Nach über zweieinhalb Jahren Haft: Oppositionsführerin Timoschenko in Freiheit

Mehr als zweieinhalb Jahre war sie in Haft: Jetzt ist die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko wieder frei. Direkt nach dem Verlassen des Krankenhauses in Charkow machte sie sich auf den Weg zum Protestlager auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew. Das Parlament der Ex-Sowjetrepublik hatte zuvor für die sofortige Freilassung der früheren Regierungschefin gestimmt.
Doch damit nicht genug: Die aus der Haft entlassene Timoschenko will bei der nächsten Präsidentenwahl antreten. Das sagte die Politikerin kurz nach ihrer Freilassung der Agentur Itar-Tass zufolge. Zudem forderte sie nach dem Tod von Demonstranten in Kiew eine Bestrafung der Täter. Es gelte, das Andenken der Menschen zu ehren, die für die Freiheit der Ukraine gestorben seien, sagte Timoschenko nach ihrer Landung in Kiew.
Kurz zuvor war die frühere Regierungschefin nach jahrelanger Haft freigelassen worden. Sie kündigte Medien zufolge an, sofort in die Protestzone im Stadtzentrum der Millionenstadt zu fahren, um der "toten Helden" zu gedenken.
Schulz: Historischer Moment
Kurz vor der Freilassung waren Timoschenkos Anwalt Sergej Wlassenko und ihre Tochter Jewgenija zu der Klinik in Charkow gefahren, in der die 53-Jährige wegen eines Rückenleidens behandelt worden ist. Abgeordnete brachten ihr 99 weiße Rosen. Die Hauptstadt Kiew liegt rund 450 Kilometer westlich von Charkow.
Bereits am Vorabend hatte die Oberste Rada für ein Gesetz gestimmt, das die Vorwürfe gegen Timoschenko nicht mehr als Straftaten wertet. Sie war im Oktober 2011 in einem international kritisierten Prozess wegen Amtsmissbrauchs verurteilt worden. Seit Jahren liefert sie sich einen erbitterten Machtkampf mit ihrem Erzfeind, Präsident Viktor Janukowitsch. Schon bei der demokratischen Orangenen Revolution von 2004 standen sich beide gegenüber.
Die Freilassung Timoschenkos ist nach den Worten von EU-Parlamentschef Martin Schulz ein "historischer Augenblick für die Ukraine und für Europa". Die Ankündigung für Präsidentenwahlen in dem Land am 25. Mai sei wichtig, erklärte der SPD-Europapolitiker in Brüssel. Vom 22. bis 25. Mai sind in der EU die Europawahlen angesetzt.
Schulz verwies auf die Vermittlungsbemühungen des Ex-EU-Parlamentschefs Pat Cox und des früheren polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski. Beide Politiker hatten sich im Auftrag des Europaparlaments bei vielen Reisen in die Ukraine für die Freilassung Timoschenkos eingesetzt.