Undercover-Reporterin berichtete über Missstände

Nach „Team Wallraff"-Reportage: Jetzt auch noch Corona-Ausbruch im Augsburger Seniorenheim

Seniorenheim Ebnerstraße in Augsburg - hier war "Team Wallraff"-Reporterin Carolin undercover als Pflegepraktikantin im Einsatz
Seniorenheim Ebnerstraße in Augsburg
RTL

Corona-Ausbruch im Seniorenheim Ebnerstraße in Augsburg: Wenige Tage nach Ausstrahlung der „Team Wallraff“-Reportage, die das Heim in die Schlagzeilen brachte, müssen wegen eines Corona-Ausbruchs besonders pflegebedürftige Heimbewohner in anderen Augsburger Heimen untergebracht werden. RTL-Informationen bestätigen einen entsprechenden Bericht der „Presse Augsburg“. Demnach hat die Fachstelle für Pflege und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) der Stadt Augsburg die Verlegung wegen mehrerer Corona-Fälle, auch beim Personal, angeordnet.

Für die „Team Wallraff“-Reportage am vergangenen Donnerstag hatte RTL-Reporterin Carolin neun Tage lang im Seniorenheim von Sereni Orizzonti den Alltag von Pflegenden und Heimbewohnern miterlebt und Missstände dokumentiert. Missstände, die alte, pflegebedürftige und oft hilflose Menschen betreffen.

Lese-Tipp: „Team Wallraff" undercover in Pflegeheimen: Das würdelose Geschäft mit alten Menschen

„Team Wallraff": Undercover im Seniorenheim Augsburg von Sereni Orizzonti

RTL-Reporterin Carolin hat undercover als Pflegepraktikantin viel erlebt, was sie „traurig und hilflos“ zurücklässt, wie sie selbst sagt: „So darf das nicht bleiben. Die Menschen dort haben bessere Pflege verdient.“ Beim Abschlussgespräch in dem Seniorenheim brach sie in Tränen aus – im Video.

Seniorenheim Ebnerstraße in Augsburg: Mitarbeitende beklagen Fachkräfte-Mangel

Im Seniorenheim Ebnerstraße beobachtete die Undercover-Reporterin aus dem „Team Wallraff“, wie Betreuer die Aufgaben der Stationshelfer übernehmen. Die Mitarbeiter begründeten das mit Personalmangel, den es laut ihren Aussagen seit Monaten gebe.

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Stellungnahme von Seniorenheim-Betreiber Sereni Orizzonti hierzu

Der italienische Betreiberin vieler europäischer Pflegeheime, Sereni Orizzonti, äußerte sich dazu so: „Ich widerspreche entschieden der unrichtigen Behauptung, dass in unserem Haus Bewohner*innen ruhiggestellt werden. Es gibt einen wöchentlichen Beschäftigungsplan (…). Beschäftigung und Betreuung aller Bewohner*innen sind absolut angemessen und sie haben die Möglichkeit, sich an unseren täglichen Animationen zu beteiligen. Die Personalanzahl ist mehr als ausreichend, wobei wir, wie alle übrigen Einrichtungen in Deutschland auch, die mit der Corona-Pandemie verbundenen Schwierigkeiten ertragen müssen.”

Und auch zu den Betreuern, die Stationshelfer-Aufgaben übernahmen, äußerte sich Sereni Orizzonti auf RTL-Anfrage schriftlich: „Fällt ein Mitarbeiter beispielsweise durch Erkrankung aus, werden seine Aufgaben im Interesse und Schutz unserer Bewohner von den übrigen, entsprechend qualifizierten Mitarbeitern übernommen. Die Beschäftigungs- bzw. Ergotherapeuten übernehmen als Betreuer keine Aufgaben von Stations- und Pflegehelfern. Wir verfügen über eine ausreichende und den gesetzlichen Vorgaben entsprechende Anzahl an Mitarbeitern für alle Anforderungen.“

Berührende Szene aus dem Seniorenheim Ebnerstraße im Video

Pflegerinnen werfen Sereni Orizzonti Profitgier vor

Zwei Pflegerinnen sagen der RTL-Reporterin am Ende des Praktikums sehr deutlich, wie sie die Probleme im Heim am „beschissenen Träger“ festmachen: „Meine Meinung ist: Die wollen Profit.“ – „Kohle!“, schmeißt die andere ein, und ihre Kollegin ergänzt: „Der Rest ist denen eigentlich scheißegal.“

Sereni Orizzonti bestritt schriftlich uns gegenüber, dass bewusst an Personal und Gehalt gespart werde, um höheren Profit zu machen. Sie schreiben: Das stimmt absolut nicht. In unserem Seniorenheim kommt Qualität vor Profit und die Anzahl der Fachkräfte ist angemessen.” (swi)

Video-Playlist zu "Team Wallraff"

Playlist: 10 Videos