RTL-Kommentar nach Zündstoff-Interview
Neuer hat mit Bayern gebrochen
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von Thomas Lipke
Im Dezember brach sich Deutschlands und Bayerns Nummer 1 Manuel Neuer (36/Vertrag bis 2024) bei einem Skiunfall den Unterschenkel. Jetzt hat Neuer zum ersten Mal seit seinem Unfall gesprochen, in Form eines Interviews mit der „Süddeutschen Zeitung“. Und ein Interview, nach dem man sich fragt, wie lange Manuel Neuer noch Torwart des Rekordmeisters ist. Ein Kommentar.
Tischtuch zerschnitten
Wie viel Frust muss in Manuel Neuer stecken? Antwort: sehr viel. In den letzten Wochen ist viel auf ihn eingeprasselt. Da war das frühe WM-Aus in der Vorrunde, der Ski-Unfall samt Schienbeinbruch und Saison-Aus. Und vor zwei Wochen feuerten die Bayern dann auch noch seinen langjährigen Torwarttrainer und Vertrauten Toni Tapalovic.
Neuer: „Für mich war das ein Schlag - als ich schon am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Herz herausgerissen wurde. Das war das Brutalste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe schon viel erlebt. Es gab keinen Grund, den ich nachvollziehen konnte. Es wurden Dinge gesagt, mit denen ich nicht einverstanden bin. Nichts, was ich gehört habe, hätte die Möglichkeit ausgeschlossen, dass man miteinander spricht und die Dinge klärt. Bei Bayern München wollen wir anders sein – eine Familie. Und dann passiert etwas, was ich noch nie erlebt habe. Es ist eine traurige Sache für alle: für den Verein, für Tapa, die Mitarbeiter und alle Torhüter, mich eingeschlossen.“ Sätze, die von einer tiefen Enttäuschung stammen müssen – noch mehr Polemik geht nicht.
Vorweg: Seinen Frust kann man absolut verstehen, aber bei allem Verständnis für seine Situation: Mit seinen Aussagen ist Neuer zu weit gegangen. War das Verhältnis zu Trainer Julian Nagelsmann vorher schon nur „professionell“, so fragt man sich nun, ob es überhaupt noch eines gibt.
Neuer trägt Selbstverantwortung für seinen Unfall
Sport-Vorstand Oliver Kahn kündigte noch in der Nacht „ein sehr deutliches Gespräch“ an. Klar! Denn hat Neuer nicht selbst gesagt „bei Bayern wolle man anders sein“? Dazu gehört auch, Dinge, die einem nicht passen, intern anzusprechen. Dazu soll das Interview nicht abgesprochen gewesen sein. Und klar ist auch: Seinen Unfall – so tragisch er auch sein mag – hat der gebürtige Gelsenkirchener selbst zu verantworten. Er hat seinen Klub damit in große Probleme gestürzt. Die Bayern mussten handeln – zugleich weiß niemand, in welcher Verfassung Neuer jemals wieder zurückkehren wird.
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Logisch zudem, dass die Bayern solche Aussagen nicht auf sich sitzen lassen. Denn zur „Mia san mia-Mentalität“ gehört auch und vor allem: Der Klub ist größer als jeder Spieler. Das wird und muss auch für einen Manuel Neuer gelten!
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Auch eine Legende kann sich nicht alles erlauben
Seit 2011 spielt Neuer bei Bayern, gewann mit dem Rekordmeister zweimal die Champions League. Der Torwart, der mit den Worten „koan Neuer“ empfangen wurde, wurde zur Bayern-Legende. Doch auch eine Legende, kann sich nicht alles erlauben.
Neuers Vertrag läuft noch zwei Jahre. Nach diesem Interview ist man geneigt zu raten: Bayern und Neuer? Eine vorzeitige Trennung wäre womöglich das Beste für alle!