern diese selbst. „Wer bereit ist bei einer Demonstration, sich filmen zu lassen bei Liegestützen, da ist Zynismus und Sadismus nahegelegt – und das wäre dann eine politische Entscheidung.“ Er plädiert dafür, schon in der Ausbildung der Beamten darauf zu achten, dass so etwas nicht passiert und dass es keine rechtsradikal politische Gesinnung gebe. (dky)