Gleich und gleich ist doch nichts!Sie kleiden sich gern im Partnerlook? Warum das für Ihre Beziehung gefährlich sein könnte

Kennen Sie auch Paare, die sich im Partnerlook anziehen? Keine Frage, bei David und Victoria Beckham kann das durchaus sehr stylisch sein, im ersten Moment denken wir aber doch eher an den klassischen Jack-Wolfskin-Look aus dem Wanderurlaub. Das Problem: Was putzig aussieht, kann sich durchaus negativ auf die Beziehung auswirken. Woran das liegt und wie wir vorbeugen, erklärt Paarberaterin Ruth Marquardt.
Was soll das eigentlich mit dem Partnerlook?
Entweder man liebt ihn – oder man hasst ihn: Partnerlook mit dem Liebsten oder der Liebsten. Dieser kann dezent ausfallen mit Socken oder Krawatte passend zum Kleid. Oder so deutlich, dass man die Kleidung theoretisch tauschen könnte. Nur, was soll das eigentlich?
„Partnerlook ist wie ein Statement für manche Paare“, erklärt Paarberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview. „Ein Signal nach außen, das sofort zeigen soll: Wir gehören zusammen. Wir sind eine Einheit.“
Warum das für manche Paare so wichtig ist? Sie wollen sich so in der Innensicht der Beziehung gegenseitig Sicherheit und Zugehörigkeit geben, aber auch nach außen zeigen: Wir sind Familie, wir sind ein Paar, so die Expertin weiter.
Klingt doch erst mal schön und völlig in Ordnung, oder? Ist es laut Marquardt auch – wenn man klar und offen darüber spricht…
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Kann sich zu viel Angleichung negativ auf die Beziehung auswirken?
Und hier liegt das Problem, das die Paarberaterin auch aus ihrem Arbeitsalltag kennt: „In meiner Beratungspraxis ist immer wieder auch die Anpassung und die teilweise oder sogar völlige Aufgabe des eigenen Selbst Thema“, erzählt Marquardt.
Fahre der eine in der Partnerschaft Rennrad oder Mountainbike, dann probiere das der andere oft auch aus – man wolle ja schließlich ein gemeinsames Hobby haben. Oder: „Plötzlich ist das Profilbild bei WhatsApp oder Social Media kein individuelles Foto mehr, sondern hier sehen wir beide nur als Paar.“ Für die Expertin sei das ein Zeichen für eher wenig Individualität.
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Zu wenig Individualität kann zu Konflikten führen
Nicht selten könne aber genau diese Angleichung zu einem späteren Zeitpunkt in der Beziehung zu DEM zentralen Konfliktpunkt werden, warnt Marquardt. „Nämlich immer dann, wenn einer von beiden feststellt, er oder sie hat sich verbogen oder er oder sie entwickelt sich persönlich weiter und merkt – ich brauche mehr Raum, mehr Individualität.“
Dies führe dann meist erst einmal zu Unverständnis oder Konflikten, weiß die Paarberaterin. „Tritt plötzlich der Wunsch nach mehr Autonomie bei einem Partner auf, fühlt sich der andere oft ungeliebt, wird misstrauisch oder eifersüchtig.“
Nur, was können Paare in so einem Fall tun?
In einer solchen Situation sei es unglaublich wichtig, offen über den eigenen Wunsch nach Autonomie zu sprechen und zu verstehen: Unterschiede in einer Beziehung dürfen sein, sie sind wichtig. Sie wirken meist sogar belebend, weiß Marquardt. „Die Offenheit ohne Abwertung beider Partner für solche Veränderungen ist hier wichtig.“
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Kann zu viel Annäherung sogar zum Fremdgehen führen?
Verbringt man viel Zeit miteinander, gleicht man sich automatisch an, das ist ganz normal. Für Paare mit einem hohen Wunsch nach Bindung könne das belebend wirken, so Marquardt.
Allerdings: Mit der Zeit fehle vielen Paaren ein wichtiges menschliches Grundbedürfnis – nämlich der Wunsch nach Abwechslung und neuen Reizen. „Wird dieser Wunsch nicht kommuniziert – kann es hier durchaus dazu kommen, dass Partner sich dieses Bedürfnis mit einem anderen Menschen erfüllen wollen.“
Kann viel Nähe auch Vorteile haben?
Bevor Sie jetzt Panik bekommen, weil Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin sich gerne im Partnerlook zeigen und sehr ähnlich sind: Angleichungsverhalten kann auch positive Auswirkungen haben, wie diverse Studien zeigen.
„Bei glücklichen und zufriedenen Paaren, die körperlich aktiv geblieben sind, hat sich gezeigt, dass beide eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Gesundheit im Alter aufgewiesen haben“, sagt Marquardt. „Sie scheinen sich gegenseitig also positiv zu beeinflussen.“
Allerdings könne auch das Gegenteil der Fall sein: „In unglücklichen Beziehungen trat bei den Partnern eher eine Verschlechterung des Gesundheitszustands mit ähnlicher körperlicher Symptomatik auf“, so die Expertin.
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Wo ist Angleichung gut - und wo nicht?
Wo zu viel Annäherung in manchen Lebensbereichen der Partnerschaft langfristig zu mehr Distanz führen kann, ist sie in anderen extrem wichtig. Nur, wo sollten wir Lebensbereiche trennen – und wo an einem Strang ziehen?
„Wichtig ist aus meiner Sicht in einer Beziehung, dass es für jeden Partner eigene Lebensbereiche gibt, zum Beispiel eigene Freundeskreise und eigene Hobbys“, sagt Marquardt. Der Grund: So könne neuer Input in eine Beziehung kommen. Frischer Wind und Abwechslung, die wir für ein erfülltes Leben brauchen. „Nur so können wir uns austauschen und Neues erfahren.“
Bei den Themen Kinder und Familie hingegen sei eine starke Bindung und Gemeinsamkeiten wichtig. Hier sollte man sich gemeinsam fragen: Wie können und wollen wir eine Einheit bilden? Wie können wir unseren Kindern unsere Werte vermitteln? Was macht unsere Familie aus? „So prägen wir als Eltern die Identität unserer Kinder mit.“
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Ebenfalls verbindend empfinden viele Paare auch Aktivitäten wie gemeinsames Engagement beispielsweise in einem Ehrenamt, beim gemeinsamen Haus oder dem gemeinsamen Betrieb, weiß Marquardt. Wie so oft gelte aber auch hier: In welchen Bereichen Bindung und in welchen Autonomie wichtig sei, darf jedes Paar für sich selbst beantworten.