Prothesen geben ihm neue Hoffnung
Obwohl er im Krieg beide Beine verlor: Ukrainischer Soldat will schnell zurück an die Front
von Jessy Siodlaczek und Daniel Kandora
„Ich habe keine Angst vor dem Sterben.“
Vitali Khomenko hat Schmerzen, er schläft kaum. Der Ukrainer verliert nach einem russischen Angriff in seinem Heimatland beide Beine. Und doch will er unbedingt zurück an die Frontlinie. Was treibt ihn an? Und was denkt seine Frau darüber?
Er überlebt als Einziger den Angriff
Der 55-jährige Vitali erinnert sich noch sehr gut an diesen einen Tag im September 2022, der sein Leben für immer verändert. „Ich habe meine Arbeit gemacht und an die Frontlinie Essen gebracht. (...) Da haben uns russische Drohnenpiloten mit einer Drohne entdeckt. Die haben der Artillerie dann unsere Koordinaten gegeben und dann haben sie uns beschossen.“ Vitali ist der Einzige, der den Angriff überlebt. Splitter reißen seinen Bauch auf, zerstören seine Beine, auch sein Gehör wird geschädigt. Seine Frau Ludmilla erfährt durch einen Telefonanruf von dem schrecklichen Vorfall.
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Soldat meldet sich freiwillig für den Kriegsdienst
Im Februar kommt Khomenko zur Behandlung in die Medizinische Hochschule Hannover. Seitdem trainiert er hart, um irgendwann wieder laufen zu können, testet das Laufen mit Prothesen. „Es fühlt sich an wie ein Neugeborener, der die ersten Schritte macht“, meint er und lächelt.
„Ich hoffe, ich kann meinen Körper schnell reparieren und dann schnell zurück zu meinen Jungs an die Front, um meine Arbeit weiter zu machen. (...) Ich bin schon seit 2014 als freiwilliger Soldat im Krieg. Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich habe Angst, dass viele junge Menschen sterben.“
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Seine Frau unterstützt ihn
Auch wenn seine Frau Ludmilla nicht will, dass ihr Mann wieder an die Front geht, unterstützt sie ihn bei seinem Kampf zurück ins Leben. „Es ist eine Motivation für ihn und es hilft ihm, nicht depressiv zu werden. Dadurch hat er nicht aufgegeben.“ Die Beiden sind seit elf Jahren ein Paar, haben sogar im Krieg ein zweites Mal geheiratet. Auch ihr Sohn ist als Offizier in der Ukraine im Einsatz. „Ich bin schon so hart geworden, dass ich selber in den Krieg könnte. Ich bin so viel stärker geworden“, erzählt Ludmilla.
Es soll mindestens ein Jahr dauern, bis Vitali mit den Prothesen richtig laufen kann. Und so ist da auch diese Hoffnung, dass der Krieg bis dahin ein Ende hat.