Patienten werden oft fälschlich für hirntot erklärt

patient cardiogram monitoring in operation room
Viele Ärzte haben offenbar Probleme, den Hirntod bei einem Patienten richtig zu diagnostizieren.
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Ist ein Mensch hirntot oder nicht? Bei dieser entscheidenden Frage kommt es in deutschen Krankenhäusern offenbar immer wieder zu folgenschweren Fehldiagnosen. Laut 'Süddeutscher Zeitung' mussten daher schon Todesscheine korrigiert werden. Dabei ist eine einwandfreie Diagnose entscheidend für eine mögliche Organspende.

Den vorliegenden Dokumenten zufolge wurden in den vergangenen Jahren mehrere Menschen fälschlicherweise für hirntot erklärt. Im Fall eines Kleinkindes entnahmen die Ärzte Organe für eine Transplantation, obwohl eine vorschriftsgemäße Feststellung des Hirntods ausblieb. In acht weiteren Fällen, so der Bericht, entdeckten Mitarbeiter der Deutschen Stiftung for Organtransplantation (DSO) die Fehler gerade noch rechtzeitig vor der Entnahme der Organe. Die DSO ist für die Koordinierung der Organspenden in Deutschland zuständig.

Der Hirntod gilt hierzulande neben dem Herztod als der Tod des Menschen. Für eine Organspende ist der Hirntod nach dem Transplantationsgesetz unabdingbare Voraussetzung. Einem Herztoten werden keine Organe entnommen.

DSO: Hirntoddiagnostik sicher

Ursache für die folgenschweren Fehldiagnosen ist laut 'SZ' eine oftmals unzureichende Ausbildung der Mediziner. So müssen bei einem Hirntod zwei Ärzte, die entsprechend qualifiziert sind, diesen unabhängig voneinander bestätigen. Die Qualifikation beschränkt sich laut dem Regelwerk der Bundesärztekammer allerdings auf eine "mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen".

So stellten Ärzte bei einem Patienten den Hirntod fest, obwohl das Hirn durch starke Schmerzmittel betäubt war. "Die Ausbildung der Ärzte hat ein starkes Qualitätsdefizit", sagte der Transplantationschirurg Gundolf Gubernatis der Zeitung. "Tot oder nicht tot - keine andere Feststellung in der Medizin verlangt doch so viel Genauigkeit."

Die Hirntoddiagnostik in Deutschland sei sicher, betonte hingegen DSO-Vorstand Rainer Hess. Nur in zwei Fällen sei es in den vergangenen Jahren nach einer fehlerhaften Hirntodfeststellung auch zur Organentnahme gekommen. Später habe sich dann aber auch gezeigt, dass die Spender bei der Organentnahme tatsächlich hirntot gewesen seien.

Für die Organspende wird der Hirntod in Deutschland pro Jahr bei rund 2.000 Menschen festgestellt. Das ist in 1.200 Krankenhäusern mit einer Intensivstation möglich.