Kurz nach der Landung klickten die Handschellen

Mutmaßliche IS-Frauen aus Syrien nach Deutschland zurückgebracht

07.10.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Eine verschleierte Frau mit einer Maske betritt aus der Gangway einer Chartermaschine heraus einen abgeschirmten Bereich der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt. In einer zunächst geheim gehaltenen Aktion hatte die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der US-Armee insgesamt acht deutsche Anhängerinnen der Terrormiliz ·Islamischer Staat· (IS) mit ihren 23 Kindern im Rahmen einer humanitären Aktion aus einem Gefangenenlager in Syrien geholt. Mit einer Chartermaschine wurden die Frauen über Kuwait nach Deutschland gebracht, wo fast alle sofort in Haft genommen wurden. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kurz vor Mitternacht landete die Maschine am Mittwochabend in Frankfurt.
brx sei, dpa, Boris Roessler

Mit einer weiteren Rückholaktion hat die Bundesregierung acht Frauen nach Deutschland fliegen lassen, die sich vor einigen Jahren der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) angeschlossen haben sollen. Zuletzt lebten die deutschen Frauen und ihre 23 Kinder im Gefangenenlager Roj im Nordosten Syriens, das unter kurdischer Verwaltung steht. Die Maschine landete am Mittwochabend kurz vor Mitternacht auf dem Frankfurter Flughafen. Ein Großteil der Rückkehrerinnen sei nach der Landung in Haft genommen worden, teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) mit.

Außenminister Maas: "Die Kinder trifft keine Schuld"

07.10.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Eine Chartermaschine steht auf ihrer Position auf dem Flughafen Frankfurt. In einer zunächst geheim gehaltenen Aktion hatte die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der US-Armee insgesamt acht deutsche Anhängerinnen der Terrormiliz ·Islamischer Staat· (IS) mit ihren 23 Kindern im Rahmen einer humanitären Aktion aus einem Gefangenenlager in Syrien geholt. Mit einer Chartermaschine wurden die Frauen über Kuwait nach Deutschland gebracht, wo fast alle sofort in Haft genommen wurden. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Aktion wurde nach Angaben des Auswärtigen Amtes von den USA logistisch unterstützt.
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Die Aktion wurde nach Angaben des Auswärtigen Amtes von den USA logistisch unterstützt.

Haftbefehl gegen sechs Frauen

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen lagen gegen sechs Frauen Haftbefehle vor, darunter drei vom Generalbundesanwalt. Solale M., Romiena S. und Verena M. werden verdächtigt, Mitglieder in einer terroristischen Vereinigung im Ausland gewesen zu sein. Außerdem sollen sie ihre Kinder gefährdet und die Fürsorgepflicht verletzt haben. Romiena S. soll darüber hinaus andere Personen für den IS angeworben haben. Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtete, hatten die Frauen im Alter von 30 bis 38 Jahren mit ihren Kindern teils jahrelang in einem Gefangenenlager gesessen.

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Einige der Kinder sind auf medizinische Hilfe angewiesen

07.10.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Ein kleines, blondes Mädchen presst ein pinkes Plüschtier an sich, als es aus einer Chartermaschine heraus den Bereich der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt betritt. In einer zunächst geheim gehaltenen Aktion hatte die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der US-Armee insgesamt acht deutsche Anhängerinnen der Terrormiliz ·Islamischer Staat· (IS) mit ihren 23 Kindern im Rahmen einer humanitären Aktion aus einem Gefangenenlager in Syrien geholt. Mit einer Chartermaschine wurden die Frauen über Kuwait nach Deutschland gebracht, wo fast alle sofort in Haft genommen wurden. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Insgesamt 23 Kinder waren an Bord des Flugzeugs.
brx sei, dpa, Boris Roessler

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundesregierung Frauen zurückholen ließ, die einst aus Deutschland in das IS-Gebiet gereist waren. Mehrere frühere IS-Rückkehrerinnen mussten sich nach Ankunft in Deutschland bereits wegen Terrorverdachts und anderer Vorwürfe vor Gericht verantworten.

Außenminister Maas verwies auf die schwierige humanitäre Situation in Nordostsyrien, wo Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen seien. Die Corona-Pandemie und der wirtschaftliche Kollaps hätten die Lage verschärft. Die kurdische Selbstverwaltung habe die Vorbereitung der Rückholaktion unterstützt. Bei den nun Zurückgeholten handele es sich um Fälle, die als besonders schutzbedürftig eingestuft wurden. Darunter seien vor allem Kinder, die krank seien oder Sorgeberechtigte in Deutschland hätten, sowie deren Geschwister und Mütter. Maas sprach von einem „Kraftakt“.