Hätte der Bayern-Profi sein Interview geben sollen?

Spielerberater Jörg Neblung über Manuel Neuer: "Muss seine Situation verstehen"

Jörg Neblung
Jörg Neblung bei einem Termin.
deutsche presse agentur

von Thomas Lipke

Hat sich Manuel Neuer (36/Schienbeinbruch) mit seinem Zündstoff-Interview ins Aus geschossen?

In der Samstagsausgabe der „Süddeutschen Zeitung" hatte Bayerns Nummer 1 den Rekordmeister nach der Entlassung von seinem Torwarttrainer Toni Tapalovic und Vertrauten heftig kritisiert, sagte: „Das hat mir das Herz herausgerissen“. RTL sprach mit Spielerberater Jörg Neblung (55), der unter anderem Robert Enke beraten hatte.

Neblung im RTL-Interview: Neuer hat sich keinen Gefallen getan

Manuel Neuer
Hat sich Manuel Neuer mit seinem Interview geschadet?
www.imago-images.de, IMAGO/Pressefoto Baumann, IMAGO/Alexander Keppler

Seit seinem Skiunfall im Dezember arbeitet Manuel Neuer an seinem Comeback, ob er noch mal zu alter Stärke findet und wieder Stammtorwart beim FC Bayern wird, ist unklar. Die letzten Wochen waren jedenfalls nicht einfach für ihn, was natürlich auch an der Entlassung seines Torwarttrainers Tapalovic lag – bitter für ihn. Klar ist auch: Sein Interview in der SZ hat seinen Stand bei den Bayern-Bossen nicht gerade verbessert. Neblung zu RTL: „Dass er sich mit dem Interview keinen Gefallen getan hat, ist klar. In der Vergangenheit gab es ja schon mal Interviews, die nicht optimal gelaufen sind, wie zum Beispiel das Interview von Cristiano Ronaldo. Auch in Neuers Fall war es nicht schwer zu erkennen, dass das nach hinten losgeht.“

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Der gebürtige Gelsenkirchener hatte u.a. gesagt: „Für mich war das ein Schlag - als ich schon am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Herz herausgerissen wurde. Das war das Brutalste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe schon viel erlebt. Es gab keinen Grund, den ich nachvollziehen konnte. Es wurden Dinge gesagt, mit denen ich nicht einverstanden bin. Nichts, was ich gehört habe, hätte die Möglichkeit ausgeschlossen, dass man miteinander spricht und die Dinge klärt. Bei Bayern München wollen wir anders sein – eine Familie. Und dann passiert etwas, was ich noch nie erlebt habe. Es ist eine traurige Sache für alle: für den Verein, für Tapa, die Mitarbeiter und alle Torhüter mich eingeschlossen.“ Rumms!

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Zwar steht für den Spieler-Agenten fest, dass er Neuer niemals zu so einem Interview geraten hätte, „ich kann damit für keinen positiven Effekt sorgen. Da muss ich auch mal die Faust in der Tasche ballen, warten, bis sich meine Emotionen legen und dann sachlich mit dem Verein darüber diskutieren.“ Doch zugleich erklärt Neblung, der momentan u.a. Stefan Ortega bei Man City berät: „Man muss seine Situation verstehen – er hat nicht nur seinen Torwarttrainer, sondern auch engen Freund und Trauzeugen verloren. Das hat ihn natürlich getroffen und zugleich merkt er, dass sein Thron wackelt.“

Was stattdessen hilfreich gewesen wäre

Diplomatie! „Natürlich gibt es mal die Keule der Öffentlichkeit, damit der Klub merkt, dass man unglücklich ist. Aber das muss in Maßen geschehen, damit der Schaden nicht zu groß ist“ führt Neblung aus.

Ob Neuer noch mal ins Bayern-Tor zurückkehrt, vermag er nicht zu beurteilen, sagt nur: „Wenn er wieder auf dem Platz steht, ist er immer noch ein Weltklasse Torhüter, aber die Verletzung ist auch schwerwiegend. Wir alle sollten ihm Zeit für seine Regeneration geben und dann die Situation bewerten.“