Doch nicht so umweltfreundlich?
Nachhaltige Periodenslips? Experten warnen vor Bioziden

Wiederverwenden statt Wegwerfen als Zukunft für Periodenartikel. Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Schließlich kommt man als Frau nicht drumherum viel Müll während der Periode zu produzieren. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das immer mehr wächst und nach und nach auch den Hygiene-Markt erobert. Nach plastikfreien Shampoo- und Duschalternativen soll jetzt auch die Revolution in der Unterhose kommen. Periodenslips, die waschbar sind, machen Tampon und Binden Konkurrenz. Nur enthalten viele von ihnen Biozide – eine Substanz, die Bakterien tötet und schädlich für Mensch und Umwelt ist. Also ist Nachhaltigkeit doch nicht so umweltfreundlich?
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Was sind Biozide?
Biozide sind ein Stoff, der es in sich hat. Bakterien werden dadurch abgetötet und die Pilzverbreitung gestoppt. Nur gibt es auch einige Nebenwirkungen für den Menschen, wenn er damit in Kontakt kommt, berichtet Biologin Susanne Smolka vom Verein Pestizid-Aktions-Netzwerk der DPA: „Ich halte biozidbehandelte Menstruationswäsche für nicht nachhaltig. Biozide sollen Lebewesen schädigen und abtöten und können unerwünschte Nebenwirkungen auf die Gesundheit und auf die Umwelt haben“. Das Bundesumwelt Ministerium warnt davor, dass dieser Stoff Allergien auslösen kann und die körpereigene Bakterienkultur schädigen kann.
Angaben fehlen
Trotz gesundheitlicher Bedenken setzen viele Periodenslip-Hersteller weiter auf diesen Stoff. Das Nachhaltigkeitsmagazin „Peppermynta“ möchte bei elf solcher mehrweg Slips testen, ob Biozide enthalten sind. Nur alleine das Herausfinden dieser Information, ist schwieriger als gedacht, so die DPA. Obwohl die Verwendung von Bioziden auf den Produkten gekennzeichnet werden müsste, passiert dies nicht. Eigentlich müssten Produkte mit diesem Stoff als „antibakteriell“, „bakterienhemmend“ oder „mit Geruchsschutz“ betitelt werden. In diesem Jahr wird eine Meldepflicht für die Verwendung dieser Substanz kommen.
Keine Chemiekeule nötig
Nicht nur sich selbst könnte man durch das Tragen der chemischen Slips schaden, sondern auch der Umwelt. Ein Test des schwedischen Chemikalienamtes KEMI mit biozidbehandelter Kleidung zeigt, dass nach dreimaliger Wäsche bereits 50 Prozent des Mittels im Waschwasser gelandet sind. Generell sei so eine Chemiekeule nicht nötig, sagt Marcus Gast, Experte für wassergefährdende Stoffe im Umweltbundesamt der DPA. Eine 60-Grad Wäsche und Bleichmittel würden durchaus ausreichen, um alle Bakterien abzutöten.
Kritische Periodenslips
Ob Biozide im weiblichen Intimbereich nochmal mehr Schaden anrichten könnten durch die Slips, ist noch nicht bekannt. Trotzdem wird es vom Bundesinstitut für Risikobewertung als kritisch eingeschätzt. Bleibt also weiterhin die Frage, ob nachhaltige Periodenprodukte tatsächlich die bessere und umweltfreundlichere Lösung sind. (dpa/gas)