Frankfurt, Syrien und zurück

Verteidigung fordert milde Strafe für mutmaßliche IS-Sympathisantin Kim Teresa A.

Arne Dedert
Das Frankfurter Oberlandesgericht. Hier werden heute die Schlussplädoyers erwartet. Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Kim Teresa A. ging als 25-Jährige mit ihrem Mann, Onur E., nach Syrien um sich der Terrorgruppe IS anzuschließen. Vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt muss sie sich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Ihr Verteidiger ist Linken-Politker und Anwalt Gregor Gysi. Er forderte heute in seinem Schlussplädoyers eine milde Strafe.

Wohnungen beschlagnahmt und Sturmgewehre besessen

ARCHIV - Screenshot eines Propagandavideos der IS-Miliz zeigt voll verschleierte Frauen mit Gewehren, die angeblich in der syrischen Stadt Al-Rakka operieren (undatiert). Die Frauen gehören angeblich der Al-Chansaa-Brigade an. Al-Chansaa bedeutet «Gazelle«. Es ist eine IS-Kampfeinheit, die nur aus Dschihadistinnen besteht.   Foto: Syriadeeply.org/S/dpa    (zu dpa "Schulmädchen reißen nach Syrien aus: Junge Frauen und der Dschihad" vom 29.03.2015 - ACHTUNG REDAKTIONEN: dpa nutzt das Bild von einer alternativen Quelle und kann keine Gewähr für den Wahrheitsgehalt und den genauen Ort geben - Nur zur redaktionellen Verwendung - Bestmögliche Qualität) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Auch Frauen haben den sogenannten Islamischen Staat unterstützt. Screenshot eines Propagandavideos des IS.

Die Frankfurterin ist mit 19 Jahren zum Islam konvertiert. In einer Offenbacher Salafisten-Gruppe soll sie sich radikalisiert haben. Kim Teresa A.hat eingeräumt, sich zwischen Juni 2014 und Sommer 2016 mit ihrem Ehemann in Syrien aufgehalten und dort für ihn den Haushalt geführt zu haben. Bei mehrere Umzügen sollen die Eheleute die rechtmäßigen Besitzer von Häusern und Wohnungen vertrieben haben, um selbst dort zu wohnen. Zudem soll das Paar mehrere Kalaschnikow-Sturmgewehre besessen haben. Die Anklage richtet sich daher auch auf Kriegsverbrechen gegen fremdes Eigentum und den Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Abkehr vom Islamischen Staat

07.10.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Eine verschleierte Frau mit einer Maske betritt aus der Gangway einer Chartermaschine heraus einen abgeschirmten Bereich der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt. In einer zunächst geheim gehaltenen Aktion hatte die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der US-Armee insgesamt acht deutsche Anhängerinnen der Terrormiliz ·Islamischer Staat· (IS) mit ihren 23 Kindern im Rahmen einer humanitären Aktion aus einem Gefangenenlager in Syrien geholt. Mit einer Chartermaschine wurden die Frauen über Kuwait nach Deutschland gebracht, wo fast alle sofort in Haft genommen wurden. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Flughafen Frankfurt: Dschihadistinnen kehren zurück nach Deutschland. Einige von Ihnen müssen sich wie Kim Teresa A. vor der Justiz verantworten.
brx sei, dpa, Boris Roessler

Kim Teresa A. will sich bereits 2016 von der Ideologie des IS gelöst haben. Bei ihrer Rückkehr im Jahr 2020 wurde die heute 32-Jährige am Frankfurter Flughafen festgenommen. Seitdem sitzt sie in Untersuchungshaft.

"Meine Mandantin hat den schwersten Fehler ihres Lebens begangen, als sie ihrem türkischen Lebensgefährten folgte", erklärt ihr Pflichtverteidiger Gregor Gysi. Sie habe sich dann aber aus freien Stücken und unter Lebensgefahr zur Flucht aus dem IS-Camp entschlossen.

Unter dem Titel „Maryam A.: Mein Leben im Kalifat: Eine deutsche IS-Aussteigerin erzählt“ hat der Autor Christoph Reuter die Erlebnisse von Kim Teresa A. veröffentlicht. Auch die aktuelle Anklage greift auf diese Schilderungen zurück. Das dort beschriebene Schicksal enthält Parallelen zu dem vieler anderer Frauen, die sich radikalisiert haben.

Erst kürzlich hat die Bundesrepublik acht deutsche IS-Frauen mit insgesamt 23 Kindern aus Syrien zurückgeholt. Insbesondere der Schutz der Kinder stand bei der Aktion im Vordergrund. Die Mehrzahl der Frauen müsse sich ebenfalls der Justiz stellen.

Der Prozess gegen Kim Teresa A. läuft seit Juni vor dem Staatsschutzsenat in Frankfurt. Die Generalstaatsanwaltschaft beantragte bereits eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten für die Angeklagte.

(dpa/mva)