Fake-Millionärin Anna Sorokin
Hochstaplerin macht Gericht zur Fashionshow
Wenn Hochstaplerin Anna Sorokin zu ihrer Verhandlung erscheint, kommt sie einem eher wie eine reiche Geschäftsfrau vor und nicht wie eine Angeklagte. Doch sie muss sich wegen Betrugs verantworten. Jeden Tag trägt die 28-jährige ein anderes Designer-Outfit. Zum Prozessauftakt ist es ein tief geschnittenes Kleid von Michael Kors mit einer auffälligen, schwarzen Halskette. Am nächsten Tag erscheint sie in einer durchsichtigen, schwarzen Bluse von Yves Saint –Laurent mit einer passenden Hose von Victoria Beckham. Mit hocherhobenem Kopf spaziert Anna in den Gerichtsaal, als ob es ein Laufsteg wäre.
Hochstaplerin will vor den Geschworenen gut aussehen
Und das ist Absicht. Denn Anna Sorokin will den Geschworenen gefallen. Die Hochstaplerin muss sich vor Gericht wegen Betrugs verantworten. Der Vorwurf: sie soll Bekannte, Hotels und Restaurants um etwa umgerechnet 240.000 Euro betrogen haben. Jahrelang war sie in Manhattan als Anna Delvey bekannt, gab sich als steinreiche Erbin aus Deutschland aus. Lebte ein Luxusleben ohne selbst einen Cent in der Tasche zu haben.
Mit schicker Kleidung gegen harte Strafen

Promis wie Paris Hilton, Lil Kim, und Naomi Campbell engagierten alle Stylisten um für ihre Verhandlung perfekt auszusehen. Mit Erfolg. Studien belegen: Attraktive Angeklagte werden als glaubwürdiger wahrgenommen. Sie werden häufiger freigesprochen oder bekommen mildere Strafen. Darauf baut Anna Sorokin. Statt beiger Gefängnisklamotten will sie das perfekte Gerichts-Outfit. Und engagiert Stylistin Anastasia Walker. Sie hat schon Promis wie Madonna and Kanye West eingekleidet und weiß, worauf es ankommt.
Klamotten-Sorge kommt bei Richterin nicht gut an
Doch am 3. Prozesstag geht die Rechnung nicht auf. Die Paparazzis warten schon ungeduldig im Gerichtsaal. Sie wollen sehen, was die Stylistin denn heute für die Hochstaplerin ausgesucht hat. Doch 30 Minuten werden zu einer Stunde. Richterin Diane Kiesel schickt Annas Verteidiger raus, um nach dem Rechten zu sehen. Anna sei schlecht, sagt ihr Anwalt Todd Spodek, und unglücklich mit ihrem Outfit. Man hätte im Gefängnis versäumt, die Sachen zu waschen und zu bügeln. Nun wolle sie den Gerichtsaal nicht betreten.
Doch Annas Starallüren verärgern die Richterin. „Bei allem Respekt, aber Ihre Mandantin ist etwas unangemessen besorgt was ihre Kleidung betrifft“, sagt sie zu Anna’s Verteidiger. „Das ist eine Gerichtsverhandlung. Sie ist eine Angeklagte in einem Strafverfahren. Es tut mir leid, wenn ihre Kleidung nicht ihrem Standard entspricht, aber sie muss zur Verhandlung pünktlich erscheinen“. Eingeschüchtert erscheint die 28-jährige endlich - nach zwei Stunden.
Das Netz lobt ihren Stil
Twitter-Nutzer finden ihre Auftritte im Gerichtsaal „ikonisch“ und die Lokalzeitungen ignorieren die Vorwürfe gegen sie. Stattdessen wird ihr „unglaubliches Gefängnis-Makeover“ hochgelobt und auf Instagram gepostet.
Bis zum Ende ihrer Verhandlung wird Anna Sorokin wohl noch häufig schicke Designer-Outfits tragen. Aber wahrscheinlich ist es für viele Jahre das letzte Mal. Denn der Fake-Millionärin drohen eine Mindeststrafe von 15 Jahren. Ein Urteil wird für Mitte April erwartet.