Neue Studie zeigt Belastung durch die Pandemie
Beschäftigte durch Corona vor allem psychisch belastet - Erzieher und Pfleger am häufigsten infiziert
Wie uns die Corona-Pandemie betroffen hat
Die Coronavirus-Pandemie und ihre Einschränkungen haben uns alle belastet. Doch nicht alle Branchen sind gleichmäßig betroffen. Auch die Art der Krankschreibungen hat sich während der Pandemie verändert. Eine neue Studie der AOK zeigt nun die Einzelheiten auf:
- Der Anteil der Beschäftigten, die mit ihren Emotionen zu kämpfen hatten, ist deutlich gestiegen.
- Beschäftigte waren seltener krank, dafür fielen sie bei einer Krankschreibung länger aus
- Pfleger und Erzieher waren am häufigsten infiziert
- Wie anpassungsfähig man sich selbst und sein Unternehmen einschätzt, ist essentiell für die Gesundheit.
Beschäftigte sind seltener krank, dafür aber länger
Bauchschmerzen, eine laufende Nase oder Husten: Wer sich krank fühlt, kann sich bei seinem Arbeitgeber krankmelden. So ging es während der Pandemie offenbar weniger Menschen als vor dem Ausbruch des Coronavirus in Deutschland. Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen pro 100 Beschäftigte ging in dieser Zeit deutlich zurück. Dafür sind jedoch die Tage je Krankmeldung leicht gestiegen. Das geht aus Zahlen hervor, die die AOK im Zuge der Vorstellung ihres „Fehlzeiten-Reports 2021“ heute veröffentlicht hat. Dabei wurden die Daten der 15,6 Millionen AOK-Versicherten Erwerbstätigen ausgewertet.
„Es kann vermutet werden, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben“, erklärt Helmut Schröder die Zahlen. Der stellvertretende Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) führt weiter aus: „Gleichzeitig deutet die gestiegene Dauer der Krankschreibungen bei den hier ausgewerteten Diagnosen darauf hin, dass die Erkrankten in der Pandemie-Situation stärker belastet waren.“ Besonders bei Erkrankung der Atemwege sind die Fälle am stärksten zurückgegangen. Durch die Abstands- und Hygieneregeln sei es hier zu weniger Erkrankungen gekommen.
Die Pandemie hat vor allen Dingen die Psyche belastet
Für den Bericht hat das WIdO zudem mehr als 2.500 Beschäftigte zwischen 20 und 65 Jahren vor und während der Pandemie befragt. Dabei kam heraus, dass vor allem die psychische Belastung durch die Pandemie gestiegen ist. Der Anteil der Befragten, die über „emotionale Irritation“ berichteten, ist von 69 Prozent auf 88 Prozent gestiegen. Über Angstgefühle bei und vor der Arbeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, aber auch Lustlosigkeit und das Gefühl, wie „ausgebrannt“ zu sein, wird deutlich häufiger berichtet. Körperliche Beschwerden scheinen sich durch den Ausbruch des Coronavirus‘ jedoch nicht gravierend verändert zu haben.
LESE-TIPP: US-Studie: Corona-Impfung hat positiven Effekt auf unsere Psyche
Empfehlungen unserer Partner
Vor allem Pflege und Erziehung betroffen
Nicht alle Berufsgruppen waren dabei im gleichen Maße von Corona betroffen. Schaut man sich die Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 an, fällt vor allem eine Branche auf: Erzieherinnen und Erzieher. Menschen, die Kinder betreuen oder erziehen, waren statistisch gesehen mehr als doppelt so häufig wegen Corona krankgeschrieben als Beschäftigte aus anderen Branchen.
Nachweislich mit Corona infiziert hatten sich vor allem Angestellte in der Gesundheits-, Kranken- und Alterspflege. „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass insbesondere Berufe von Covid-19 betroffen waren, bei denen die Beschäftigten auch in den Hochphasen der Pandemie mit einer Vielzahl von Menschen in Kontakt kamen und ihren Arbeitsplatz nicht ins Homeoffice verlegen konnten“, so der stellvertretende Geschäftsführer der WIdO Schröder.
VIDEO-TIPP: #VOXStimme: Krankenschwester Franziska Böhler über die Missstände in der Pflege
Betriebliche Lehren aus der Pandemie
Der Fehlzeiten-Report 2021 konnte auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen persönlicher sowie betrieblicher Anpassungsfähigkeit und gesünderen Beschäftigten finden: „Je resilienter die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich selbst und ihr Unternehmen empfinden, desto positiver bewerten sie ihre eigene Gesundheit. Das Gefühl hingegen, dass man sich selbst und sein Unternehmen als weniger stark erlebt, steht im Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden und krankheitsbedingten Fehlzeiten im Betrieb.“
Der Bericht empfiehlt deswegen mithilfe einer Mitarbeiterbefragung zu analysieren, wie die Beschäftigten und das Unternehmen die Pandemie bewältigt haben. Auf dieser Basis könne ein „Dialog gestartet und Maßnahmen ergriffen werden“. Ein Unternehmen, das den „Stresstest“ der Pandemie erfolgreich bestanden habe, könne mit einer gestärkten Beziehung zu seinen Mitarbeitern aus dieser Krise hervorgehen. „Damit können gesunde und leistungsfähige Fachkräfte dauerhaft an das Unternehmen gebunden werden.“ (skn)
LESE-TIPP: So können Sie Ihre psychische Belastbarkeit steigern