Was im Notfall zu tun ist
Plötzlich steht das Herz still! Mutter rettet Tochter dank Talkshow das Leben
Weil Arzu sofort handelt, lebt ihre Tochter heute!
Doch dass die Mutter von zwei Kindern so genau weiß, was zu tun ist, grenzt an ein Wunder. Als Arzu Demir an einem Freitagabend die „NDR Talk Show“ guckt, ahnt sie nicht, dass sie dadurch das Leben ihrer Tochter retten wird. Mediziner Dr. Martin Buchholz erklärt in der Sendung die Herzdruckmassage. Nur wenige Wochen später bricht ihre Tochter Sirin zu Hause zusammen: Herzstillstand. Die Mutter wendet das an, was sie im Fernsehen gesehen hat – und schafft es, ihre 16-jährige Tochter ins Leben zurückzuholen.
Arzu findet ihre Tochter bewusstlos im Badezimmer
Fünf Jahre ist das jetzt her. Jedes Jahr am 22. Mai feiern Mutter Arzu und ihre Töchter aus Koblenz den „zweiten Geburtstag“ von Sirin. Der Tag, den sie dank ihrer Mutter überlebt hat.
Eigentlich ist damals alles wie immer: Sirin macht sich gerade für die Schule fertig, als sie plötzlich starke Schmerzen hat. „Es hat alles so gekrampft und dann habe ich mich nach hinten gelehnt“, erinnert sie sich heute. Tatsächlich ist sie in diesem Moment gefallen. Weil ihre Mutter Arzu den Aufprall hört, eilt sie ins Badezimmer, findet ihre 16-jährige Tochter gegen die Wand gelehnt und nicht mehr ansprechbar vor.
Mutter: „Ich habe einfach nur funktioniert. Es ging nur darum, sie zurückzuholen“
„Ich habe sie gepackt und auf den Boden gelegt“, erzählt Arzu. Sie bittet ihre andere Tochter, den Notruf zu wählen und beginnt mit der Herzdruckmassage. Neun Minuten lang versucht Arzu, ihre Tochter wiederzubeleben, bis die Rettungskräfte eintreffen und übernehmen.
„Ich habe einfach nur funktioniert. Ich habe gar keinen Gedanken daran verschwendet, ob ich ihr jetzt wehtue oder nicht. Es ging nur darum, sie zurückzuholen.“
Dass die zweifache Mutter das in dieser dramatischen Situation kann, hat sie Mediziner Dr. Martin Buchholz zu verdanken, der wenige Wochen zuvor in einer Talkshow erklärt hatte, woran man einen Herzstillstand erkennt und wie eine Herzdruckmassage funktioniert.
„Ich bin meiner Mutter unglaublich dankbar, dass sie mir mein Leben ein zweites Mal geschenkt hat“
„Ich wusste, wenn ich nicht direkt handele und weitermache, kann sie neurologische Schäden davontragen. Durch die Sendung war mir klar: Ich muss pumpen, damit, wenn sie zu sich kommt, keine neurologischen Schäden davonträgt.“
Durch die Herzdruckmassage wird Sirins Hirn weiter mit Sauerstoff versorgt, obwohl ihr Herz nicht mehr schlägt. Hier zählt jeder Moment, den schon nach wenigen Minuten ohne Sauerstoff bleiben Hirnschäden. Nach zehn Minuten stirbt das Gehirn endgültig.
Ganze 14 Minuten wird Sirin schließlich reanimiert, muss danach monatelang im Krankenhaus verbringen und bekommt einen Defibrillator eingesetzt. Heute kann Sirin wieder ein unbeschwertes Leben führen. „Ich bin meiner Mutter unglaublich dankbar, dass sie mir mein Leben ein zweites Mal geschenkt hat.“
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Erste Hilfe leisten - so reagiert ihr im Notfall richtig:
Auch dem Mediziner Dr. Martin Buchholz ist die Familie unendlich dankbar. Wie emotional das Zusammentreffen mit ihrem „Schutzengel“ ist, zeigen wir im Video oben.
Damit auch ihr im Notfall richtig reagieren könnt, findet ihr hier eine Checkliste für die Erste Hilfe:
Zuallererst: „Du kannst nichts verkehrt machen“, erklärt Buchholz. „Es sei denn, du tust nichts.“
Den Notruf 112 rufen und gegebenenfalls die Haustür öffnen, damit Sanitäter Zugang zur Wohnung haben.
Den Kopf überstrecken, damit sich die am Boden liegende Person nicht verschlucken kann, und die Atmung überprüfen.
Atmet die Person, muss sie in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Atmet sie nicht, solltet ihr sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Hier zählt jede Sekunde.
Drückt mit beiden Händen 120-mal pro Minute auf den Brustkorb (im Rhythmus des Liedes „Stayin alive“).
Laut Buchholz sollte man hier keine Scheu haben: „Der Mensch, der am Boden liegt und nicht mehr atmet und nicht mehr bei Bewusstsein ist, ist definitionsgemäß tot. Du kannst seine Situation nur verbessern.“
Beatmen muss man übrigens nicht unbedingt. „Die Beatmung ist nicht zwingend notwendig, weil so viel Sauerstoff im Blut ist, dass es die Notfallversorgung des Gehirns mit Sauerstoff sichert – bis zu 20 Minuten“, erklärt der Mediziner.
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